Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verzögerun­gen beim Bau der ICE-Trasse

Strecke Stuttgart-Ulm: Bahn fürchtet Zeitverlus­t wegen Vorgaben zum Echsenschu­tz

- Von Katja Korf

- Sie dürfte nicht das Lieblingst­ier von Bahningeni­euren sein: Die Zauneidech­se hat es zu Bekannthei­t gebracht, weil sie an Bahndämmen optimale Lebensbedi­ngungen vorfindet und zu den streng geschützte­n Arten zählt (siehe Kasten). Zum wiederholt­en Mal kommt sie den Planern des umstritten­en Großprojek­ts Stuttgart 21 in die Quere. Weil an einem Abschnitt bei Kirchheim/Teck eine Population der Tiere gefunden wurde, müssen diese umgesiedel­t werden. Die Bahn rechnet mit Zeitverlus­ten von bis zu einem Jahr auf diesem Bauabschni­tt.

Das jedenfalls hat Manfred Leger, verantwort­lich für den Bau des neuen Stuttgarte­r Bahnhofs und der Neubaustre­cke Stuttgart-Ulm, am Donnerstag in einem Interview mit der „Stuttgarte­r Zeitung“verraten.

Naturschüt­zer allerdings halten dieses Manöver für den Versuch, aus der Echse einen Sündenbock zu machen.

STUTTGART Sie vermuten, die Bahn wolle von eigenen Versäumnis­sen bei Planung und Ausführung ablenken. „Dass die Eidechsen jetzt als Grund für Bauverzöge­rungen herhalten müssen, dürfte viel mit der Diskussion zu tun haben, ob das Verspreche­n der Inbetriebn­ahme von Stuttgart 21 im symbolisch­en Jahr 2021 noch zu halten ist“, sagte Christine Fabricius, Naturschut­zreferenti­n der Umweltschu­tzorganisa­tion BUND in BadenWürtt­emberg, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das weist die Bahn entschiede­n zurück. „Ohne Eidechsen könnten wir jederzeit mit dem Bau beginnen“, so ein Sprecher.

Auswirkung­en auf Südbahn-Takt

Eigentlich sollen zum Fahrplanwe­chsel Ende 2021 sowohl der Tiefbahnho­f in der Landeshaup­tstadt als auch die neue Hochgeschw­indigkeits­strecke Stuttgart-Ulm in Betrieb gehen. Darauf warten zahlreiche Bahnkunden in Oberschwab­en und am Bodensee, denn dann soll über die Südbahntra­sse auch diese Region in neuem, verbessert­em Takt an den Rest des Bahnnetzes angeschlos­sen werden. Ob dieser Zeitplan und der Kostenrahm­en zu halten sind, haben die Vorstände des Projektes nach Aussagen des Vorstandsv­orsitzende­n Leger in den vergangene­n Monaten prüfen lassen. Das Ergebnis soll bald vorliegen. Über einen Zeitpunkt, um die Einschätzu­ngen zu veröffentl­ichen, sagt ein Bahnsprech­er: „Fragen Sie das ein Vierteljah­r, nachdem wir die Ergebnisse haben.“

Klar ist: Die Bahn hat nach eigenen Angaben bereits mehrere Monate wegen des Eidechsenf­undes verloren. Die Tiere wurden von Experten entdeckt, die wie vorgeschri­eben die im Auftrag der Bahn ökologisch­e Folgen der Arbeiten ständig im Blick haben. Nun muss der bereits durchgewun­kene Plan für den Abschnitt „Albvorland“geändert und noch einmal vom Eisenbahnb­undesamt (EBA) für gut befunden werden. Da die Eidechsen nur im Frühjahr vor der Brut und im Herbst vor der Winterruhe eingefange­n werden können, droht weiterer Zeitverlus­t, sollte die Genehmigun­g nicht im Sommer vorliegen.

Ausstehend­e Genehmigun­g

Außerdem wartet die Bahn auf eine EBA-Genehmigun­g für die Flughafenk­urve kurz hinter Stuttgart. „Eigentlich hätte die Genehmigun­g 2015 erfolgen müssen“, so Leger. Im EBA heißt es dazu: Seit Ende Januar seien alle Papiere aus Stuttgart da. Nun arbeite die Behörde an der Genehmigun­g, wie lange dies dauere, sei offen. Die alleinige Verantwort­ung für die Verzögerun­g will das EBA nicht tragen. „Grundsätzl­ich gilt: Die Bahn priorisier­t ihre Projekte. Das EBA setzt seine personelle­n Ressourcen entspreche­nd dem aktuellen Bedarf und der Priorität ein“, sagte ein Sprecher. Außerdem liege nur etwas mehr als ein Zehntel der Laufzeit eines Planfestst­ellungsver­fahren in Händen der Bonner Behörde.

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