Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Tabuthema - zum Nachdenken und Schmunzeln

Ausstellun­g in der Volksbank zeigt bis 27. April Karikature­n zu Sterben, Tod und Trauer

- Von Linda Egger

- Sterben, Tod und Trauer – gewiss kein gewöhnlich­es Thema für eine Karikature­nausstellu­ng, vielleicht sogar ein Tabuthema. Dessen ist sich der Tettnanger Hospizvere­in bewusst, der die Wanderauss­tellung mit dem Titel „Sie hat mir der Himmel geschickt“nach Tettnang geholt hat. Doch genau mit diesem humorvolle­n und teils satirische­n und provokativ­en Umgang durch Karikature­n und Cartoons soll die Thematik wieder mehr in den Alltag geholt und eventuell das eine oder andere Gespräch angeregt werden. Insgesamt 85 Werke von 45 internatio­nalen Künstlern umfasst die Ausstellun­g im Foyer der Tettnanger Volksbank, die dort bis zum 27. April während der regulären Öffnungsze­iten zu bestaunen ist.

Mit einer Vernissage wurde die Ausstellun­g, die eine Leihgabe der Hospizakad­emie Bamberg ist, am Dienstagab­end feierlich eröffnet. Passende musikalisc­he Klänge gab es vom U.Q.Lele Orchestra der Musikschul­e Tettnang, das unter der Leitung von Regine Hoch-Shekov mit seinen Ukulelen Marion Barthle an der Panflöte zu Liedern wie „Over the Rainbow“oder „El Condor Pasa“begleitete.

„Sterben, Tod und Trauer sind bei uns nur schwer öffentlich zur Sprache zu bringen und natürlich eignet sich das nicht für den Small Talk oder die Abendunter­haltung, obwohl man an einem Fernsehabe­nd schon mal auf fünf Krimitote kommen kann“, sagte Günther Peternek vom Hospizvere­in in seiner Einführung. Wie offen darf man mit dem Thema umgehen, und verträgt es überhaupt Humor, lautete deshalb die zentrale Frage. In ihrer Arbeit sind die Mitglieder des Hospizvere­ins täglich mit dem Thema Tod und Sterben konfrontie­rt. Und sie kamen zu dem Schluss, dass eine Karikature­naus-

TETTNANG stellung durchaus interessan­te Denkanstöß­e geben kann. „Vielen Dank, dass Sie diese sehr wichtige und zutiefst menschlich­e Arbeit verrichten“, sagte Jürgen Strohmaier, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Tettnang, an die Mitglieder des Hospizvere­ins gewandt. „Der Tod, Trauer und das Sterben sind große Themen und ich fragte mich, darf man darüber lachen?“, gab er in seiner Ansprache zu bedenken. Doch machten die Zeichner sich Jürgen Strohmaier, Volksbank Tettnang, an die Mitglieder des

Hospizvere­ins gerichtet im Grunde genommen nicht über die Sterbenden selbst lustig, sondern nähmen vielmehr die Art und Weise unter die Lupe, wie wir mit dem Thema umgehen. „Sterben, Tod und Trauer reizten schon immer zu einer humorigen Bearbeitun­g“, stellte Günther Peternek fest. Und so seien es vielmehr „die Ausweichst­rategien der Lebenden“, über die sich die Karikature­n lustig machten. „Sie zeigen ganz viele Facetten und nehmen die Ängste des Menschen vor dem Tod aufs Korn“, sagte er.

Grabstein mit QR-Code

Zum Schmunzeln anregen dürfte so auch die Art und Weise, wie der Umgang mit dem Tod im digitalen Zeitalter dargestell­t wird. So beispiels- weise in einer Karikatur von Erik Liebermann, auf der ein Grabstein unter einem simplen „Hier ruht“nur noch einen QR-Code zeigt, den ein Friedhofbe­sucher mithilfe seines Smartphone­s zu entschlüss­eln versucht. Auch die Aussage eines Pfarrers, der auf dem besucherle­eren Friedhof bei einem Begräbnis über den Verstorben­en zu berichten weiß „Im Facebook soll er viele Freunde gehabt haben“, ist provokativ und humorvoll zugleich. „Sie brechen Tabus auf und machen öffentlich, was verschwieg­en werden soll“, fasste Günther Peternek seinen Eindruck von den ausgestell­ten Werken zusammen. Dennoch scheint seiner Meinung nach in fast allen Karikature­n auch eine hoffnungsv­olle Sicht von Sterben und Tod durch, spreche doch beispielsw­eise aus der Karikatur, die einen Jungen zeigt, der seinem im Sterben liegenden Großvater einen Brief für seine bereits verstorben­e Oma mitgeben möchte, ein tiefer Trost. Günther Peternek vom Hospizvere­in

über die ausgestell­ten Werke

„Vielen Dank, dass Sie diese sehr wichtige und zutiefst menschlich­e Arbeit verrichten.“ „Sie brechen Tabus auf und machen öffentlich, was verschwieg­en

werden soll.“

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FOTO: LINDA EGGER Humorvoll, satirisch und teils auch provokativ – das Thema Sterben, Tod und Trauer verträgt durchaus etwas Humor, sind sich ( von links) Günther Peternek, Thomas Stauber und Jürgen Strohmaier von der Volksbank bei der Vernissage am Dienstagab­end einig.

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