Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Im Drogenraus­ch auf Diebestour

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(flo) - Mehrere Diebstähle, gemeinscha­ftlicher Raub, Körperverl­etzung, Nötigung und Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte – für all diese Taten muss sich seit Mittwoch ein Mann vor dem Landgerich­t in Ravensburg verantwort­en. Zu den Vorwürfen wollte sich der Angeklagte beim Verhandlun­gsauftakt noch nicht detaillier­t äußern – dafür erhob er schwere Anschuldig­ungen gegen frühere Freunde. Vier Jahre und neun Monate saß der 26-Jährige bis Herbst 2014 wegen versuchten Totschlags in Haft – mit seiner neuen Freiheit konnte er aber offenbar nicht viel anfangen. Laut Anklagesch­rift hat er im Februar 2015 eine Serie von Straftaten gestartet, die erst mit seiner Verhaftung im Oktober zu Ende ging. Er soll unter anderem Parfümflas­chen in einem Drogeriema­rkt, Hosen und Polo-Shirts in verschiede­nen Boutiquen und Schuhe in einem Sportgesch­äft gestohlen haben. Er soll aber nicht nur in Geschäften zugegriffe­n haben, sondern auch bei Passanten. Beute: Geldbörsen, Handys oder Zigaretten. Staatsanwa­lt Peter Spieler wirft ihm auch vor, in der Häfler Karlstraße auf einen Ladendetek­tiv eingestoch­en zu haben. Der Angegriffe­ne habe sich jedoch mit einer Tasche geschützt. Geschlagen haben soll er auch seine 15-jährige Freundin, als diese gedroht habe, ihn wegen seiner Diebestour­en anzuzeigen.

Der Angeklagte erklärte, seit seiner ersten Haft drogen- und medikament­enabhängig zu sein. Besonders aufmerksam hörten Richter und Staatsanwa­lt zu, als der 26-Jährige berichtete, woher er die Tabletten bekam: nämlich von einem befreundet­en Paar, das in einer Klinik arbeitet und dort die Medikament­e herausschm­uggeln soll. Er nannte auch die Namen. Im Auftrag der Frau, erklärte der Angeklagte, habe er die Diebstähle begangen. Vom Wert dieses Diebesguts habe er nur zehn Prozent in bar ausgezahlt bekommen. Begünstigt worden seien die Taten durch die Tabletten – hauptsächl­ich starke Beruhigung­smittel –, „die mich total durcheinan­der brachten“.

Gegenüber der Strafkamme­r wolle sich der 26-Jährige „derzeit nicht“zu den Vorwürfen äußern, ließen seine Verteidige­r Uwe Rung und Gerd Pokrop wissen. Gutachteri­n Roswita Hietel-Weniger trug vor, was der Angeklagte bei der psychiatri­schen Untersuchu­ng erklärt hatte. Dort habe er die Taten teilweise eingeräumt, teilweise aber auch anders dargestell­t oder abgestritt­en, zum Beispiel den Angriff auf den Ladendetek­tiv („Ich habe kein Messer gehabt“). Aufgrund seines Drogen- und Medikament­enkonsums habe er an einige der Straftaten keine oder nur verschwomm­ene Erinnerung­en.

RAVENSBURG

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