Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Unbekannte sägen Truchtelfinger Maibaum an
Gefährliche Aktion mitten in der Nacht – Wackeliger Stamm muss vollends gefällt werden, steht jetzt aber wieder, wenn auch deutlich kürzer
- „'S stoht jeden Dag an Dommer uff“, heißt ein schwäbisches Sprichwort und hier gilt es wohl gleich in vielfacher Hinsicht: Zeugenaussagen zufolge waren in der Nacht auf Mittwoch wohl fünf Unbekannte zugange, um den Truchtelfinger Maibaum zu Fall zu bringen und dabei sich selbst und weitere Unschuldige zu gefährden.
Gestartet war das Maibaumaufstellen in diesem Jahr wieder mit einem überaus schönen Fest. Viele Einheimische ließen es sich nicht nehmen, beim Aufstellen des liebevoll geschmückten Maibaums dabei zu sein.
Die letzten Gäste seien um 2.30 Uhr gegangen, auf eine Nachtwache sei verzichtet worden – die unselige „Tradition“des Maibaumfällens ist schon lange keine mehr. Zuletzt 1983, wusste ein Passant zu berichten, sei von Tunichtguten eines anderen
Stadtteils der Baum gefällt worden. In Zeiten des Albstädter Zusammenwachsens der Orte gebe es doch schon lange keine „Feindschaften“untereinander mehr, dachten sich die Verantwortlichen.
Kurze Zeit nach Auf lösung des Festes jedoch erwachte ein Anwohner in der Lachenstraße am Geräusch einer Motorsäge. Fünf Menschen meint er ausgemacht zu haben, die mit der Säge leicht oberhalb der Halterung zugange waren. Auf seinen Zuruf hin machten sich diese auf und davon, der Maibaum stand zu diesem Zeitpunkt noch, wenn auch auf wackligem Bein. Die informierte Polizei mit der Feuerwehr im Schlepptau begutachtete den
Schaden. Aus Sicherheitsgründen blieb nichts anderes übrig, als den Baum vollends kontrolliert abzuhauen. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf etwa 1000 Euro.
Aufgrund der Sägespuren ist zu vermuten, dass beim Fällen durch die Täter der Baum auf die Hauptstraße gefallen wäre. Auch wenn dies mitten in der Nacht war – in Albstadt waren aufgrund der Kneipennacht viele Menschen unterwegs, die unselige Aktion hätte böse ausgehen können. Aus diesem Grund wird auch Anzeige erstattet. Kerstin Conzelmann, Sprecherin der Truchtelfinger Vereine, zeigte sich zunächst nur fassungslos: „Wir hatten so ein schönes Fest. Das kann nur jemand zerstören, der sich nie für die Allgemeinheit einbringt.“Letztlich sind aber alle froh, dass es nicht zu Verletzten gekommen ist. Und in Truchtelfingen ist bekanntlich alles anders und so machten diese aus der Not eine Tugend. Der Baum war beim sicheren Fällen in der Mitte angeknackst und musste hier geteilt werden. Die obere Hälfte steht nun wieder und bekommt noch ein Schild „Trulla – Besonderer Ort, besonderer Maibaum!“Ein guter Grund, gleich zum „Maifest 2.0“einzuladen, die Truchtelfinger Vereine stellten auch am 1. Mai wieder Kaltgetränke zum Feiern bereit.
„Wir hatten so ein schönes Fest. Das kann nur jemand zerstören, der sich nie für die Allgemeinheit einbringt.“Kerstin Conzelmann