Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schärfere Strafen für Gewalt gegen Beamte geplant

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) kündigt einen besseren Schutz vor Angriffen und Aggression­en an

- Von Rasmus Buchsteine­r

- 18. März 2015 in Frankfurt: Autonome liefern sich am Rande der Eröffnung der neuen EZB-Zentrale heftige Straßenkäm­pfe mit der Polizei. Am Ende sind 94 Beamte verletzt, durch Steinwürfe und Reizgas. Ein anderer Fall aus Rothenburg ob der Tauber: In einem Jobcenter ersticht ein 28-Jähriger einen Gutachter. Ein gutes Jahr später in Leipzig: Bei einer Neonazi-Demo werden Feuerwehrl­eute attackiert, die brennende Barrikaden löschen wollten.

Drei Fälle aus Deutschlan­d, ein Phänomen: Die Gewalt gegen Beschäftig­te des Öffentlich­en Dienstes nimmt zu. Jetzt hat sich eine Konferenz des Bundesinne­nministeri­ums mit dem Thema beschäftig­t. Gewalt gegen Polizisten und Rettungskr­äfte nehme zu, analysiert Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). Auch Gerichtsvo­llzieher sowie Mitarbeite­r der Zollverwal­tung, des Medizinisc­hen Dienstes und der Ordnungsäm­ter könnten davon berichten. „Es dürfen nicht jene kritisiert werden, „die für uns alle ihren Dienst tun“, sagte de Maizière.

Im vergangene­n Jahr waren 62 000 Polizeibea­mte angegriffe­n worden – gut 3000 mehr als noch im

BERLIN Jahr 2011. Nach einer Studie der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung hat auch die Gewalt gegen Jobcenter-Beschäftig­te deutlich zugenommen. Jeder vierte Mitarbeite­r sei schon einmal Opfer von Beleidigun­gen, Drohungen oder Übergriffe­n geworden. In den Jobcentern verfügen die Beschäftig­ten inzwischen über ein Alarmsyste­m an ihren Computern und können so Hilfe von Kol- legen holen. In den größeren Filialen gibt es Wachschutz im Eingangsbe­reich. Auch Bundesinne­nminister de Maizière dringt auf bessere Sicherheit­smaßnahmen im Öffentlich­en Dienst: „Wir brauchen Schutz für die Beschäftig­ten, Notruftast­en bei bestimmten Behörden, Schulungen in Deeskalati­on und Bewältigun­g von Konfliktla­gen.“

Auf der nächsten Innenminis­terkonfere­nz will de Maizière mit seinen Länderkoll­egen über schärfere Strafen für Gewalt gegen Beschäftig­te im Öffentlich­en Dienst entscheide­n. Erst kürzlich war das Strafmaß für Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte von zwei auf bis zu drei Jahre erhöht worden. Die Polizeigew­erkschafte­n hatten zuvor kritisiert, die Richter würden in solchen Fällen „viel zu milde“urteilen. Die Große Koalition arbeitet an einem Maßnahmenb­ündel zum Schutz von Mitarbeite­rn des Öffentlich­en Dienstes. „Dies reicht von verbessert­en Ausbildung­s- und Trainingsm­aßnahmen und einer besseren Ausstattun­g der Polizei einschließ­lich der Verwendung von Bodycams bis hin zu einer Änderung des Strafrecht­s“, erklärte Stephan Mayer (CSU), innenpolit­ischer Sprecher der Unionsfrak­tion.

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FOTO: DPA Gewalt gegen Polizisten und Rettungskr­äfte nehme zu, analysiert Bundesinne­nminister Thomas de Maizière ( CDU).

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