Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bingen verabschiedet Bürgermeister Fetzer
Weggefährten bedanken sich für vertrauensvolle Arbeit – 21 Jahre lang Chef der Gemeinde
- Drei Jahrzehnte hat Jochen Fetzer die Gemeinde Bingen zunächst als Kämmerer, später als Bürgermeister, geprägt. Ende des Monats ist jedoch Schluss. Eine hohe Arbeitsbelastung, Probleme mit der Bürokratie und gesundheitliche Gründe brachten Fetzer dazu, im Gemeinderat im Herbst 2023 seinen Rücktritt zu verkünden. Bei seiner offiziellen Verabschiedung in der Sandbühlhalle nutzten eine Vielzahl an Weggefährten und Kollegen die Möglichkeit, um ihm ihren Dank für seine Arbeit auszusprechen.
Landrätin Stefanie Bürkle lobte Fetzer für seine ruhige, souveräne und engagierte Arbeit in der Gemeinde. Er überlasse seinem Nachfolger Marco Potas überaus gut bestellte Felder. Das neu errichtete Rathaus sei ein Meisterstück, die Verschuldung der Gemeinde weit unterdurchschnittlich. Sie bedauert seinen Rücktritt, insbesondere weil er nicht der einzige in den vergangenen Monaten war. „Das ist ein Abschied, wie wir ihn in letzter Zeit leider öfter erleben. Dass Bürgermeister aufhören oder nicht mehr kandidieren, macht nachdenklich“, sagte Bürkle.
Hettingens Bürgermeisterin Dagmar Kuster bedankte sich bei Fetzer im Anschluss im Namen der Bürgermeister im Kreis für
seine loyale und freundschaftliche Unterstützung. Genau wie Fetzer gab Kuster im vergangenen Jahr ihren vorzeitigen Rücktritt bekannt.
Kämmerer Robert Kromer sprach den Dank der Verwaltungsmitarbeiter aus. „Die Tatsache, dass viele der Mitarbeiter Sie über Jahrzehnte begleitet haben,
spricht Bände“, sagte Kromer. Der Umgang sei stets von Vertrauen und Empathie geprägt gewesen, auch wenn es zuweilen Reibungspunkte gegeben habe. So habe
Fetzer etwa vor einigen Jahren darauf gedrängt, im damaligen Rathaus Glastüren einsetzen zu lassen – der Transparenz wegen. Der Vorschlag sei aber nur auf wenig Gegenliebe gestoßen. Die Glastüren kamen dennoch, jedoch erst im neuen Rathaus – „im besten Einvernehmen mit den Mitarbeitern“, wie Kromer anfügte. Das zeige Fetzers Beharrlichkeit, so der Kämmerer.
Fetzer zeigte sich gerührt über die Anteilnahme. „Das ist nicht selbstverständlich, wenn der Bürgermeister vorzeitig geht“, betonte er. In seiner Rede blickte er auf eine intensive, aber auch kräftezehrende Zeit in Bingen zurück: „Meine Energie steckt in allem, was in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden ist.“Er hob vor allem das von ihm ins Leben gerufene Dorffest für Vereine hervor. Ein persönliches Ziel sei ihm aber nicht vergönnt gewesen, wie er mit einem Augenzwinkern verriet: eine Zuschussquote von 110 Prozent für ein Projekt zu erreichen. Er sei stets bemüht gewesen, die Haushaltskasse zu entlasten.
An seine Familie gewandt, sagte er: „Einen Schultes als Vater zu haben, ist nicht einfach.“Nun sei er aber Pensionär und habe Zeit. Dennoch bat er mit den Worten von Loriot um Rücksicht: „Entschuldigt, das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch.“