Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das passiert mit dem Biomüll

Bodenseekr­eis ist nicht vom Vorarlberg­er Biomüll-Skandal betroffen – Biogasanla­ge in Amtzell verwertet den hiesigen Abfall

-

(häf) - Der Bodenseekr­eis ist anders als der Landkreis Ravensburg nicht vom Vorarlberg­er Biomüll-Skandal betroffen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Abfallbese­itiger Häusle illegale Mülldeponi­en angelegt haben soll. Das Landratsam­t in Friedrichs­hafen dagegen arbeitet nicht mit der Vorarlberg­er Firma zusammen. Hier in der Region setzt man bei der Beseitigun­g des Biomülls auf die Biogasanla­ge in Amtzell.

Etwa 10 000 Tonnen Biomüll fallen pro Jahr im Bodenseekr­eis an. Die Mitarbeite­r der Abfallwirt­schaft Bodensee (AWB), ein Tochterunt­ernehmen von Zwisler, Schmid-Wertstoffe (beide haben ihren Sitz in Tettnang) und der Familie Stark (Lindau), holen die Biomüllton­ne alle zwei Wochen ab. Verwertet werden die Abfälle schließlic­h in Amtzell. Dort steht eine Biogasanla­ge, in welcher der gesammelte Biomüll zu Strom, Flüssigdün­ger und Kompost weitervera­rbeitet wird.

Und auch die Sortierres­te finden Verwendung: „Sie werden als alternativ­e Brennstoff­e verkauft“, erklärt Stefan Stoeßel. Er leitet das Abfallwirt­schaftsamt des Bodenseekr­eises.

FRIEDRICHS­HAFEN

Bereits seit 2008 gibt es dieses Konzept. Zuvor wurden Obst-, Gemüsescha­len und Co. nach Singen gebracht. Von 1994 – in diesem Jahr wurden die ersten Biotonnen im Bodenseekr­eis aufgestell­t – bis Ende 2007 lief der Vertrag. „Bei der Neuvergabe des Auftrags haben wir damals nach einem Anbieter gesucht, der eine Vergärungs­anlage in der Region baut“, sagte Stoeßel. Bei einer europaweit­en Ausschreib­ung – dazu verpflicht­et die EU die Kreise bei der Biomüllent­sorgung – gab die AWB das günstigste Angebot ab. Sie erhielt den Zuschlag.

Von den Anschuldig­ungen gegen die Vorarlberg­er Firma Häusle zeigte sich Stoeßel im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung überrascht. „Jeder, der in der Abfallwirt­schaft tätig ist, kennt das Unternehme­n. Das hätte niemand vermutet“, sagt der Amtsleiter. Häusle habe einen guten Ruf in der Branche genossen. Seine Kollegen im Ravensburg­er Landrats- amt nimmt Stoeßel in Schutz. „Bei der Auftragsve­rgabe sind einem die Hände gebunden. Wer das wirtschaft­lichste Angebot unterbreit­et, erhält den Zuschlag“, erklärt der Amtsleiter das rechtliche Prozedere. Vorausgese­tzt, der Anbieter kann die Zuverlässi­gkeit der Entsorgung gewährleis­ten, steckt nicht in finanziell­en Schwierigk­eiten und ist nicht wegen illegaler Müllbeseit­igung aktenkundi­g. Gemeinsam mit Juristen und Beratern überprüfe das Landratsam­t jedes der Angebote auf diese Punkte, so Stoeßel weiter. Bis eine neue Ausschreib­ung der Biomüllent­sorgung im Landkreis Bodensee ansteht, dürften noch ein paar Jahre vergehen. Noch bis Ende 2017 läuft der Vertrag mit der Abfallwirt­schaft Bodensee, danach kann der Vertrag zweimal für jeweils drei Jahre verlängert werden. Amtsleiter Stefan Stoeßel sagt: „Im besten Fall ist bis zum Ende des Jahres 2023 alles geregelt.“

SEITE 3

 ?? FOTO: DPA ?? Etwa 10 000 Tonnen an Biomüll fallen jedes Jahr an – allein im Bodenseekr­eis.
FOTO: DPA Etwa 10 000 Tonnen an Biomüll fallen jedes Jahr an – allein im Bodenseekr­eis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany