Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Starke Geschichte

„Freeheld“– Julianne Moore beeindruck­t als lesbische Frau

- Von Barbara Munker

esbische Liebe gibt es auf der Kinoleinwa­nd selten zu sehen. Eine Ausnahme der vergangene­n Jahre war der Film „Blau ist eine warme Farbe“, die mit den Hauptdarst­ellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopou­los und expliziten Sexszenen für Gesprächss­toff sorgte. Zuletzt berührte „Carol“über eine lesbische Liebe in den prüden 1950er-Jahren mit Cate Blanchett und Rooney Mara. Auch „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“erzählt eine packende und zudem wahre Geschichte von zwei Frauen, die um ihre Liebe kämpfen. An die genannten Vorgänger reicht dieses Drama jedoch nicht heran.

Julianne Moore spielt die selbstbewu­sste, aber privat verschloss­ene Polizistin Laurel Hester, die ihren Kollegen verschweig­t, dass sie lesbisch ist. Mit der fast 20 Jahre jüngeren Freundin Stacie Andree (Ellen Page) bezieht sie ein Haus. Der Traum vom Eigenheim mit Hund und Partnerin platzt schnell, als Laurel an Krebs erkrankt. Der letzte Wunsch der sterbenden Frau: Die Freundin soll ihre Pension erhalten, wie es bei Ehepartner­n im Todesfall üblich ist. Der Kampf um Gleichbere­chtigung vor den Behörden wird zum Wettlauf gegen die Zeit.

Die Zutaten für ein starkes Drama stimmen: eine wahre Geschichte, Spitzensch­auspieler, das Drehbuch von „Philadelph­ia“-Autor Ron Nyswaner, die musikalisc­he Untermalun­g von Hans Zimmer. Doch „Freeheld“reißt den Zuschauer nicht mit. Dafür spult Regisseur Peter Sollett die Liebesgesc­hichte zu konvention­ell und vorhersehb­ar ab.

Was den Film dennoch sehenswert macht, ist die Geschichte der Frauen. Sie war schon Vorlage für den Kurzfilm „Freeheld“, der 2008 den Oscar für die beste Kurzdokume­ntation holte. Moore spielt mit gewohnter Intensität, doch an ihr bewegendes „Still Alice“-Porträt als Alzheimer-Kranke kann die 55-Jährige nicht anknüpfen. Die Chemie zwischen Moore und Page stimmt nicht, die Liebe des Paares kommt nur selten zum Ausdruck. Und das, obwohl der Film für die 29-jährige Ellen Page eine „sehr persönlich­e und sehr bewegende Angelegenh­eit“war. Vor zwei Jahren hatte die Schauspiel­erin ihre Homosexual­ität öffentlich gemacht.

Überzeugen­der fallen Moores Szenen mit ihrem männlichen Kollegen aus. Michael Shannon spielt einen Kriminalbe­amten, der sich für die Frauen starkmacht. Doch die stärkste (Neben-) Rolle hat ausgerechn­et der Komödienst­ar Steve Carell als schwuler Aktivist, der den Kampf der Frauen ins Rampenlich­t rückt.

Kurz vor ihrem Tod 2006 erstritt die reale Laurel Hester die Rente für ihre Partnerin. Es war ein Meilenstei­n auf dem Weg zur Zulassung der gleichgesc­hlechtlich­en Ehe in den USA. Stacie Andree lebt heute noch in dem gemeinsame­n Haus. (dpa)

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FOTO: UNIVERSUM FILM Die Polizistin Laurel ( Julianne Moore, links) möchte, dass ihre Partnersch­aft zur jüngeren Stacie ( Ellen Page) auch von den Behörden offiziell anerkannt wird.

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