Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kunzelmann findet Lösungen für Fachkräftemangel
Die Firma sieht sich gezwungen auf eine Zeitarbeitsfirma zurückzugreifen – Neue Halle in Planung
- Die Firma Kunzelmann in Hausen am Andelsbach beschäftigt inzwischen 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und agiert als Logistikunternehmen für bekannte Firmen, wie Hugo Boss, Krüger, Joop oder Marccain. Doch auch in Hausen gibt es, wie aktuell in vielen Firmen, enormen Fachkräftemangel, wie sich in einem Gespräch mit der Agentur für Arbeit in der Firma herausstellt.
Mäntel, Blusen, Lederjacken oder auch Hosen der oben genannten Marken werden direkt aus dem Herstellungsland nach Hausen geliefert, um dort aufbereitet und geprüft zu werden. Falls diese einen defekten Reißverschluss, Flecken, fehlende Knöpfe oder auch verfälschte Farben haben, werden sie aussortiert. Bestimmte Stoffe müssten zudem speziell aufgebügelt oder gedampft werden, damit sie im Lastwagen hängend an die Filialen geliefert werden könnten. „Dabei ist es wichtig, dass die Kleidungsstücke an der Stange nicht zu sehr zusammengedrückt werden. Wir können dabei nicht so viele Teile wie üblich in den LKW laden, aber dem Kunden ist die Qualität einfach wichtiger“, sagt Stephanie Szilagyi, Prokuristin der Firma und für das Personal zuständig. Diese Aufbereitung könne nicht in den Herstellungsländern gemacht werden, da dann die Transportkosten zu teuer werden würden, erklärt Silke Fischer, Geschäftsführerin von Kunzelmann.
Angefangen habe alles mit der Firma Charles Vögele vor über 40 Jahren, erzählt Fischer. Damals übernahm die Firma Kunzelmann
mit den Lastwagen auch die gesamte Spedition von Vögele. Später sei dann schließlich die Aufbereitung dazugekommen sowie nach und nach zusätzliche Firmen.
Doch mit dem Wachstum wächst auch die Zahl der Mitarbeiter und damit das Problem des Fachkräftemangels in den Hallen von Kunzelmann. Obwohl die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Sigmaringen im Mai zwar um 1,9 Prozent zurückgeht und im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit in Balingen erstmals in diesem Jahr wieder unter 7000 Personen sinkt und im Kreis Sigmaringen bei 2512 Personen liegt. Die Zahl der Arbeitslosen ist jedoch
immer noch um ein Viertel höher als noch vor einem Jahr, geht aus einem Bericht der Agentur für Arbeit hervor. Dies hänge aber vor allem mit dem Krieg in der Ukraine zusammen, der einen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosen ausgelöst habe, so Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit in Balingen.
Auch in Hausen arbeiten inzwischen fünf ukrainische Mitbürger, so Fischer. „Wir versuchen für unsere Mitarbeitenden die verschiedensten Zeitmodelle möglich zu machen, vor allem Frauen mit Kindern versuchen wir extrem entgegenzukommen“, sagt Fischer. Die Firma habe alles mögliche versucht, um
weitere Arbeitskräfte zu bekommen. „Inzwischen sind wir auf eine Zeitarbeitsfirma gekommen, die uns ab jetzt mit zusätzlichen zehn Arbeitskräften aus Litauen aushelfen kann“, sagt sie. Insgesamt habe die Firma Mitarbeitende aus zwölf verschiedenen Ländern, werbe in Mitteilungsblättern und Online. „Natürlich haben wir auch ein tolles Stammpersonal mit Leuten, die schon lange da sind, aber die Fluktuation bleibt.“
Vor allem im Hinblick auf die Zukunftspläne bleibt die Suche nach Fachkräften trotzdem aktuell. Kunzelmann möchte nämlich auf dem Firmengelände nebenan auf einer Fläche von 7500 Quadratmetern eine neue Halle bauen. Die Pläne dafür sind aktuell im Genehmigungsverfahren, erklärt Fischer. „Wir haben noch keine genauen Pläne, wie viel zusätzliche Arbeitsplätze wir schaffen werden, aber wir sind weiterhin auf der Suche.“