Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Projekt soll zu Offenheit und Toleranz beitragen
Blochinger Wichtele erhält Landesförderung für die Aufklärung zu queeren Themen
- Das Blochinger Wichtele erhält für das Projekt „Auch Mengen ist bunt“eine Förderung in Höhe von 8.000 Euro aus dem Programm „Für mehr Akzeptanz und gleiche Rechte“des Landes Baden-Württemberg. Das geht aus einer Pressemitteilung des Sozialministeriums hervor. Mit dem Geld sollen Vorträge und Aktionen zum besseren Verständnis von queeren Menschen organisiert werden.
Unter der etwas sperrigen Abkürzung LSBTIQ* werden Menschen zusammengefasst, deren sexuelle Orientierung nicht heterosexuell ist: lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle oder queere Menschen. Projekte, die sich die Sichtbarmachung und Gleichstellung dieser Menschen in der Gesellschaft zur Aufgabe gemacht haben, sollen vom Land gefördert werden.
„Auch und gerade im ländlichen Raum brauchen wir mehr Akzeptanz und Toleranz für diese Menschen“, sagt Johanna BenzSpies. Ihrer Meinung nach sei es enorm wichtig, als Gesellschaft mit der bunten Vielfalt in einem Ort umzugehen. „Damit meine ich nicht nur die sexuelle Orientierung, sondern auch Herkunft, soziale Schicht oder Bildung.“Nur gemeinsam und als offene Gesellschaft könne dem demografischem Wandel begegnet werden.
Deshalb ist sie besonders froh, dass nicht das Blochinger Wichtele selbst die Beschäftigung mit diesem Thema initiiert hat, sondern die Idee aus der Bevölkerung stammt. Vielmehr aus einem der nachmittäglichen Kaffeetreffs, die von den Menschenräumen in Mengen angeboten werden. „Eine ältere Dame kam bei einem Treffen
auf mich zu und gestand mir, dass sie sich mehr Aufklärung in diesem Bereich wünsche“, sagt Benz-Spies, die mitbekommen hatte, dass am Tisch der Frau eine rege Diskussion zum Thema Geschlechtsumwandlung entstanden war. „Dass sie dann auf mich zugekommen sind und nach einem Vortrag zum besseren Verständnis gefragt haben, fand ich sehr beeindruckend.“Das habe nicht nur gezeigt, dass sich auch ältere Menschen für die queeren Themen interessieren, sondern auch, dass in den Menschenräumen die offene Atmosphäre herrscht, ungewöhnlichere Themen
auch anzusprechen. Das Förderprogramm sei da gerade recht gekommen. „Ich hatte mir nämlich schon Gedanken darüber gemacht, wie wir richtige Fachvorträge finanziell stemmen können“, sagt Johanna Benz-Spies. Angedacht sei jetzt, im Herbst verschiedene Experten einzuladen und nach dem Vortrag mit den Anwesenden ins Gespräch zu kommen. Soziale Fachkräfte sollen die Diskussionsrunden begleiten und auch im Nachgang für Gäste mit Redebedarf oder Betroffene erreichbar sein. Falls das Interesse besteht, könnte sich BenzSpies auch die Gründung einer
Aktionsgruppe vorstellen, die das Engagement für die queere Community selbst in die Hand nimmt. „Daraus könnten weitere Informationstreffen, Veranstaltungen oder Aktionen entstehen.“Auf diese Weise könnten Nichtbetroffene für das Thema sensibilisiert werden und beispielsweise lernen, Begriffe richtig zu verwenden, ohne anderen unabsichtlich zu verletzen. „Kontroverse Diskussionen gehören im Zweifel auch dazu.“
Die grüne Bundestagsabgeordnete Andrea-Bogner Unden freut sich, dass die Mengener Initiative bedacht worden ist. Nicht alle Anträge
seien nämlich bewilligt worden. „Ich danke den vielen Akteurinnen und Akteuren auf kommunaler Ebene für ihren Einsatz für eine tolerante und offene Gesellschaft“, wird sie in einer Pressemitteilung zitiert.
Das Land Baden-Württemberg fördert im Zuge des Aktionsplans insgesamt 17 regionale Projekte in Höhe von 115.000 Euro. Dadurch werden Aktive vor Ort bei der Organisation von Veranstaltungen, Qualifizierungs- und Dialogformaten, Informationsmaterialien oder Öffentlichkeitskampagnen über das ganze Land hinweg unterstützt.