Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Gebühr als Stellschraube entdeckt
Meckenbeurer Gemeinderat sucht nach Einsparpotenzial an Musikschule.
- Die versuchte Wortmeldung von Musikschulleiter Jörg Scheide als Zuhörer der Gemeinderatssitzung zeigt es: Das Bemühen, den Abmangel an der Musikschule zu reduzieren, ist nicht nur ein komplexes, sondern auch ein sensibles Thema. In der Mittwochssitzung wurde noch keine Lösung gefunden, vielmehr ging der Gemeinderatsmehrheit der Vorschlag der Verwaltung nicht weit genug.
Zum Hintergrund: Im Zuge der Haushaltskonsolidierung war diesmal die Musikschule im Fokus. Der Abmangel von 325 000 Euro anno 2015 bot Anlass zu Diskussionen um die Kostenstruktur – was laut Hauptamtsleiter Georg Schellinger aber seit Gründung der kommunalen Musikschule (1991) der Fall sei. Geprüft wurde anhand von vier Kriterien:
Angebotsumfang/-struktur: Ersterer ist seit 2004 auf 260 Jahreswochenstunden gedeckelt. Würde er zurückgefahren, müsste man Schüler abweisen oder bestimmte Instrumentengruppen nicht mehr unterrichten. „Wir sind breit aufgestellt“, hob Schellinger hervor – was aber auch notwendig sei, um vom Landesverband der Musikschulen bezuschusst zu werden. Hier steht ein Betrag von 50 000 Euro im Raum. Die Folge: kein Ansatz für Einsparungen.
Personalwesen, konkret die Frage: Gibt es Einsparungen, wenn weniger Festangestellte und mehr Honorarkräfte eingesetzt werden? Schellinger gab hier als Argumente weiter, dass es „für eine stabile Mannschaft“die breite Basis an Festangestellten brauche, die mit hoher Identifikation und hohem Engagement als Lehrer für Qualität stehen.
Die Gegenrede kam von Josef Sauter (CDU), der sich am hohen Anteil der Festangestellten in Meckenbeuren im Vergleich zu anderen Gemeinden störte. Um den Sparwillen zu zeigen, konnte er sich eine Annäherung an den Bundesschnitt vorstellen, was den Anteil der Festangestellten betrifft.
bei den Ensembles ansetzen, bei denen keine kostendeckende Gebühr erhoben wird. Als Kompromiss kam hier heraus, dass jene EnsembleTeilnehmer, die nicht gleichzeitig an der Musikschule Unterricht haben, um Gebühren nicht mehr herum- MECKENBEUREN
a) b) c)
kommen sollen. Was einerseits den Sparwillen dokumentiert, andererseits aber die Bedeutung der öffentlichkeitswirksamen Ensembles (wie „Blue Notes“oder „Mecka Six“) unterstreicht – zumal es ja auch zur Jugendarbeit gehöre, dass das individuell Erlernte im gemeinsamen Musizieren erprobt werden kann.
die Musikschulgebühren (zuletzt erhöht 2010). Hier wird der vielversprechendste Ansatz gesehen,
d)
den Schellinger mit Zahlen hinterlegte. Komme die Erhöhung – wie vorgeschlagen – in drei jährlichen Schritten von je drei bis fünf Prozent auf Herbst 2016, 2017 und 2018 hin, so ließe sich von Mehreinnahmen von 17 000 Euro im Jahr ausgehen.
Was angesichts von 250 000 Euro Einnahmen aus den Elterngebühren insgesamt durchaus Gewicht hat.
„Musikschul-Unterricht muss man sich leisten können“, stellte Kat- ja Fleschhut (BUS) die Frage nach der sozialen Komponente – und nach Alternativen, etwa ein Angebot an regulären Schulen zu unterbreiten.
Ursula Herold-Schmidt (BUS) lenkte den Blick auf die – in Summe – seit 2004 stagnierenden oder gar sinkenden Elternbeiträge. Und: „Musikschullehrer sind richtig teure Angestellte“, befand sie, was mit der Vorgabe korrespondiere, dass sie einen Hochschulabschluss haben müssen.
Wie Herold-Schmidt hakte auch Anette Kramer (Freie Wähler) in Richtung der Erwachsenen nach, bei denen der Unterricht kostenneutral sein solle.
„Berauschend ist das nicht“
Übrigens: Auch wenn er als Zuhörer nicht zu Wort kommen durfte (so sind die Vorgaben), so wurde Jörg Scheide als „Experte“doch noch kurz zu Rate gezogen gebeten. „Wie viele Erwachsene sind es denn an der Musikschule?“, die Antwort darauf („35“) hatte der Schulleiter parat. Und setzte gleich noch das Vertragskonstrukt der Musikschullehrer in Kontext, das an die Schülerzahl gekoppelt ist: „Berauschend ist das nicht“, spielte Scheide auf die Unsicherheit an, die damit einhergehe.