Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Angeklagter gesteht Mord an Schwangerer
Gleichzeitig macht der 32-Jährige der getöteten Geliebten Vorwürfe
(dpa) - Erst soll er seine Geliebte umgebracht, danach seiner Ehefrau einen Geburtstagsstrauß gekauft haben. 22 Euro ließ sich der 32-Jährige das Geschenk kosten – der Kassenzettel ist eines von vielen Beweismitteln im sogenannten „Fall Rebecca“. Seit Mittwoch muss sich der Mann vor dem Landgericht Aschaffenburg verantworten. Er soll die 24 Jahre alte Geliebte erdrosselt haben.
Fast ein Jahr ist es her, dass die hochschwangere Rebecca dem Verbrechen zum Opfer fiel. Ermordet in einem Wald, die Leiche danach versteckt in einer Garage im bayerischen Aschaffenburg. Zeugenhinweise führten Tage später zu dem 32-Jährigen. Sein Motiv laut Anklage: Die von ihm schwangere Affäre sollte „weggeschafft“werden, um die eigene Ehe nicht zu gefährden. Da auch das Kind im Bauch der Frau starb, ist der Mann wegen Mordes in Tateinheit mit einem Schwangerschaftsabbruch angeklagt.
ASCHAFFENBURG
Mehrere Suizidversuche
Zum Prozessauftakt sitzen Rebeccas Eltern dem mutmaßlichen Täter gegenüber: einem Lkw-Fahrer, inzwischen geschiedenen Ehemann und Vater eines kleinen Sohnes. Verstohlen erwidert der Angeklagte im Gerichtssaal die traurigen Blicke der Mutter. Ansonsten hört der schlanke Mann mit den kurzen schwarzen Haaren in Jeans und grauem Sweatshirt aufmerksam zu.
Zumindest äußerlich wirkt er ruhig – trotz der Taten, die ihm vorgeworfen werden. „Der Angeklagte weiß, dass er schwere Schuld auf sich gelegt hat. An dieser Schuld hat er schwer zu tragen“, heißt es in einer Erklärung samt Geständnis, die sein Anwalt verliest. Der 32-Jährige habe deswegen mehrere Suizidversuche hinter sich.
„Mein Mandant fühlte sich keineswegs wohl wegen seiner Untreue“, kommentiert der Verteidiger. Der Mann habe sich der jungen Rebecca und ihrem fordernden Verhal- ten aber nicht entziehen können, erklärt der Anwalt. „Er fühlte sich ihr persönlich ausgeliefert und auch unterlegen.“Als seine Geliebte ihm dann ihre Schwangerschaft eröffnet habe, sei er vollkommen schockiert gewesen. Denn er habe gewusst, dass er seine außereheliche Beziehung nicht mehr versteckt halten kann, betont der Verteidiger. Rebecca habe den Angeklagten mehrfach unter Druck gesetzt, das Verhältnis end- lich zu beichten. In einem Wald habe er mit ihr in Ruhe reden wollen. Während des Gesprächs sei es aber zu mehreren „Stimmungsumschlägen“gekommen. Zunächst sei Rebecca „überraschend nett“gewesen. Dann habe sie ihn wieder unter Druck gesetzt. „Er hatte immer das Gefühl, dass sie ihm die Überlegenheit und Macht deutlich zeigte“, erklärt der Verteidiger. Dazu seien abfällige Bemerkungen Rebeccas über seine damalige Ehefrau gekommen.
Kabelbinder in der Tasche
Die erneuten „Machtdemonstrationen“hätten bei ihm einen „völligen Blackout“ausgelöst, behauptet die Verteidigung. Gegen diese These spricht allerdings, dass der Mann eine Tasche mit Kabelbindern und anderem Tatwerkzeug beim gemeinsamen Spaziergang im Wald bei sich trug. Mit den Händen, dem Arm und einem Kabelbinder drückte er Rebecca laut Anklage heftig den Hals zu, sie bekam keine Luft mehr und starb. Anschließend fuhr er die Leiche im Auto seines Freundes in eine Garage.
Der 26 Jahre alte Kumpel, der ihm den Ermittlungen zufolge ein Alibi geben und die Leiche entsorgen sollte, ist wegen Beihilfe angeklagt. Er bestreitet, von dem Mordplan im Vorhinein gewusst zu haben. Das Opfer habe er nicht gekannt. „Mit der Tat wäre ich nie einverstanden gewesen“, sagt er. Handy-Nachrichten mit Codewörtern zwischen ihm und dem Hauptangeklagten widersprechen dem allerdings. Laut Ermittlungen war der Freund in die Pläne zumindest grob eingeweiht. Ein Urteil könnte am 24. Juni fallen.