Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zäher Güterverkehr im Südwesten
IHK fordert vermehrte Verlagerung auf die Bahn und Ausbau des Straßennetzes
- Viele Bundesstraßen beidseits der baden-württembergischen und der bayerischen Landesgrenze sind für die regionale Wirtschaft ebenso wichtig wie die Autobahnen. Auf ihnen werden fast genauso viele Mengen an Gütern transportiert wie auf den Autobahnen 7 und 8. Das ist eine der Kernaussagen der Güterstromanalyse, die die Industrie- und Handelskammern Bodensee-Oberschwaben, Ostwürttemberg, Schwaben und Ulm beim Fraunhofer Institut in Auftrag gegeben haben. Am Donnerstag stellten sie das Resultat in Ulm vor. Ziel der Studie war es auch, zu prüfen, ob der Güterverkehr von der Straße auf Gleise verlagert werden kann. ULM
Bundesverkehrswegeplan 2030
Die Untersuchung hat ergeben, dass der Schienengüterverkehr in der Region mit unter zwei Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Dieser liegt bei rund acht Prozent. „Wir sind beim Schienenverkehr, was die Güter angeht, ein bisschen unterbelichtet“, sagte Matthias Proske, Leiter der Standortpolitik der IHK Ulm. Rund 98 Prozent des Güterverkehrs läuft über die Straße. Für den Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, Otto Sälzle, ist das Ergebnis der Studie keine Überraschung: „Es unterstreicht die Notwendigkeit eines leistungsfähigen Bundesstraßennetzes für die Unternehmen in diesem Raum.“Mit dem Ergebnis der Studie fühlen sich die Kammern in Schwaben in ihrer Haltung zum Bundesverkehrswegeplan 2030 bestätigt. Sie fordern, die Engpässe auf den Straßen der Region zu beseitigen.
Einzig und allein Güter aus dem Bereich Maschinenbau werden in der Region deutlich häufiger mit dem Zug transportiert als im Rest von Deutschland. Die meisten Lastwagen werden in Schwaben mit Produkten aus den Bereichen Holz, Papier und Druck beladen. Führend sind auch Güter aus der Fahrzeugtechnik. Importiert werden hingegen vorrangig Industrierohstoffe. Über- raschend ist hierbei, dass fast doppelt so viele Güter die Region über Gleise erreichen wie sie verlassen. Rund 60 Prozent der schwäbischen Güter bleiben in der Region. „Wir haben sehr viel intraregionalen Verkehr“, sagt Sälzle. „Der geht gar nicht erst auf die Autobahnen.“„Mit zunehmender Entfernung nehmen die Tonnagen ab.“Trotzdem bleiben Frankreich, Italien, die Schweiz und Österreich wichtige Zielländer für die Erzeugnisse. Rund ein Sechstel der Güter gehen ins südliche europäische Ausland. Hierfür sehen die Vertreter der IHK im Schienenverkehr großes Potenzial für die Region. Nicht zuletzt, weil der ausgebaute Containerbahnhof im Ulmer Norden stark gefragt ist – und schon jetzt an seine Grenzen stoße. Für Sälzle Grund den Containerbahnhof weiter auszubauen. „Wir wollen eine Südanbindung des Containerbahnhofs, denn das Potenzial geht nach Österreich und Italien“, sagte er. Auch mehr Gleise seien notwendig. „Da ist ein enormer Handlungsdruck“, sagt Sälzle. „Die Österreicher und Schweizer machen zunehmend die Alpen für den Lkw-Verkehr dicht.“
Um den Verkehr noch weiter zu verlagern, sei nicht nur der Ausbau des Containerbahnhofes in Ulm von Bedeutung. Die Studie hat auch geprüft, ob ein weiteres Bahnterminal für Schwaben infrage kommt. „Der Bedarf für ein weiteres Terminal im Raum Ravensburg soll geklärt werden“, sagt Sälzle. Allerdings sieht die Studie nur für einzelne Gütergruppen Potenzial. Außerdem müsste es gelingen, mindestens zehn Prozent der aktuell auf der Straße fahrenden Güter auf die Bahn zu verlagern.