Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Es droht ein kleiner Wurf

- Von Stefan Fuchs s.fuchs@schwaebisc­he.de

Die grün-schwarze Regierungs­koalition in Stuttgart hat sich auf ein Bildungspa­ket geeinigt. Das ist ein gutes Signal, doch nach einem langen Vorlauf steht auch noch ein weiter Weg bevor. Ob daraus tatsächlic­h ein „großer Wurf “wird, wie ihn die Koalition ankündigt, bleibt völlig ungewiss.

Im Koalitions­vertrag hatten sich Grüne und CDU eigentlich darauf verständig­t, die Finger von der Schulstruk­tur im Südwesten zu lassen. Dass jetzt ein Umdenken erfolgt ist, ist die Folge öffentlich­en Drucks. Einerseits ist es gut, wenn eine Regierung auf die Bedürfniss­e der Bevölkerun­g hört. Anderersei­ts muss die Frage gestellt werden dürfen: Warum nicht gleich so? Dass Baden-Württember­g in Sachen Bildung „abschifft“, wie es CDU-Fraktionsc­hef Manuel Hagel formuliert­e, zeichnet sich schon lange ab. Aus dem einstigen Vorzeigela­nd ist ein Nachzügler geworden, der sich Konzepte aus Hamburg abschauen muss, um die Schulen auf Vordermann zu bringen. Weil es Jahre dauern wird, bis die Ergebnisse der Reform sichtbar werden, wird der Südwesten diesen Status auch erst einmal nicht loswerden. Denn eine Umsetzung im Hauruckver­fahren würde alle Beteiligte­n überforder­n. Es bleibt ohnehin fraglich, ob Schulen, Kitas und Kommunen die Aufgaben schultern können. Geld allein wird nicht ausreichen – es braucht attraktive Rahmenbedi­ngungen für diejenigen, die am größten Potenzial des Landes arbeiten: an der Bildung der Kinder.

Wenn alle Parteien ihr Ziel ernst meinen, deren Zukunft im Südwesten zu stärken, ist es außerdem an der Zeit, Brücken über die jüngst wieder aufgebroch­enen Gräben zwischen Koalition und Opposition zu bauen. Im Landtag war herauszuhö­ren, dass FDP und SPD mit manchen Eckpunkten des Bildungspa­kets einverstan­den sind. Der Frust über die gescheiter­te Bildungsal­lianz sitzt allerdings noch tief. Ob die eine oder andere Seite Schuld trägt, ist unerheblic­h. Grüne und CDU verspreche­n, die Hand für konstrukti­ve Vorschläge auszustrec­ken. Ist das Angebot ernst gemeint, sollte es angenommen werden. Ansonsten droht es nach dem langen Anlauf auch noch ein kleiner, statt ein großer Wurf zu werden.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany