Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zu wenig Nachfrage
Oberammergau sagt Sommer-Inszenierung ab
(dpa) - Zu wenig Interesse — darüber konnten sich die Oberammergauer bisher nicht beklagen. Fast eine halbe Million Besucher kamen 2022 zu den weltberühmten Passionsspielen. Doch in diesem Sommer sieht es anders aus: Die Theatermacher haben die geplante Inszenierung des Theaterstücks „Der Rebell“auf der großen Freilichtbühne gestrichen — aufgrund mangelnder Besuchernachfrage. „Schweren Herzens“habe man sich entschlossen, die für 28. Juni geplante Premiere abzusagen, teilte das Passionstheater jetzt mit.
Regisseur und Passionsspielleiter Christian Stückl wollte sein eigenes Stück „Der Rebell“auf die Bühne bringen. Es erzählt die Geschichte vom „Bayerischen Hiasl“, des als eine Art bayerischem Robin Hood bekannt gewordenen Wilderers Matthias Klostermayr. Der zog einst mit seiner Bande durch das heutige Schwaben und wurde zum Volkshelden, weil er sich im Streit um das Jagdrecht auf die Seite des einfachen Volkes stellte. Stückl hatte das Stück aus einem historischen Stoff selbst geschrieben — es wäre die Uraufführung gewesen.
Die Theateraufführungen in den Jahren zwischen den nur alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspielen in Oberammergau hatte Stückl 2005 eingeführt —
zuvor stand das Passionstheater im Sommer leer. Im vergangenen Jahr brachte Stückl mit großem Erfolg Shakespeares Meisterwerk „Julius Caesar“auf die Bühne. Rund 10.000 Zuschauer sahen die Inszenierung, bei der Stückl den historischen Stoff in die von Kriegen erschütterte Neuzeit holte.
Die sommerlichen Inszenierungen finanzieren sich zu zwei Dritteln aus den Besuchereinnahmen, wie die Passionstheater GmbH weiter mitteilte. Die Gemeinde hätte das weitere Drittel dazugegeben. Dennoch: „In diesem Jahr mussten wir feststellen, dass die Nachfrage weit hinter unseren Erwartungen geblieben ist“, teilte Pressesprecher Frederik Mayet mit.