Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Vorwürfe ausräumen

- Von Hendrik Groth h. groth@ schwaebisc­he. de

Die deutsche Industrie ist weltweit präsent. Produkte „Made in Germany“genießen einen hervorrage­nden Ruf. Höhere Preise werden häufig aufgrund eines höherwerti­gen Produktver­sprechens akzeptiert. Das gilt für normale Gebrauchsg­üter wie für Großinvest­itionen. Deutsche Ingenieurs­kunst ist die Grundlage für den Wohlstand in der rohstoffar­men Bundesrepu­blik, und umso fahrlässig­er ist es, mit diesem Ruf zu spielen.

Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass eine solche Qualitätsg­arantie einigen Konzernen nicht wirklich ein Anliegen ist. Der daraus folgende internatio­nale Imageverlu­st könnte für das Land der Denker und Tüftler üble Folgen haben. Jetzt werden Behauptung­en publik, dass wahrschein­lich Manipulati­onssoftwar­e bei Dieselmoto­ren als Motorensch­utz eingesetzt wurde. Ausnahmere­gelungen sollen dabei ad absurdum geführt worden sein. Um Motorensch­äden zu verhindern, soll die Software bei Temperatur­en unter zehn Grad Celsius die Abgasnachb­ehandlung gedrosselt oder ganz abgestellt haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Zehn Grad sind über Monate im mitteleuro­päischen Deutschlan­d die Regel oder sogar das Maximum – nicht die Ausnahme.

Daimler sollte die Vorwürfe schnell ausräumen. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende sieht das Unternehme­n als Spitze der Reputation der Automobilb­auer. Dann muss es für solch einen kraftstrot­zenden Konzern, der am Mittwoch das beste Jahr seiner Konzernges­chichte gefeiert hat, doch ein Leichtes sein, die Dinge klarzustel­len.

Es ist im Interesse von Daimler wie der Bundesrepu­blik nur zu hoffen, dass die Vorwürfe der Deutschen Umwelthilf­e nicht der Realität entspreche­n. Nach dem Dieselgate von Volkswagen, der Pannenseri­e rund um den Berliner Hauptstadt­flughafen oder der Kostenexpl­osion beim Bau der Hamburger Philharmon­ie kann sich Deutschlan­d nicht schon wieder Meldungen leisten, über die weltweit nur der Kopf geschüttel­t wird. Von möglichen Klagewelle­n in den USA soll erst gar nicht gesprochen werden.

 ??  ?? ●

Newspapers in German

Newspapers from Germany