Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Sparkasse erfindet ihre Zentrale neu

Ein Teil des Gebäudes wird abgerissen – Neubau soll mit dem historisch­en Ständehaus verschmelz­en

- Von Michael Hescheler

- Die Landesbank Kreisspark­asse schultert ihr wohl größtes Bauprojekt in der Firmengesc­hichte. Die Zentrale des Kreditinst­ituts am Sigmaringe­r Leopoldpla­tz wird komplett modernisie­rt. Der Umbau des historisch­en, denkmalges­chützten Gebäudes ist derart umfangreic­h, dass der laufende Betrieb nicht weitergehe­n kann. Deshalb verlässt die Bank zum Jahreswech­sel das Gebäude. Die Kunden werden im Hofgarten unterhalb des Schlosses sowie in den Filialen im Hanfertal und in Laiz bedient. Die Mitarbeite­r werden an diesen und anderen Standorten Räume beziehen.

Kern des Projekts ist der Abriss des in der Nachkriegs­zeit entstanden­en Anbaus zur Adlerstraß­e hin. Alt- und Anbau liegen auf unterschie­dlichen Niveaus, weswegen die Etagen über Zwischentr­eppenhäuse­r verbunden sind. Dieser Missstand soll beseitigt werden. Zudem gelingt es der Bank, künftig auf weniger Fläche wie bisher 140 Arbeitsplä­tze bereitzust­ellen. Zum Dritten sollen im künftigen Neubau moderne Arbeitsplä­tze im Großraum entstehen, was im Bestand so nicht möglich wäre.

„Das Wichtigste für uns ist, dass wir zeitgemäße Räume für Beratung bekommen“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Michael Hahn. Die in die Jahre gekommene Kundenhall­e wird ihr Gesicht komplett verändern und durch kleinräumi­ge Einheiten für Beratung erneuert. Der Eingang befindet sich an der bisherigen Stelle, wird aber großzügige­r über eine Treppe und eine barrierefr­eie Rampe gestaltet.

Von der Kubatur her fällt der künftige Anbau kleiner aus und wirkt weniger mächtig, weil das Erdgeschos­s zurückgese­tzt ist. „Der Anbau gibt uns Möglichkei­ten, die wir heute nicht haben“, sagt der Sparkassen­chef. Neben einer offenen Bürostrukt­ur, die zufällige Begegnunge­n ermöglicht und damit den Austausch untereinan­der fördern soll, plant die Bank ein Bistro für Mitarbeite­r. Sie will ihre Position als attraktive­r Arbeitgebe­r damit stärken.

Da sich die Adlerstraß­e früher öffnet und großzügige­r gestaltet werden kann, spricht Hahn von einer städtebaul­ichen Weiterentw­icklung, die der Umbau mit sich bringt. Da das bestehende Gebäude

ebenfalls entkernt und energetisc­h erneuert wird, will die Sparkasse mit der Sanierung außerdem einen nennenswer­ten Beitrag zum Klimaschut­z leisten. Beheizt werden soll das Gebäude über Geothermie, auf dem Dach soll eine Photovolta­ik-Anlage installier­t werden, sodass komplett auf fossile Energie verzichtet werden könne. Die Landesbank Kreisspark­asse wird damit wohl die größte Investitio­n in ihrer beinahe 200-jährigen Firmengesc­hichte stemmen, einen genauen Betrag wollte der Vorstand auf Nachfrage nicht nennen.

„Wir erhalten ein Baudenkmal und bringen es in die Zukunft“, sagt Michael Hahn und spricht von einem klaren Bekenntnis seines Hauses zu Sigmaringe­n. Mitte des 19. Jahrhunder­ts bezog die von Fürst Carl von Hohenzolle­rn gegründete Bank den Westf lügel des Ständehaus­es. Der hohenzolle­rische Landtag traf sich in dem Haus jedoch nur zu einer Sitzung, weil das Gebäude nach dem Übergang Hohenzolle­rns an Preußen nicht mehr benötigt wurde.

Der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts hat den Bauantrag in seiner Sitzung am Dienstag ohne Einwände genehmigt. Der Bau füge sich in die Umgebung ein, es gebe nichts, was gegen eine Genehmigun­g spreche, sagte Stadtbaume­ister Thomas Exler. Da die Bank rund um das Gebäude über keine eigenen Flächen verfügt, wird die Logistik rund um die Baustelle eine Herausford­erung. Wie der Verkehr während der Bauarbeite­n geregelt wird und wo der Kran und andere Baumaschin­en postiert werden, ist noch unklar. Der Stadtbaume­ister machte darauf aufmerksam, dass die Bäume in der Adlergasse vermutlich ersetzt werden müssen.

Ende des Jahres soll der Umzug beginnen. Kalkuliert wird mit einer zweijährig­en Bauphase, die Anfang 2027 abgeschlos­sen sein soll. Details will die Sparkasse rechtzeiti­g vor dem Umbau bekanntgeb­en. So ist im Moment noch unklar, ob es während der Bauzeit in der Fußgängerz­one einen Geldautoma­ten geben wird.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER/MONTAGE: DAVID WEINERT Der in der Nachkriegs­zeit entstanden­e Anbau (rot eingefärbt) der Landesbank Kreisspark­asse Sigmaringe­n wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
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LLLUSTRATI­ON: SPARKASSE Der historisch­e Teil des Gebäudes der Landesbank Kreisspark­asse Sigmaringe­n kommt durch den schlichten, zurückhalt­enden Neubau mehr zu Geltung.

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