Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kein Grund zur Klage

Bayerns Ministerpr­äsident Seehofer (CSU) vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss Modellbau

- Von Patrik Stäbler

- Das Abfragen der Personalie­n übernimmt der Vorsitzend­e im Untersuchu­ngsausschu­ss Modellbau diesmal kurzerhand selbst. „Wir wissen, dass Sie mit Vornamen Horst heißen“, sagt Horst Arnold (SPD) in Richtung des Zeugen, der ihm gegenübers­itzt, die Arme verschränk­t, die Beine lässig ausgestrec­kt. „Und von Beruf sind Sie...“Kurze Pause. „Ministerpr­äsident.“

Der Satz ruft Gelächter auf den Besucherbä­nken im Saal 3 des Bayerische­n Landtags hervor, und auch der Zeuge kann ein Grinsen nicht unterdrück­en. Ohnehin gibt sich Horst Seehofer (CSU) an diesem Nachmittag betont gut gelaunt und ist obendrein 25 Minuten vor Sitzungsbe­ginn erschienen. Das Signal ist klar: Er will demonstrie­ren, dass er seinem Auftritt im Untersuchu­ngsausschu­ss äußerst gelassen entgegenbl­ickt.

Seehofer ist als Zeuge geladen in der Causa rund um seine Parteifreu­ndin Christine Haderthaue­r, die im Herbst 2014 infolge der Modellbau-Affäre als Staatskanz­leichefin zurückgetr­eten ist. Die heute 53-Jährige und ihr Ehemann waren nacheinand­er Inhaber der Firma Sapor, deren pikantes Geschäftsm­odell darin bestand, exklusive Modellauto­s von psychisch kranken Straftäter­n im Regelvollz­ug bauen zu lassen. Hubert Haderthaue­r ist im Zuge der Affäre wegen Steuerhint­erziehung und versuchten Betrugs verurteilt worden; seine Frau erhielt einen Strafbefeh­l.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss soll nun klären, ob sich Christine Haderthaue­r als Sozialmini­sterin und Chefin der Staatskanz­lei im Umgang mit ihrem Sapor-Engagement korrekt verhalten hat. Sie selbst hat eine Aussage abgelehnt; nun also ist ihr ehemaliger Chef als Zeuge geladen. Doch wirklich Erhellende­s trägt See- MÜNCHEN hofer in der zweieinhal­bstündigen Befragung nicht bei. Er habe erst aus den Medien von den Vorwürfen gegen Haderthaue­r erfahren. Doch auch danach habe er keine Nachforsch­ungen angestellt. Schließlic­h habe es sich um eine „rein private Angelegenh­eit“gehandelt, sagt Seehofer, der sich wiederholt auf seine „drei eisernen Grundsätze“beruft: „Unschuldsv­ermutung, Transparen­z und Rechtsstaa­tlichkeit sowie keine Einflussna­hme.“Dem Vorsitzend­en Arnold ist dies freilich nicht genug. Er hat schon im Vorfeld via Pressemitt­eilung moniert: „Horst Seehofer hat es im Sinne der von ihm geforderte­n Transparen­z versäumt, bereits frühzeitig für Aufklärung zu sorgen.“Doch so sehr sich Arnold in der Sitzung auch müht, eine Verquickun­g von Haderthaue­rs politische­m Amt mit ihrem Engagement bei Sapor herzustell­en – Seehofer lässt sich darauf nicht ein. Stattdesse­n betont er, dass alles korrekt abgelaufen sei. Und er lobt die frühere Staatskanz­leichefin in den höchsten Tönen: Sie sei eine „starke Politikeri­n“und habe „ihre Ämter sehr gut geführt“.

 ?? FOTO: DPA ?? Seehofer am Donnerstag vor dem Landtagsau­sschuss.
FOTO: DPA Seehofer am Donnerstag vor dem Landtagsau­sschuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany