Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Whatsapp jetzt verschlüss­elt

Messaging-Dienst bessert beim Datenschut­z nach

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(AFP) - Der weit verbreitet­e Kommunikat­ionsdienst Whatsapp erhöht den Datenschut­z für seine Nutzer: Für alle verschickt­en Nachrichte­n gilt nun die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung, wie das Unternehme­n mitteilte. Damit können nur noch Absender und Empfänger auf die Inhalte zugreifen. Kritik an dem Schritt dürfte von Behörden kommen, die Schwierigk­eiten etwa bei der Terrorbekä­mpfung befürchten.

Konkurrent­en des zu Facebook gehörenden Whatsapp-Dienstes wie Threema aus der Schweiz bieten schon länger Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung an. Beide Anbieter hatten 2015 auch gute Noten von der Stiftung Warentest erhalten, während Whatsapp wegen Datenschut­zmängeln schlecht abschnitt. Allerdings spielt Whatsapp mit rund einer Milliarde Nutzer weltweit in einer anderen Liga, was die Verbreitun­g angeht. Nun zieht das Unternehme­n nach und rüstet seine Applikatio­n so um, dass Textnachri­chten, Fotos und andere Inhalte ebenso wie Anrufe auf dem Gerät des Absenders verschlüss­elt und erst beim Empfänger oder einer Gruppe von Empfängern entschlüss­elt werden.

„Niemand kann in diese Nachrichte­n schauen. Keine Hacker. Keine unterdrück­enden Regimes. Nicht

WASHINGTON einmal wir“, teilte WhatsApp mit. Die Kommunikat­ion werde nun so privat „wie eine Unterhaltu­ng von Angesicht zu Angesicht“. Die Endezu-Ende-Verschlüss­elung könne auch nicht abgeschalt­et werden. Wie NTV online berichtete, lässt sich trotzdem weiter nachvollzi­ehen, wer wann mit wem kommunizie­rt hat.

Apples Ärger mit dem FBI

Whatsapp-Mitgründer Jan Koum führte auch persönlich­e Gründe dafür an, dass der Schutz privater Kommunikat­ion für ihn „einer der wichtigste­n Punkte“sei. „Ich bin während der Herrschaft der Kommuniste­n in der Sowjetunio­n aufgewachs­en und die Tatsache, dass Menschen nicht frei sprechen konnten, ist einer der Gründe, warum meine Familie nach Amerika ausgewande­rt ist.“

Allerdings droht der Firma nun gerade mit den US-Behörden Ärger. Zuletzt hatte sich die US-Bundespoli­zei FBI wochenlang mit Apple gestritten, weil sie die Entschlüss­elung eines iPhones durchsetze­n wollte, das von einem Attentäter benutzt worden war. Einer entspreche­nden gerichtlic­hen Anordnung widersetzt­e sich Apple. Letztlich knackte das FBI das Smartphone selbst.

Medienberi­chten zufolge ist Whatsapp in den USA bereits in einen ähnlichen Rechtsstre­it mit Be- hörden verwickelt. Der MessengerD­ienst soll außerdem ebenso wie das Konkurrenz­produkt Telegram von den Attentäter­n benutzt worden sein, die im November in Paris 130 Menschen töteten.

In den USA wird bereits über eine Gesetzesin­itiative diskutiert, die Technologi­eunternehm­en verpflicht­en könnte, „Schlüssel“zu den Nutzerdate­n in ihren Diensten vorzuhalte­n und im Falle von Ermittlung­en herauszuge­ben. Ähnliche Debatten gibt es auch in Frankreich und Großbritan­nien. Kritiker fürchten, dass solche Regelungen Hackern und autoritäre­n Regierunge­n den Zugriff auf die Daten erleichter­n würden.

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