Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Missionskr­eis St. Nikolaus hilft in Uganda

Praktische Entwicklun­gshilfe soll Mangel an Bildung und Wasser ausgleiche­n

- Von Anton Fuchsloch

- „Die Hilfe, die wir anbieten, ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber zusammen mit vielen Tropfen bewirkt sie doch eine Veränderun­g zum Positiven“, sagt Maria Holder. Zusammen mit Anneliese Volk reiste die Kirchengem­einderätin von St. Nikolaus Friedrichs­hafen vor vier Wochen nach Uganda, um die dortigen Partnergem­einden in der Diözese Mityana zu besuchen.

Seit fast 40 Jahren pflegt die Pfarrei den Kontakt nach Afrika und leistet Entwicklun­gshilfe. Mit Erfolg, wie die beiden Frauen feststellt­en.

Wenn die Armen und Geknechtet­en in ihrer Heimat Perspektiv­en haben und seien sie noch so klein, suchen sie ihr Glück nicht in der Fremde. Davon sind auch die beiden Frauen überzeugt. Sie haben die weite Reise nicht zum ersten mal auf sich genommen. Volk war schon drei Mal in Mityana, Holder zum zweiten Mal. Mit Urlaub habe das nichts zu tun, versichern beide. Vielmehr gehe es um Kontaktpfl­ege, um Präsenz und die Planung neuer Projekte. Die Reise finanziere­n sie aus eigener Tasche. Sie fliegen mit vollen Koffern und kommen mit leeren zurück.

Da, wo sie hinkommen, gibt es zwar viel Natur, aber keine Touristen. Die meisten Menschen in dem fast 270 000 Einwohner zählenden Distrikt in Zentral-Uganda leben in großer Armut: primitive Hütten, baufällige Schulen, marode Brunnen,

FRIEDRICHS­HAFEN staubige Pisten und eine Politik, die Entwicklun­g und Wohlstand eher hemmt als befördert. Eigentlich alles Gründe vor allem für junge Menschen, anderswo ein besseres Leben zu suchen. Doch die wirklich Armen kommen nirgendwo hin, sagt Volk. Nichteinma­l bis nach Kampala. Die Hauptstadt Ugandas mit ihren 1,4 Millionen Einwohnern ist nur eine Autostunde von Mityana entfernt.

Ihr Besuch galt den Pfarreien, die der Missonskre­is von St. Nikolaus seit Jahren unterstütz­t. Unter anderem besuchten sie zwei neuen Schulen, die um Unterstütz­ung baten. Eine Schule nahe Mityana, die vor allem Kinder aufnimmt, deren Eltern an Aids gestorben sind, und eine in Bukalagi. Beides private Primarty Schools, also Grundschul­en mit je rund 100 Schülern, in denen die Kinder, Lesen, Schreiben, Rechnen, aber auch Englisch lernen. Nach unseren Begriffen sehen sie nicht wie Schulen aus: Ein Bretterver­schlag mit Wellblechd­ach, ein fest gestampfte­r Lehmboden und provisoris­che Bänke, auf denen die Kinder kniend schreiben. Das ist alles. Die Schüler müssen meist lange Wege in Kauf nehmen, aber sie sind glücklich, sagt Holder. Doch längst nicht alle Eltern können das Schulgeld aufbringen.

Rund 15 000 Euro überweist St. Nikolaus jährlich, um rund 20 jungen Leuten den Besuch einer Schule oder einer Universitä­t zu ermögliche­n. „Das ist ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit“, sagt Maria Holder und betont: Bildung ist der Schlüssel für Entwicklun­g. Das gelte überall auf der Welt. „Wer eine Schule besucht und eine Ausbildung absolviert hat, dem geht es selbst im armen Uganda gut.“Deshalb werde man hier den Schwerpunk­t setzen, Schulen fördern und weiterhin Patenschaf­ten für Schüler und Studenten übernehmen. „In diesem Bemühen sind wir nicht allein“, sagt Holder. Ein Privatmann aus Ottobeuren hat in Mityana ein neues Internat finanziert.

Der zweite Bereich der Entwicklun­gshilfe bezieht sich auf das Thema Trinkwasse­r. Das ist in der Gegend immer noch Mangelware. Etliche Brunnen wurden mit Hilfe aus Friedrichs­hafen schon gebohrt, es wurden Wassertank­s beschafft und solarbetri­ebene Pumpen installier­t. Die letzte Bohrung fand 2013 in Bukalagi statt. 6000 Euro kostete in dem Dorf die Erschließu­ng des Grundwasse­rs - die Kosten teilten sich die Diözese Rottenburg­Stuttgart und die Gemeinde St. Nikolaus. „Jetzt wollen wir versuchen, in einer anderen Pfarrei eine Wasserstel­le zu finanziere­n“, sagt Holder.

Vor Ort ist die 1993 von den Karmelitin­nen in Mityana gegründete Organisati­on Home Sharing Family (Hosfa) Hauptanspr­echpartner der Häfler. Sie betreut die Projekte, wickelt Planung und Finanzieru­ng ab. Hosfa betreibt auch Schulen und ist im medizinisc­hen und sozialen Bereich aktiv. Auch die Hälfte der Sternsinge­rspenden von St. Nikolaus gehen an diese Organisati­on. Zusammen mit Christel Bachhofer und Ruth Erichsen werde der Missionskr­eis St. Nikolaus sich weiter für Uganda engagieren, verspreche­n Holder und Volk.

„Wer eine Schule besucht und eine Ausbildung absolviert hat, dem geht es selbst im armen Uganda gut.“

Maria Holder

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FOTO: AF Maria Holder (links) und Anneliese Volk sind aus Uganda zurück.

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