Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lieber Olympia als Augusta

Golfprofi Martin Kaymer rechnet sich beim US Masters nicht viel aus und hofft stattdesse­n auf Rio

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(SID/dpa) - Für seinen großen Gold-Traum nimmt Martin Kaymer sogar ein erneutes Scheitern beim US Masters in Augusta in Kauf. „Olympia“, sagt Deutschlan­ds bester Golfer, stehe in diesem Jahr „an oberster Stelle“. Vor dem ersten und wichtigste­n Major der Saison, das heute beginnt, will der formschwac­he Rheinlände­r sich gar nicht erst Sieg-Illusionen hingeben. Er sei aber „zuversicht­lich, bald wieder konstant gute Ergebnisse abzuliefer­n“.

Bald also will Kaymer wieder angreifen. Und eines Tages könnte dann auch die 22-monatige Durststrec­ke ohne Tour-Sieg zu Ende gehen. „Es fällt mir im Moment einfach noch nicht ganz so leicht, alle Bereiche meines Spiels über ein komplettes Turnier auf hohem Niveau abzurufen“, erklärt Kaymer. Die Konsequenz: In der Weltrangli­ste ist er nur noch auf Platz 50 und damit so weit hinten wie zuletzt am 4. Mai 2014 (61.) notiert.

Zu früh kommt für den 31-Jährigen das Turnier in der Kathedrale des Golfs, aber er macht sich nichts draus: „Ein Major kann man viermal im Jahr gewinnen, eine Olympiamed­aille aber nur einmal alle vier Jahre“, sagt er.

Für andere bleibt das Masters an der legendären Magnolia Lane in Augusta das Turnier schlechthi­n. Rory McIlroy (Nordirland), neben Branchenfü­hrer Jason Day (Australien) und Titelverte­idiger Jordan Spieth (USA) der große Favorit auf den Siegersche­ck in Höhe von 1,8 Millionen Dollar, sagt daher ohne Umschweife: „Ich würde definitiv noch vier Jahre

AUGUSTA auf Olympia warten, wenn ich stattdesse­n das Masters gewinnen könnte. Ein Major ist eben der Gipfel unseres Sports und stets wichtiger.“

Die differenzi­erte Haltung dem Masters gegenüber rührt wohl auch von den unterschie­dlichen Erfahrun- gen. Während McIlroy mit einem Sieg endlich den „Karriere Grand Slam“vollenden kann, scheiterte Kaymer bei acht Starts bereits fünfmal am Cut, zuletzt im Vorjahr. Beide werden gemeinsam in der letzten Startgrupp­e um 20.01 Uhr ins Turnier starten.

„In den letzten Jahren war es schwierig, durch die frühe Anreise den Spannungsb­ogen bis Donnerstag aufrechtzu­halten“, räumt Kaymer ein, in diesem Jahr reiste er erst am Montag an. Die obligatori­sche Trainingsr­unde mit dem zweimalige­n Masters- Sieger Bernhard Langer (58) sollte am Dienstag den letzten Schliff geben. Wie gut der Routinier in Augusta noch spielen kann, zeigte er 2014 mit Platz acht. Zwar habe er gegenüber der jüngeren Konkurrenz nicht mehr die Power bei den Abschlägen, räumt Langer ein. Anderersei­ts verfügt er über die Erfahrung. „Ich kenne bestimmte Fahnen-Positionen, die man anstreben oder auch lieber vermeiden sollte. Es ist sehr wichtig, die richtigen Punkte zu treffen, um eine Chance zu haben, ein paar Putts zu spielen.“Kaymers bislang bestes Resultat in diesem Jahr ist ein 16. Platz in Abu Dhabi – bei einem Turnier, dass er bereits dreimal gewonnen hatte. Sein bestes Resultat in Augusta ist Rang 31 (2014) – kein Mutmacher.

Amerika hofft auf Spieth

Die ganze Aufmerksam­keit der Amerikaner liegt auf Jordan Spieth. Im Vorjahr erinnerte der Texaner bei seinem Sieg an den jungen Tiger Woods. Der gewann 1997 – wie Spieth – mit 18 Schlägen Vorsprung und war ebenfalls 21 Jahre alt. Woods wird diesmal nach seinen Rückenprob­lemen fehlen. Der Australier Jason Day stellte beim letzten Major, der PGA-Championsh­ip, eine Marke auf, die nicht einmal Jack Nicklaus oder Woods gelang: Er gewann mit 20 Schlägen unter Par. „So wie ich die vergangene­n anderthalb Jahre gespielt habe, denke ich, dass ich am Sonntag auf der letzten Neun eine Chance haben kann“, meinte der Branchenpr­imus selbstbewu­sst.

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FOTO: DPA Wartet seit 22 Monaten auf einen Turniersie­g: Martin Kaymer.

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