Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Apotheken im Kreis schließen für einen Tag
Apotheken stehen wegen Sparkursen, Lieferengpässen und Bürokratie unter Druck
- Fast alle Apotheken im Kreis Sigmaringen werden am 14. Juni wegen des bundesweiten Protesttags der Apotheker geschlossen bleiben. Davon geht Simon Forster aus, dem die Laizer Apotheke und die Hohenzollern-Apotheke in Krauchenwies gehören. Wenn er über die Situation der Apotheken spricht, wird er schnell emotional. „Ich möchte, dass meine Mitarbeiter eine Zukunft haben“, sagt er.
Denn laut Forster und dem Verband der Apotheker ist die Lage der Apotheken in Deutschland angespannt. Aus einem Positionspapier der Schloss Apotheke in Bergisch-Gladbach zum Streik geht hervor, dass voraussichtlich 500 Apotheken in diesem Jahr den Betrieb einstellen werden. 2022 waren es 399.
Einer der größten Kritikpunkte der Apotheker ist: Das Honorar, das sie pro verkauftem verschreibungspf lichtigen Arzneimittel bekommen, ist seit zehn Jahren nicht gestiegen. Diese werden in der Arzneimittelpreisverordnung festgelegt und können nicht von den Apotheken erhöht werden. Konkret fordert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) eine Erhöhung des Beitrags von 8,35 Euro auf 12 Euro und eine jährliche Anpassung.
Unter anderem soll zudem mehr Handlungsfreiheit in der Versorgung – beispielsweise bei Lieferengpässen ein anderes Medikament mit gleichem Wirkstoff zu verkaufen – möglich gemacht werden.
Eine weitere Forderung ist der grundsätzliche Bürokratieabbau. Simon Forster erklärt, dass die Inflation und ein steigender Bürokratieaufwand auch in den Apotheken große Themen seien und
diese zusätzlich belasten. „Man kann nicht immer mehr fordern für das gleiche Geld“, sagt er.
Nach der Pandemie wurden im April dieses Jahres die Abschläge wieder erhöht, die von den verkauften Arzneimitteln an die Krankenkassen gehen. Während der Pandemie wurden diese gesenkt, um die Apotheken zu entlasten. Eine Sigmaringer Apotheke kritisiert mit einem Plakat der
Freien Apothekerschaft die Politik. Darauf steht: „Karl L., der Apotheken-Terminator“und es ist an den Bundesgesundheitsminister gerichtet.
Simon Forster spricht viele Themen an, die seine Branche derzeit beschäftigen. Neben bestehenden Lieferengpässen bei Arzneimitteln, Fachkräftemangel und den politischen Vorgaben sieht er auch den Onlinehandel als Gefahr. „Meine Konkurrenz sitzt nicht in Sigmaringen, die sitzt im Internet“, sagt er. „Wir werden für die Beratung bezahlt.“Die Versandapotheken dagegen seien nicht verpf lichtet, jeden Kunden über das Arzneimittel individuell aufzuklären, das sie dort kaufen.
Wenn am 14. Juni alle Apotheken im Kreis geschlossen bleiben, haben nur eine Apotheke in Stetten
am kalten Markt und in Ostrach als Notdienst geöffnet. „Ich hoffe, dass alle mitmachen“, sagt Forster. Als Apothekeninhaber habe er zwei zentrale Interessen: einerseits der Gesundheitsgedanke, andererseits der betriebswirtschaftliche. Gleichzeitig wolle er den Kunden klar machen, dass der Streik nicht ihnen gelte. „Ich möchte den Kunden ja helfen und sie gesund machen“, sagt er.