Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Odyssee ins Kundencenter
Zu viele Anfragen für zu wenig Personal führt zu Überlastung – das war in den vergangenen Monaten häufig zu hören, vor allem bei den Stadtwerken. Klar, die Preise haben sich erhöht, dann kamen Strom- und Gaspreisbremse. Dass die Kunden zu der Zeit jede Menge Fragen hatten, neben all dem, was sie ohnehin in Sachen Energie plagt, war nachvollziehbar. Jetzt, im Juni, sollte das eigentlich anders aussehen, die Fragen geklärt sein. Doch zu Mitarbeitern der Stadtwerke durchzudringen, ist trotzdem nahezu unmöglich. Ich habe es versucht.
Die Mailadresse des Kundencenters ist auf der Internetseite kaum auffindbar. Wer die Nummer des Kundencenters anruft, wird freundlich darauf verwiesen, dass alle Mitarbeiter im Gespräch sind, man aber bitte nicht warten solle, sondern später nochmal anrufen. Also rüber zum Kundencenter am Leopoldplatz. Dort sitzt genau eine Mitarbeiterin, die mich freundlich darauf verwies, dass sie nur Belange rund ums Donaubad und die Saisonkarte bearbeitet, während das Kundencenter in der Zentrale auf dem Kasernenareal sich allem anderen annimmt. Des Ansturms wegen hatten die Stadtwerke die Kundencenter nach Themen aufgeteilt. Doch von Ansturm ist nichts mehr zu merken, anders als vor Saisonbeginn vor vier Wochen. Jedenfalls sollte ich bitte zur zweiten Filiale aufs Kasernenareal fahren. „Die haben noch geöffnet bis 12 Uhr“, sagte sie. Spätestens in diesem Moment kochte ich.
Tatsächlich: An zwei Tagen hat das Kundencenter in der Zentrale von 9 bis 12 Uhr geöffnet, an zwei Tagen von 14 bis 17 Uhr und freitags sogar mal von 9 bis 13 Uhr. Welcher arbeitende Mensch hat in dieser Zeitspanne frei und fährt dann auch noch an den Stadtrand? Die Botschaft, die beim Kunden ankommt: Lasst uns bitte möglichst in Ruhe. Service geht jedenfalls anders.