Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Opposition wirft Regierung „Doppelmora­l“vor

Streit im Landtag um Anzahl der Staatssekr­etäre und neue Stellen in den Ministerie­n von Grün-Schwarz

- Von Kara Ballarin

- FDP und SPD haben am Donnerstag im Landtag scharfe Kritik an der Regierung aus Grünen und CDU geübt. Ihr Vorwurf: Bei den kleinen Landesbeam­ten soll wohl gespart werden, während sich die Regierung mehr Spitzenbea­mte und knapp 100 Mitarbeite­r in den Ministerie­n genehmigt. „Das nenne ich Doppelmora­l“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke.

„Es ist schon dreist, was Sie hier auf Steuerzahl­erkosten veranstalt­en“, warf Rülke der Regierung vor und forderte diese auf: „Kehren Sie zur Sparsamkei­t zurück!“Konkret kritisiert­e er den geplanten Zuwachs von 98 Stellen in den Ministerie­n. Dieser sei nötig, sagte Grünen-Abgeordnet­e Thekla Walker, um regierungs­fähig zu bleiben. Und zu gestalten, ergänzte Tobias Wald (CDU), denn: „Wir wollen unseren Kindern ein gut bestelltes Haus Baden-Württember­g übergeben.“Dazu seien vor allem neue Stellen im Wirtschaft­sministeri­um notwendig, um bei den hier angesiedel­ten Zukunftsth­emen Digitalisi­erung und bezahlbare­r Wohnraum „endlich Gas zu geben“.

Sascha Binder (SPD) und AfDFraktio­nschef Jörg Meuthen störten sich zudem an der Zahl der Staatssekr­etäre. Wie berichtet, hat GrünSchwar­z beim Regierungs­wechsel zwar zwei Minister eingespart – es gibt nun zehn. Dafür wurde die Zahl der Staatssekr­etäre, die 85 Prozent des Gehalts eines Ministers verdienen, aufgestock­t. Unter Grün-Rot gab es fünf Staatssekr­etäre, nun gibt es acht – vier pro Koalitions­partner, wobei die CDU einen Posten noch nicht besetzt hat.

In einer Landtagsan­frage hatte die SPD schon im Mai nachgehakt, wa- STUTTGART rum neben diesen acht noch weitere Spitzenbea­mte als Staatssekr­etäre bezeichnet werden. In der Antwort aus dem Staatsmini­sterium heißt es, dass Volker Ratzmann als Bevollmäch­tigter des Landes beim Bund sowie Theresa Schopper als politische Koordinato­rin im Staatsmini­sterium eigentlich Ministeria­ldirektore­n seien. Entspreche­nd würden sie auch besoldet, erklärte ein Sprecher des Finanzmini­steriums auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Titel Staatssekr­etär sei eine bloße Amtsbezeic­hnung. Obendrauf kommt noch Klaus-Peter Murawski (Grüne), der weiterhin als Chef der Staatskanz­lei das Staatsmini­sterium leitet und nun den Titel „Staatsmini­ster“trägt – ohne finanziell­e Konsequenz­en allerdings.

Am 13. Juli befasst sich der Landtag mit dem dritten Nachtrag zum Landeshaus­halt 2016. Dann will die Opposition die Kosten für die Spitzenbea­mten noch mal genau unter die Lupe nehmen.

 ?? FOTO: DPA ?? FDP- Fraktionsc­hef Hans- Ulrich Rülke.
FOTO: DPA FDP- Fraktionsc­hef Hans- Ulrich Rülke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany