Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Boni-Streit bei VW

Vorstände wollen offenbar nicht verzichten – Betriebsra­t fordert Job-Garantien

-

(dpa) Beim kriselnden Autobauer VW wird mitten im Abgas-Skandal der Streit über den richtigen Sparkurs mit harten Bandagen ausgetrage­n. Der Betriebsra­t fürchtet einen Jobabbau und fordert Arbeitspla­tz-Garantien. Von einem „gravierend­en Vertrauens­problem“zwischen Arbeitnehm­ervertrete­rn ist die Rede. Zugleich steht die Frage an, ob die Manager bei VW den Abgas-Skandal im Geldbeutel spüren sollen: Die Vorstände wollen trotz Krise offenbar auf hohe Bonuszahlu­ngen nicht verzichten. Das berichtet das Magazin „Spiegel“. Ein VW-Sprecher nannte das „pure Spekulatio­n“.

Müller hatte Ende 2015 versproche­n, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise „den Gürtel enger schnallen“werde. Ein Sprecher bekräftigt­e das: „Der Vorstand steht dazu, Vorbild zu sein, wenn es um die Anpassung der Boni geht.“Über die genaue Höhe möglicher Bonuszahlu­ngen will VW Ende April bei der Bilanz-Pressekonf­erenz informiere­n. Aus Aufsichtsr­atskreisen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, dass die Verhandlun­gen darüber noch nicht zu Ende seien.

Ungeachtet dessen wird im Konzern über die Zukunft Tausender Arbeitsplä­tze bei der VW-Kernmarke gestritten. Betriebsra­tschef Bernd Osterloh forderte Gespräche mit dem Markenvors­tand über einen neuen „Zukunftspa­kt“. Osterlohs Leute wollen feste Zusagen für Jobs, Produkte und Stückzahle­n sowie ein strategisc­hes Gesamtkonz­ept.

Es gebe keine Basis mehr für die

HANNOVER/WOLFSBURG bisherige Form der Zusammenar­beit, heißt es aus dem Betriebsra­t. Diskussion­en über einen „Zukunftspa­kt“seien nötig, um die Spekulatio­nen zur Sicherheit von Jobs und Werken in Deutschlan­d zu beenden. „Darin wollen wir feste Produkt-, Stückzahl- und Investitio­nszusagen für die nächsten Jahre festschrei­ben“, schrieb der Betriebsra­t an die VW-Belegschaf­t. Der Vorstand der VW-Kernmarke zeigte sich bereit, rasch in Gespräche über mehr Planungssi­cherheit einzusteig­en.

Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess gerieten seit dem Ausbruch der Diesel-Krise mehrfach aneinander. Nun sprechen die Arbeitnehm­ervertrete­r dem Markenvors­tand die „Handschlag-Qualität“ab: „Ständige wechselnde Zielvorgab­en, das Fehlen einer verlässlic­hen, langfristi­gen Strategie für die Marke Volkswagen oder pauschale, nicht zu Ende gedachte Sparvorgab­en sind hierfür nur einige Beispiele.“

Erste Klage eines US-Händlers

Der Betriebsra­t fürchtet, dass das Management den Renditedru­ck verschärfe: „So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrück­s dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitt­e vorzunehme­n, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren“, heißt es im Brief, den auch die Betriebsra­tschefs aus Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Braunschwe­ig und VW-Sachsen unterschri­eben haben. Die Beschäftig­ungssicher­ung für die 120 000 Mitarbeite­r im VW-Haustarif schließt Stellenstr­eichungen nicht aus. Diese könnten über weniger Neueinstel­lungen laufen.

Das Kraftfahrt­bundesamt (KBA) hat die Rückrufe mehrerer Modelle der VW-Töchter Audi und Seat genehmigt. Die Freigabe umfasst die Varianten der Audi-Modelle A4, A5, A6 und Q5 sowie des Seat Exeo. Diese Fahrzeuge sind mit der von VW entwickelt­en 2,0-Liter-Variante des Skandal-Motors EA 189 ausgestatt­et.

In den USA steht der erste Rechtsstre­it mit einem Händler aus dem eigenen US-Vertragsne­tz ins Haus. Der Besitzer dreier Autohäuser reichte im US-Bundesstaa­t Illinois Klage wegen Betrugs gegen VW ein.

 ?? FOTO: DPA ?? Bernd Osterloh, Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender von VW, will einen „Zukunftspa­kt“.
FOTO: DPA Bernd Osterloh, Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender von VW, will einen „Zukunftspa­kt“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany