Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Islands Regierungschef tritt wegen „Panama Papers“zurück
Sigmundur Gunnlaugsson stolpert über Enthüllungen – Deutscher Justizminister Maas droht Banken
(AFP) - Der isländische Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson hat nach den Enthüllungen über Briefkastenfirmen in Steueroasen seinen Rücktritt angekündigt. Der Regierungschef habe in einer Fraktionssitzung seinen Amtsverzicht erklärt, sagte der Landwirtschaftsminister und Vizechef der Fortschrittspartei, Sigurdur Ingi Johannsson. Johannsson kündigte an, er werde die Regierungsgeschäfte übernehmen.
Zehntausende Menschen hatten am Montag in der isländischen Hauptstadt Reykjavik Gunnlaugssons Rücktritt gefordert, nachdem sein Name im Zusammenhang mit den „Panama Papers“aufgetaucht war. Vor seiner Rücktrittankündigung scheiterte Gunnlaugsson mit dem Versuch, das Parlament aufzulösen. Präsident Olafur Ragnar Grimsson wies seinen Antrag zurück.
Laut den veröffentlichten Dokumenten der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca hat Gunnlaugsson vor neun Jahren mit seiner künftigen Frau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt.
Durch die Enthüllungen gerät auch Fifa-Chef Gianni Infantino in Erklärungsnot. Wie die „Süddeutsche Zeitung“berichtet, geht es um Infantinos Zeit beim europäischen Fußballverband Uefa. Damals soll er in dubiose Geschäfte mit einer Briefkastenfirma verstrickt gewesen sein.
Den Banken drohen unterdessen wegen ihrer Geschäfte mit Briefkastenfirmen in Steueroasen rechtliche Schritte. „Niemand wird sich nationalem Recht und deutschen Fahndungsbehörden dauerhaft entziehen können“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag.
Die Staatsanwaltschaft München I kündigte derweil an, die Verwicklungen der Bayerischen Landesbank (BayernLB) in die Geschäfte zu prüfen.