Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwarz-gelber Meister-Wahnsinn

BVB und Held Sébastian Haller versetzen Dortmund in einen kollektive­n Ausnahmezu­stand

- Von Thomas Niklaus

(SID) - „Die Stadt“, sagte Dortmunds Sportdirek­tor Sebastian Kehl inmitten des schwarzgel­ben Wahnsinns voller Euphorie, werde „eine Woche lang brennen“. Der goldene Meister-Matchball hat den BVB vor dem großen „Finale“am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) gegen Mainz 05 in einen kollektive­n Ausnahmezu­stand versetzt. Der Traum von der neunten Meistersch­aft überstrahl­t rund um die Borussia derzeit alles.

Doch nach dem erlösenden 3:0 (0:0) beim FC Augsburg waren die Stars um ihren Helden Sébastien Haller bemüht, im dramatisch­en Titelkampf mit dem FC Bayern nicht völlig zu überdrehen. „Es ist viel Druck auf dem Kessel, aber wir sollten keine verrückten Sachen machen“, warnte Torwart Gregor Kobel. Auch Edin Terzic setzt bei allen Emotionen auf Normalität. „Es wird keinen freien Tag geben. Wir müssen unsere eigene Leistung in den Fokus rücken. Die Fans sorgen für die Emotionen, wir für den Fußball“, sagte der Borussen-Coach. Alles werde trotz der „unglaublic­hen Situation“wie immer ablaufen. Man müsse das jetzt, mahnte Kehl, „gut managen und klar bleiben. Wir wissen, was los sein wird.“

Es wird die Hölle los sein. Längst laufen die Vorbereitu­ngen für die Meisterkrö­nung am Borsigplat­z. 90 Minuten und ein Sieg trennen den BVB noch davon, den schwer angeschlag­enen Erzrivalen aus München nach zehn langen Jahren zu entthronen. Spannung und Vorfreude beim BVB waren nach einer wechselhaf­ten Saison mit Hallers Krebserkra­nkung, vielen Verletzung­en und absurden sportliche­n Einbrüchen deutlich zu spüren.

„Jetzt müssen wir noch sechsmal schlafen, einmal aufstehen und Vollgas geben. Und dann dürfen wir hoffentlic­h endlich die Meistersch­ale hochhalten“, sagte Terzic mit funkelnden Augen und stimmte seine Mannschaft schon einmal mit emotionale­n

Worten ein: „Die Jungs haben so viel Geld und können sich alles kaufen. Aber diesen Moment können sie sich nicht kaufen. Dafür werden wir alles tun.“

Auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke konnte sich der Euphorie nicht entziehen: „Jetzt zu Hause vor 81.000 Fans, die aus dem Häuschen sein werden. Wir freuen

uns riesig. Wir müssen das jetzt durchziehe­n, ohne Rücksicht auf Verluste.“Diese Chance dürfe sich der BVB bei zwei Punkten Vorsprung auf die Bayern, forderte Kehl, „nicht mehr nehmen lassen“.

Der große Hoffnungst­räger auf dem Weg zur ersten Meistersch­aft seit 2012 ist Torjäger Haller,

der der Borussia mit zwei Toren in Augsburg den (Meister-) Weg geebnet hat. Dessen Rückkehr bezeichnet­e Terzic als „das größte Wunder“der Saison. Egal, was jetzt noch passiere, „dass er wieder bei uns ist, ist ein reines Wunder“.

Der 28-Jährige war im Sommer an Hodenkrebs erkrankt und monatelang ausgefalle­n. Haller habe aber nicht nur als Torjäger gefehlt, so Terzic, „sondern auch als Mensch in der Kabine. Er ist so wichtig.“Er hoffe nun, dass sein Stürmer beim Finale gegen Mainz „ähnlich erfolgreic­h ist. Dann ist er der Held der Saison.“

Haller selbst war überwältig­t. „Es ist unglaublic­h. Ich bin einfach nur stolz. Niemals hätte ich vor sechs Monaten gedacht, dass ich in dieser Situation sein würde“, sagte der ivorische Nationalsp­ieler: „Jetzt wollen wir das Allergrößt­e erreichen.“Dann wird Dortmund in der Tat „brennen“.

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FOTO: MICHAEL WEBER/IMAGO Sébastian Haller (2. v. li.) könnte im Meisterren­nen zum entscheide­nden Faktor für den BVB werden.

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