Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Attacken gegen den Staat
Seit Jahren schon gibt es mehr und mehr Hinweise und Warnungen. Immer wieder berichten Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienst von Angriffen bei Einsätzen in bestimmten Stadtvierteln. Bei immer mehr Einsätzen erleben Beamte eine gefährliche Enthemmung. Von Willkommenskultur ist hier mitunter nichts zu spüren. Nicht nur besorgte Bürgerinnen und Bürger meiden bestimmte Viertel. Auch die Staatsgewalt zieht sich zurück, droht mancherorts zu kapitulieren. Vor Mitarbeitern des Öffentlichen Dienstes, vor Beratern im Jobcenter macht die Gewalt schon längst nicht mehr halt.
Die Angriffe gelten weniger dem einzelnen Beamten. Es sind Attacken gegen den Staat. Die ausufernde Gewalt ist Folge eines schleichenden Autoritätsverlustes. Sie ist einerseits Ausdruck wachsender Extreme rechts wie links, aber auch der Enttäuschung und Unzufriedenheit. Nicht zuletzt tragen Versäumnisse bei der Integration, aber auch nicht geringe Defizite bei Bildung und Wertevermittlung dazu bei.
Natürlich braucht es besseren Schutz und auch härtere Strafen. Doch Ausrüstung und technische Mittel können das Problem allein nicht lösen. Doch muss angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung dafür gesorgt werden, von Kindergarten und Schule an, dass den Dienern des Staates mit Respekt begegnet wird und sie nicht die Prügelknaben der Nation werden.