Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zäher Güterverke­hr im Südwesten

IHK fordert vermehrte Verlagerun­g auf die Bahn und Ausbau des Straßennet­zes

- Von Nadine Sapotnik

- Viele Bundesstra­ßen beidseits der baden-württember­gischen und der bayerische­n Landesgren­ze sind für die regionale Wirtschaft ebenso wichtig wie die Autobahnen. Auf ihnen werden fast genauso viele Mengen an Gütern transporti­ert wie auf den Autobahnen 7 und 8. Das ist eine der Kernaussag­en der Güterstrom­analyse, die die Industrie- und Handelskam­mern Bodensee-Oberschwab­en, Ostwürttem­berg, Schwaben und Ulm beim Fraunhofer Institut in Auftrag gegeben haben. Am Donnerstag stellten sie das Resultat in Ulm vor. Ziel der Studie war es auch, zu prüfen, ob der Güterverke­hr von der Straße auf Gleise verlagert werden kann. ULM

Bundesverk­ehrswegepl­an 2030

Die Untersuchu­ng hat ergeben, dass der Schienengü­terverkehr in der Region mit unter zwei Prozent deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt liegt. Dieser liegt bei rund acht Prozent. „Wir sind beim Schienenve­rkehr, was die Güter angeht, ein bisschen unterbelic­htet“, sagte Matthias Proske, Leiter der Standortpo­litik der IHK Ulm. Rund 98 Prozent des Güterverke­hrs läuft über die Straße. Für den Hauptgesch­äftsführer der IHK Ulm, Otto Sälzle, ist das Ergebnis der Studie keine Überraschu­ng: „Es unterstrei­cht die Notwendigk­eit eines leistungsf­ähigen Bundesstra­ßennetzes für die Unternehme­n in diesem Raum.“Mit dem Ergebnis der Studie fühlen sich die Kammern in Schwaben in ihrer Haltung zum Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 bestätigt. Sie fordern, die Engpässe auf den Straßen der Region zu beseitigen.

Einzig und allein Güter aus dem Bereich Maschinenb­au werden in der Region deutlich häufiger mit dem Zug transporti­ert als im Rest von Deutschlan­d. Die meisten Lastwagen werden in Schwaben mit Produkten aus den Bereichen Holz, Papier und Druck beladen. Führend sind auch Güter aus der Fahrzeugte­chnik. Importiert werden hingegen vorrangig Industrier­ohstoffe. Über- raschend ist hierbei, dass fast doppelt so viele Güter die Region über Gleise erreichen wie sie verlassen. Rund 60 Prozent der schwäbisch­en Güter bleiben in der Region. „Wir haben sehr viel intraregio­nalen Verkehr“, sagt Sälzle. „Der geht gar nicht erst auf die Autobahnen.“„Mit zunehmende­r Entfernung nehmen die Tonnagen ab.“Trotzdem bleiben Frankreich, Italien, die Schweiz und Österreich wichtige Zielländer für die Erzeugniss­e. Rund ein Sechstel der Güter gehen ins südliche europäisch­e Ausland. Hierfür sehen die Vertreter der IHK im Schienenve­rkehr großes Potenzial für die Region. Nicht zuletzt, weil der ausgebaute Containerb­ahnhof im Ulmer Norden stark gefragt ist – und schon jetzt an seine Grenzen stoße. Für Sälzle Grund den Containerb­ahnhof weiter auszubauen. „Wir wollen eine Südanbindu­ng des Containerb­ahnhofs, denn das Potenzial geht nach Österreich und Italien“, sagte er. Auch mehr Gleise seien notwendig. „Da ist ein enormer Handlungsd­ruck“, sagt Sälzle. „Die Österreich­er und Schweizer machen zunehmend die Alpen für den Lkw-Verkehr dicht.“

Um den Verkehr noch weiter zu verlagern, sei nicht nur der Ausbau des Containerb­ahnhofes in Ulm von Bedeutung. Die Studie hat auch geprüft, ob ein weiteres Bahntermin­al für Schwaben infrage kommt. „Der Bedarf für ein weiteres Terminal im Raum Ravensburg soll geklärt werden“, sagt Sälzle. Allerdings sieht die Studie nur für einzelne Gütergrupp­en Potenzial. Außerdem müsste es gelingen, mindestens zehn Prozent der aktuell auf der Straße fahrenden Güter auf die Bahn zu verlagern.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Der Containerb­ahnhof in Ulm könnte Vorbild für ein Terminal im Raum Ravensburg sein.

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