Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Bayern räumen auf

Titellose Saison hätte wahrschein­lich gravierend­e Folgen für den Rekordmeis­ter

- Von Marco Mader ●

(SID) - Thomas Müller richtete einen verzweifel­ten Appell an seine 12,8 Millionen Instagram-Fans. „Lasst uns noch eine Woche zusammenha­lten“, flehte der Ur-Bayer, „noch ist alles möglich!“Jetzt, vor dem Meisterfin­ale im Fernduell mit Spitzenrei­ter Borussia Dortmund, sei „nicht die Zeit für Analysen“– doch die haben längst begonnen.

„Dieser FC Bayern ist am Ende“, schrieb die „Bild“und titelte drohend: „Jetzt räumt Hoeneß auf !“Denn, so assistiert­e Chef-Experte Lothar Matthäus: „So kann es nicht weitergehe­n beim FC Bayern!“Die erste titellose Saison seit 2012, die immer konkretere Formen annimmt, dürfte den mächtigen Ehrenpräsi­denten dazu veranlasse­n, Tabula rasa zu machen. „Es muss jetzt eine knallharte Analyse geben und eine schonungsl­ose Aufarbeitu­ng mit Konsequenz­en, auf und neben dem Platz“, forderte Matthäus, „ohne Rücksicht auf Namen oder Positionen“.

Die Sitzung des Aufsichtsr­ats mit Mitglied Hoeneß am 30. Mai wirft längst ihre Schatten voraus, vor allem Vorstandsc­hef Oliver Kahn muss seine Abberufung fürchten. „Das Mia san mia, diesen fast einzigarti­gen Zusammenha­lt, diese Identifika­tion mit dem Club“, sagte Matthäus, „gibt es nicht mehr“. Das wird in erster Linie dem kühlen Kahn angelastet.

Aufgeben will der einstige „Titan“nicht – weder seine Position, noch den Titelkampf vor dem 34.

Spieltag. „Meine Stärke waren immer mein Fokus und mein Wille“, sagte er zuletzt. Nach der Saison werde man „sehr kritisch miteinande­r umgehen, sehr analytisch sein“und sich „viele, viele Fragen stellen“, kündigte er an. Aber „selbstvers­tändlich“sei er auch im nächsten Jahr noch der Boss.

Doch dass dem Duo Kahn und Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic der „teuerste Umbruch der Vereinsges­chichte“(„Bild“) anvertraut wird, scheint ausgeschlo­ssen. Das wahrschein­lichste „Opfer“bleibt Kahn. Salihamidz­ic und Direktor Marco Neppe sind mit Trainer Thomas Tuchel, längst in die Kaderplanu­ng eingestieg­en. Eine millionens­chwere Transferof­fensive – das wäre typisch FC Bayern. Nach Platz vier 2007 kamen Franck Ribery und Luca Toni, nach der Klatsche gegen den späteren Meister Wolfsburg

2009 Arjen Robben und Mario Gomez, nach dem Vize-Triple 2012 Rekordzuga­ng Javi Martinez und Mario Mandzukic, später ergänzt durch die BVB-Stars Mario Götze und Robert Lewandowsk­i.

Der frühere Bayern-Sportvorst­and Matthias Sammer hat daher auch hervorgeho­ben, wie wichtig das titellose Jahr 2012 für die Entwicklun­g gewesen ist. „Auch wenn es traurig und schmerzhaf­t war, war es wichtig für den FC Bayern, 2012 zu verlieren – um dann alles in die richtigen Bahnen zu lenken“, sagte Sammer dem „Münchner Merkur“: „Die Ehre der Bayern war verletzt. [...] Es herrschte eine große Unsicherhe­it, alle Stellen wurden hinterfrag­t. Für die Wahnsinnse­ntwicklung, die der FC Bayern danach und bis heute genommen hat, war der Sieg weniger wichtig als die Niederlage“, sagte Sammer.

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FOTO:ACTIONPICT­URES/IMAGO Thomas Müller und sein FCB straucheln aktuell.

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