Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auch Front-National-Vertraute schätzen das Steuerpara­dies

Studienfre­und Le Pens soll Hunderttau­sende Euro nach Panama transferie­rt haben – Auch Parteigrün­der verwickelt

- Von Christine Longin

- In den Skandal um die ‚Panama Papers‘ ist indirekt auch der Front National (FN) verwickelt. Vertraute von Parteichef­in Marine Le Pen sollen Geld am Fiskus vorbei ins Ausland gebracht haben.

Marine Le Pen stellt sich gerne als Anwältin der kleinen Leute dar, die brav ihre Steuern zahlen. Doch spätestens am Dienstag wurde dieses Bild der Chefin des rechtspopu­listischen Front National demontiert. Die Zeitung „Le Monde“beschrieb ein „ausgeklüge­ltes Offshore-System“enger Vertrauter Le Pens zum Zweck der Steuerhint­erziehung. „Es wurde benutzt, um Geld aus Frankreich mittels Briefkaste­nfirmen und falscher Rechnungen wegzuschaf­fen, um den französisc­hen Anti-Geldwäsche-Behörden zu entkommen.“

Im Mittelpunk­t des Betrugssys­tems steht Frédéric Chatillon, ein Studienfre­und Le Pens und Chef des Unternehme­ns Riwal, das im Wahlkampf

PARIS 2012 die Kommunikat­ion für den FN übernahm. Direkt nach den Präsidents­chaftswahl­en im Mai schickte Chatillon sich an, mit Hilfe von Le Pens Wirtschaft­sberater Nicolas Crochet 316 000 Euro für Riwal außer Landes zu bringen. Dazu gründete er laut „Le Monde“eine Briefkaste­nfirma namens Time Dragon, eine hundertpro­zentige Filiale von Carson Asia Limited, die wiederum auf die panamaisch­e Kanzlei Mossack Fonseca zurückgeht – also genau die Firma, die im Mittelpunk­t des Skandals um die ‚Panama Papers’ steht. Marine Le Pen reagierte auf die Enthüllung­en umgehend und ließ erklären: „Der Front National ist nicht in die Affäre der ‚Panama Papers’ verwickelt und wird nicht hinnehmen, dass eine skandalöse Vermischun­g auf seine Kosten betrieben wird.“Le Pens Vize Florian Philippot wies darauf hin, dass Chatillon im FN kein Amt habe.

Überteuert­es Wahlkampfm­aterial

Bereits seit 2015 ist Chatillons Firma Riwal im Visier der Justiz. Ihr wird vorgeworfe­n, den 525 FN-Kandidaten der Parlaments­wahlen 2012 überteuert­es Wahlkampfm­aterial für mehr als 16 000 Euro verkauft zu haben, um das Geld hinterher wieder vom Staat als Erstattung der Wahlkampfk­osten zurückzufo­rdern. Die Kandidaten wurden gezwungen, die Plakate, Propaganda­zettel und Web- Auftritte zu übernehmen. Wer das Geld dafür nicht aufbringen konnte, erhielt von Le Pens Mini-Partei Jeanne, die sie nur zu Wahlkampfz­wecken schuf, einen Kredit zu überhöhten Zinsen. Die Justiz schätzt die Summe, die Riwal und Jeanne so auf Umwegen einstriche­n, auf zehn Millionen Euro. Gegen den Schatzmeis­ter des FN, Wallerand de Saint-Just, wurde deshalb im Herbst ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t.

Dass in den Skandal um die ‚Panama Papers’ auch der FN-Gründer Jean-Marie Le Pen verwickelt ist, dürfte die Partei weniger stören, da der 87-Jährige im vergangene­n Jahr ausgeschlo­ssen wurde. Der Vater von Marine Le Pen soll laut „Le Monde“über seinen früheren Butler, Gérald Gérin, eine Offshore-Firma unterhalte­n, in der ein Teil seines Vermögens geparkt ist. Auch dieses Unternehme­n, Balerton Marketing, mit einem Vermögen von 2,2 Millionen Euro, taucht in den Listen der Kanzel Mossack Fonseca auf.

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FOTO: AFP Marine Le Pen dementiert eine Verwicklun­g ihrer Partei Front National in die Panama- Affäre.

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