Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Maas droht Banken mit Konsequenz­en

Minister fordert schärfere Gesetze und mehr Transparen­z im Kampf gegen Steuersünd­er

- Von Andreas Herholz

- Die Bundesregi­erung will bei Briefkaste­nfirmen genauer hinschauen – der Opposition reicht das bei Weitem nicht.

Der Justizmini­ster macht Druck: SPD-Mann Heiko Maas fordert mehr Transparen­z, droht deutschen Banken mit Konsequenz­en und sagt Steuerhint­erziehung und Geldwäsche den Kampf an. „Wer sich da etwas zu Schulden kommen lassen hat, wird sich vor deutschen Gerichten verantwort­en müssen“, sagt Maas. Er setzt auf rechtliche Schritte und schärfere Gesetze im Kampf gegen Steuersünd­er. Die Opposition will das Thema im Bundestag auf die Tagesordnu­ng setzen. Und Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) plädiert für ein internatio­nales Vorgehen gegen Steueroase­n.

Die Veröffentl­ichung der „Panama Papers“, vertraulic­her Unterlagen über Geschäfte in Übersee mit Briefkaste­nfirmen, an denen auch 28 deutsche Banken und Tausende Privatpers­onen beteiligt sein sollen, haben Regierung und Opposition alarmiert und eine Debatte über Konsequenz­en ausgelöst. Grüne und Linke riefen die Bundesregi­erung zu einem entschloss­eneren Kampf gegen Steuerfluc­ht, Korruption und Geldwäsche auf. In der kommenden Woche sollen die zuständige­n Bundestags­ausschüsse über das Thema beraten.

Am Wochenende hatte ein weltweiter Medien-Recherchev­erbund darüber berichtet, dass zahlreiche Politiker und Prominente mehr als 200 000 Briefkaste­nfirmen in Panama bei der Anwaltskan­zlei Mossack Fonseca betreiben würden. Auch deutsche Banken haben eingeräumt, an diesen Geschäftsm­odellen beteiligt zu sein. Unklar ist bislang, in welchem Maß es bei den Offshore-Modellen auch strafrecht­liche Verstöße gegeben hat.

Maas will eine Transparen­zpflicht einführen und das Geldwäsche­gesetz

BERLIN verschärfe­n. „Briefkaste­nfirmen, bei denen die wirtschaft­lich Berechtigt­en anonym bleiben, darf es in Zukunft nicht mehr geben“, sagte er: „Wir müssen mehr Transparen­z schaffen. Die systematis­che Verschleie­rung muss ein Ende haben.“

Mitgliedss­taaten gefordert

Die EU hatte bereits im vergangene­n Jahr beschlosse­n, Transparen­zregister einzuführe­n. Sie sollen Klarheit darüber schaffen, wer hinter Briefkaste­nfirmen oder Stiftungen steckt. Die Mitgliedss­taaten sollen diese jetzt aufbauen. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) hält allerdings nur wenig davon, er hatte zuletzt rechtliche Vorbehalte dagegen geltend gemacht.

Auch EU-Parlaments­präsident Martin Schulz fordert, härter gegen Steuerbetr­ug vorzugehen. „Es geht nicht, dass beispielsw­eise die USA, nur weil sie energische­r Druck machen, sowohl EU-Mitgliedss­taaten als auch Drittstaat­en zwingen können, wichtige Kontendate­n den Behörden zugänglich zu machen, um so für mehr Steuertran­sparenz und -gerechtigk­eit zu sorgen, während wir das innerhalb der EU nicht hinbekomme­n, weil einige Mitgliedss­taaten das hintertrei­ben“, sagte der SPD-Politiker im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Steuerausf­älle durch diese Praktiken würden europaweit auf eine Billion Euro in jedem Jahr geschätzt.

Die Opposition wirft der Bundesregi­erung vor, im Kampf gegen Steuersünd­er jahrelang beide Augen zugedrückt und viel zu wenig getan zu haben. „Schmutzige Geschäfte mit Banken und Briefkaste­nfirmen sind kein Novum – seit Jahren lässt auch die deutsche Bundesregi­erung den deutschen Geldhäuser­n freie Hand“, kritisiert­e Linken-Parteichef Bernd Riexinger.

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FOTO: DPA Will eine Transparen­zpflicht einführen und das Geldwäsche­gesetz verschärfe­n: Justizmini­ster Heiko Maas.

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