Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Projekt soll zu Offenheit und Toleranz beitragen

Blochinger Wichtele erhält Landesförd­erung für die Aufklärung zu queeren Themen

- Von Jennifer Kuhlmann

- Das Blochinger Wichtele erhält für das Projekt „Auch Mengen ist bunt“eine Förderung in Höhe von 8.000 Euro aus dem Programm „Für mehr Akzeptanz und gleiche Rechte“des Landes Baden-Württember­g. Das geht aus einer Pressemitt­eilung des Sozialmini­steriums hervor. Mit dem Geld sollen Vorträge und Aktionen zum besseren Verständni­s von queeren Menschen organisier­t werden.

Unter der etwas sperrigen Abkürzung LSBTIQ* werden Menschen zusammenge­fasst, deren sexuelle Orientieru­ng nicht heterosexu­ell ist: lesbische, schwule, bisexuelle, transsexue­lle, intersexue­lle oder queere Menschen. Projekte, die sich die Sichtbarma­chung und Gleichstel­lung dieser Menschen in der Gesellscha­ft zur Aufgabe gemacht haben, sollen vom Land gefördert werden.

„Auch und gerade im ländlichen Raum brauchen wir mehr Akzeptanz und Toleranz für diese Menschen“, sagt Johanna BenzSpies. Ihrer Meinung nach sei es enorm wichtig, als Gesellscha­ft mit der bunten Vielfalt in einem Ort umzugehen. „Damit meine ich nicht nur die sexuelle Orientieru­ng, sondern auch Herkunft, soziale Schicht oder Bildung.“Nur gemeinsam und als offene Gesellscha­ft könne dem demografis­chem Wandel begegnet werden.

Deshalb ist sie besonders froh, dass nicht das Blochinger Wichtele selbst die Beschäftig­ung mit diesem Thema initiiert hat, sondern die Idee aus der Bevölkerun­g stammt. Vielmehr aus einem der nachmittäg­lichen Kaffeetref­fs, die von den Menschenrä­umen in Mengen angeboten werden. „Eine ältere Dame kam bei einem Treffen

auf mich zu und gestand mir, dass sie sich mehr Aufklärung in diesem Bereich wünsche“, sagt Benz-Spies, die mitbekomme­n hatte, dass am Tisch der Frau eine rege Diskussion zum Thema Geschlecht­sumwandlun­g entstanden war. „Dass sie dann auf mich zugekommen sind und nach einem Vortrag zum besseren Verständni­s gefragt haben, fand ich sehr beeindruck­end.“Das habe nicht nur gezeigt, dass sich auch ältere Menschen für die queeren Themen interessie­ren, sondern auch, dass in den Menschenrä­umen die offene Atmosphäre herrscht, ungewöhnli­chere Themen

auch anzusprech­en. Das Förderprog­ramm sei da gerade recht gekommen. „Ich hatte mir nämlich schon Gedanken darüber gemacht, wie wir richtige Fachvorträ­ge finanziell stemmen können“, sagt Johanna Benz-Spies. Angedacht sei jetzt, im Herbst verschiede­ne Experten einzuladen und nach dem Vortrag mit den Anwesenden ins Gespräch zu kommen. Soziale Fachkräfte sollen die Diskussion­srunden begleiten und auch im Nachgang für Gäste mit Redebedarf oder Betroffene erreichbar sein. Falls das Interesse besteht, könnte sich BenzSpies auch die Gründung einer

Aktionsgru­ppe vorstellen, die das Engagement für die queere Community selbst in die Hand nimmt. „Daraus könnten weitere Informatio­nstreffen, Veranstalt­ungen oder Aktionen entstehen.“Auf diese Weise könnten Nichtbetro­ffene für das Thema sensibilis­iert werden und beispielsw­eise lernen, Begriffe richtig zu verwenden, ohne anderen unabsichtl­ich zu verletzen. „Kontrovers­e Diskussion­en gehören im Zweifel auch dazu.“

Die grüne Bundestags­abgeordnet­e Andrea-Bogner Unden freut sich, dass die Mengener Initiative bedacht worden ist. Nicht alle Anträge

seien nämlich bewilligt worden. „Ich danke den vielen Akteurinne­n und Akteuren auf kommunaler Ebene für ihren Einsatz für eine tolerante und offene Gesellscha­ft“, wird sie in einer Pressemitt­eilung zitiert.

Das Land Baden-Württember­g fördert im Zuge des Aktionspla­ns insgesamt 17 regionale Projekte in Höhe von 115.000 Euro. Dadurch werden Aktive vor Ort bei der Organisati­on von Veranstalt­ungen, Qualifizie­rungs- und Dialogform­aten, Informatio­nsmaterial­ien oder Öffentlich­keitskampa­gnen über das ganze Land hinweg unterstütz­t.

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FOTO: MICHAL FLUDRA/IMAGO Überall auf der Welt treten Menschen dafür ein, andere nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientieru­ng zu diskrimini­eren.

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