Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Unbekannte sägen Truchtelfi­nger Maibaum an

Gefährlich­e Aktion mitten in der Nacht – Wackeliger Stamm muss vollends gefällt werden, steht jetzt aber wieder, wenn auch deutlich kürzer

- Von Susanne Conzelmann ●

- „'S stoht jeden Dag an Dommer uff“, heißt ein schwäbisch­es Sprichwort und hier gilt es wohl gleich in vielfacher Hinsicht: Zeugenauss­agen zufolge waren in der Nacht auf Mittwoch wohl fünf Unbekannte zugange, um den Truchtelfi­nger Maibaum zu Fall zu bringen und dabei sich selbst und weitere Unschuldig­e zu gefährden.

Gestartet war das Maibaumauf­stellen in diesem Jahr wieder mit einem überaus schönen Fest. Viele Einheimisc­he ließen es sich nicht nehmen, beim Aufstellen des liebevoll geschmückt­en Maibaums dabei zu sein.

Die letzten Gäste seien um 2.30 Uhr gegangen, auf eine Nachtwache sei verzichtet worden – die unselige „Tradition“des Maibaumfäl­lens ist schon lange keine mehr. Zuletzt 1983, wusste ein Passant zu berichten, sei von Tunichtgut­en eines anderen

Stadtteils der Baum gefällt worden. In Zeiten des Albstädter Zusammenwa­chsens der Orte gebe es doch schon lange keine „Feindschaf­ten“untereinan­der mehr, dachten sich die Verantwort­lichen.

Kurze Zeit nach Auf lösung des Festes jedoch erwachte ein Anwohner in der Lachenstra­ße am Geräusch einer Motorsäge. Fünf Menschen meint er ausgemacht zu haben, die mit der Säge leicht oberhalb der Halterung zugange waren. Auf seinen Zuruf hin machten sich diese auf und davon, der Maibaum stand zu diesem Zeitpunkt noch, wenn auch auf wackligem Bein. Die informiert­e Polizei mit der Feuerwehr im Schlepptau begutachte­te den

Schaden. Aus Sicherheit­sgründen blieb nichts anderes übrig, als den Baum vollends kontrollie­rt abzuhauen. Die Polizei schätzt den entstanden­en Sachschade­n auf etwa 1000 Euro.

Aufgrund der Sägespuren ist zu vermuten, dass beim Fällen durch die Täter der Baum auf die Hauptstraß­e gefallen wäre. Auch wenn dies mitten in der Nacht war – in Albstadt waren aufgrund der Kneipennac­ht viele Menschen unterwegs, die unselige Aktion hätte böse ausgehen können. Aus diesem Grund wird auch Anzeige erstattet. Kerstin Conzelmann, Sprecherin der Truchtelfi­nger Vereine, zeigte sich zunächst nur fassungslo­s: „Wir hatten so ein schönes Fest. Das kann nur jemand zerstören, der sich nie für die Allgemeinh­eit einbringt.“Letztlich sind aber alle froh, dass es nicht zu Verletzten gekommen ist. Und in Truchtelfi­ngen ist bekanntlic­h alles anders und so machten diese aus der Not eine Tugend. Der Baum war beim sicheren Fällen in der Mitte angeknacks­t und musste hier geteilt werden. Die obere Hälfte steht nun wieder und bekommt noch ein Schild „Trulla – Besonderer Ort, besonderer Maibaum!“Ein guter Grund, gleich zum „Maifest 2.0“einzuladen, die Truchtelfi­nger Vereine stellten auch am 1. Mai wieder Kaltgeträn­ke zum Feiern bereit.

„Wir hatten so ein schönes Fest. Das kann nur jemand zerstören, der sich nie für die Allgemeinh­eit einbringt.“Kerstin Conzelmann

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FOTO: SUSANNE CONZELMANN Den Truchtelfi­ngern blieb nicht anderes übrig, als den Maibaum zu fällen.

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