Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Missionskreis St. Nikolaus hilft in Uganda
Praktische Entwicklungshilfe soll Mangel an Bildung und Wasser ausgleichen
- „Die Hilfe, die wir anbieten, ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber zusammen mit vielen Tropfen bewirkt sie doch eine Veränderung zum Positiven“, sagt Maria Holder. Zusammen mit Anneliese Volk reiste die Kirchengemeinderätin von St. Nikolaus Friedrichshafen vor vier Wochen nach Uganda, um die dortigen Partnergemeinden in der Diözese Mityana zu besuchen.
Seit fast 40 Jahren pflegt die Pfarrei den Kontakt nach Afrika und leistet Entwicklungshilfe. Mit Erfolg, wie die beiden Frauen feststellten.
Wenn die Armen und Geknechteten in ihrer Heimat Perspektiven haben und seien sie noch so klein, suchen sie ihr Glück nicht in der Fremde. Davon sind auch die beiden Frauen überzeugt. Sie haben die weite Reise nicht zum ersten mal auf sich genommen. Volk war schon drei Mal in Mityana, Holder zum zweiten Mal. Mit Urlaub habe das nichts zu tun, versichern beide. Vielmehr gehe es um Kontaktpflege, um Präsenz und die Planung neuer Projekte. Die Reise finanzieren sie aus eigener Tasche. Sie fliegen mit vollen Koffern und kommen mit leeren zurück.
Da, wo sie hinkommen, gibt es zwar viel Natur, aber keine Touristen. Die meisten Menschen in dem fast 270 000 Einwohner zählenden Distrikt in Zentral-Uganda leben in großer Armut: primitive Hütten, baufällige Schulen, marode Brunnen,
FRIEDRICHSHAFEN staubige Pisten und eine Politik, die Entwicklung und Wohlstand eher hemmt als befördert. Eigentlich alles Gründe vor allem für junge Menschen, anderswo ein besseres Leben zu suchen. Doch die wirklich Armen kommen nirgendwo hin, sagt Volk. Nichteinmal bis nach Kampala. Die Hauptstadt Ugandas mit ihren 1,4 Millionen Einwohnern ist nur eine Autostunde von Mityana entfernt.
Ihr Besuch galt den Pfarreien, die der Missonskreis von St. Nikolaus seit Jahren unterstützt. Unter anderem besuchten sie zwei neuen Schulen, die um Unterstützung baten. Eine Schule nahe Mityana, die vor allem Kinder aufnimmt, deren Eltern an Aids gestorben sind, und eine in Bukalagi. Beides private Primarty Schools, also Grundschulen mit je rund 100 Schülern, in denen die Kinder, Lesen, Schreiben, Rechnen, aber auch Englisch lernen. Nach unseren Begriffen sehen sie nicht wie Schulen aus: Ein Bretterverschlag mit Wellblechdach, ein fest gestampfter Lehmboden und provisorische Bänke, auf denen die Kinder kniend schreiben. Das ist alles. Die Schüler müssen meist lange Wege in Kauf nehmen, aber sie sind glücklich, sagt Holder. Doch längst nicht alle Eltern können das Schulgeld aufbringen.
Rund 15 000 Euro überweist St. Nikolaus jährlich, um rund 20 jungen Leuten den Besuch einer Schule oder einer Universität zu ermöglichen. „Das ist ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit“, sagt Maria Holder und betont: Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung. Das gelte überall auf der Welt. „Wer eine Schule besucht und eine Ausbildung absolviert hat, dem geht es selbst im armen Uganda gut.“Deshalb werde man hier den Schwerpunkt setzen, Schulen fördern und weiterhin Patenschaften für Schüler und Studenten übernehmen. „In diesem Bemühen sind wir nicht allein“, sagt Holder. Ein Privatmann aus Ottobeuren hat in Mityana ein neues Internat finanziert.
Der zweite Bereich der Entwicklungshilfe bezieht sich auf das Thema Trinkwasser. Das ist in der Gegend immer noch Mangelware. Etliche Brunnen wurden mit Hilfe aus Friedrichshafen schon gebohrt, es wurden Wassertanks beschafft und solarbetriebene Pumpen installiert. Die letzte Bohrung fand 2013 in Bukalagi statt. 6000 Euro kostete in dem Dorf die Erschließung des Grundwassers - die Kosten teilten sich die Diözese RottenburgStuttgart und die Gemeinde St. Nikolaus. „Jetzt wollen wir versuchen, in einer anderen Pfarrei eine Wasserstelle zu finanzieren“, sagt Holder.
Vor Ort ist die 1993 von den Karmelitinnen in Mityana gegründete Organisation Home Sharing Family (Hosfa) Hauptansprechpartner der Häfler. Sie betreut die Projekte, wickelt Planung und Finanzierung ab. Hosfa betreibt auch Schulen und ist im medizinischen und sozialen Bereich aktiv. Auch die Hälfte der Sternsingerspenden von St. Nikolaus gehen an diese Organisation. Zusammen mit Christel Bachhofer und Ruth Erichsen werde der Missionskreis St. Nikolaus sich weiter für Uganda engagieren, versprechen Holder und Volk.
„Wer eine Schule besucht und eine Ausbildung absolviert hat, dem geht es selbst im armen Uganda gut.“
Maria Holder