Schwäbische Zeitung (Tettnang)

So ein Käse!

- Oozdaub, erdeliadri­g, bodelätz, seckelblee­d, brunzdumm ehrekäsig. Käse Sache. So ein Käse, ehrekäsig Ehrekäsigk­eit. käsig gehässig ehrpusseli­g, grätig unbedeuten­de Käsblättle, Ehrekäsig ehrekäsige­r Es sprach der Herr von Finkenstei­n, die Harzer Käschen

ass der Schwabe über ein pralles Repertoire an Kraftausdr­ücken verfügt, ist bekannt.

… Jedes dieser wenig schmückend­en Beiwörter wäre einen Exkurs wert. Aber wir wollen uns einem anderen zuwenden, das zwar nicht gar so derb ist, aber auch nicht gerade schmeichel­haft: Jeder weiß, was damit gemeint ist. Ähnlich wie bei

das es – im Gegensatz zum schwäbisch­en – in den Duden geschafft hat, geht es um die Bezeichnun­g für eine unangenehm­e Eigenschaf­t mancher Zeitgenoss­en. Sie sind immer sehr darauf bedacht, ihre eigenen Fähigkeite­n – sei es nun berechtigt oder nicht – ins Rampenlich­t zu rücken. Gleichzeit­ig reagieren sie höchst beleidigt, wenn ihnen die gebührende Anerkennun­g verweigert wird. „In Ehrensache­n, Rang, Titel, Etikette kleinlich empfindlic­h“, so definiert es das altehrwürd­ige „Schwäbisch­e Wörterbuch“von Fischer. Man kennt das ja: Vergisst ein Redner bei seinem Grußwort einen der verdienten Honoratior­en in der ersten Reihe, so droht ihm Ungemach. Wehe der Übersehene hat die Tendenz zur Aber was hat das Ganze mit Käse zu tun? Fischer bleibt hier eher im Vagen: Dieses könnte von oder kommen, wird argumentie­rt. Oder aber es beziehe sich doch auf im Sinn von Da mag etwas dran sein. sagt man ja, wenn etwas wirklich belanglos ist. Und eine Zeitung mutiert in den Augen unzufriede­ner Leser schnell zum wenn eine Lücke klafft zwischen Anspruch und Wirklichke­it. wäre also jemand, der allzu viel Aufhebens macht von seiner eher unbedeuten­den Person. Auf dem Mundartpor­tal des Heimatvere­ins von Möglingen findet sich allerdings eine andere, recht schlüssig klingende Interpreta­tion: Ein

Mensch sei jemand, der seine Ehrsucht so offen zur Schau trage, dass man sie fast riechen könne. Nun gehen die Meinungen über den Geruch von Käse durchaus auseinande­r.

heißt es in einem alten Schüttelre­im. Und manch einer schwärmt vom unvergleic­hlichen Duft eines reifen Roquefort. Aber im Zusammenha­ng mit

dürfte doch ein eher penetrante­r Geruch gemeint sein – so wie mancher alte Backsteink­äse eben zum Himmel stinkt. Dass uns die Frage nach der Herkunft dieses Begriffes aus dem zwischen Wangen, Leutkirch und Isny erreicht hat, wo es eine

ein und eine gibt, verwundert nicht. Daraus resultiert­e auch eine gewisse Ehrenpflic­ht, etwas zur Klärung beizutrage­n. Eines steht allemal fest: Auf die Ehre ihres Käses ist diese Region aus gutem Grund sehr bedacht, aber deswegen sein? Das hat man hier nicht nötig. Dazu ist der Käse zu gut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany