Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Panama Papers“mobilisier­en Steuerfahn­der

Weltweit müssen sich Politiker wegen dubioser Geldgeschä­fte rechtferti­gen

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(AFP) - Die Enthüllung­en über Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n haben politische Konsequenz­en: Islands Regierungs­chef Sigmundur David Gunnlaugss­on erklärte am Dienstagab­end seinen Rücktritt.

Auch in anderen europäisch­en Ländern gerieten Politiker weiter in Bedrängnis. Großbritan­niens Premiermin­ister Cameron sah sich veranlasst, über einen Sprecher mitteilen zu lassen, dass es sich bei den Finanzgesc­häften seiner Familie um eine „private Angelegenh­eit“handele. Britische Medien hatten unter Berufung auf die „Panama Papers“berichtet, der Investment­fonds von Camerons verstorben­em Vater habe dank einer komplizier­ten Konstrukti­on über Jahrzehnte die Zahlung von Steuern vermieden.

REYKJAVIK/PANAMA-STADT

Die „Panama Papers“mobilisier­ten die Steuerfahn­der in mehreren Ländern. Die französisc­he Staatsanwa­ltschaft leitete Vorermittl­ungen wegen „Geldwäsche und Steuerbetr­ugs“ein. Die Regierung in Paris kündigte außerdem an, Panama wieder auf die Liste der Steueroase­n zu setzen. Auch die Justizbehö­rden in Spanien, den Niederland­en, Australien und in Panama selbst leiteten Ermittlung­en wegen des Skandals ein. Pakistans Premiermin­ister Nawaz Sharif, der wegen Offshore-Geschäfte seiner Familie in der Kritik steht, kündigte die Einrichtun­g einer Untersuchu­ngskommiss­ion an.

Nach den Enthüllung­en zu insgesamt 214 000 Briefkaste­nfirmen vor allem in Panama und auf den Britischen Jungfernin­seln betonte Panamas Präsident Juan Carlos Varela die Bereitscha­ft zur Zusammenar­beit mit Ermittlern aus aller Welt. USPräsiden­t Barack Obama sprach am Dienstag von einem „gewaltigen globalen Problem“und forderte mehr internatio­nale Kooperatio­n bei der Bekämpfung der Steuerfluc­ht.

In den „Panama Papers“finden sich Spuren bis in die Führungszi­rkel Russlands und Chinas hinein. Die der chinesisch­en Führung nahestehen­de „Global Times“sprach von einer „Destabilis­ierungskam­pagne“. Das Blatt wertete die Enthüllung­en als Versuch, „nicht-westliche politische Eliten und Institutio­nen zu treffen“.

Offshore-Geschäfte sind nicht per se illegal – es sei denn, Briefkaste­nfirmen werden genutzt, um Steuern zu hinterzieh­en oder Geld aus verbrecher­ischen Aktivitäte­n zu waschen.

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