Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Attentäter von Istanbul stammen aus Ex-Sowjetrepubliken
Spur der Terroristen führt angeblich nach Usbekistan, Kirgistan und Dagestan – Festnahmen bei Razzien
(dpa) - Die Attentäter vom Atatürk-Flughafen in Istanbul stammen den türkischen Behörden zufolge aus den Rekrutierungsgebieten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Kaukasus und in Zentralasien. Die Selbstmordattentäter seien ein Usbeke, ein Kirgise und ein russischer Staatsbürger gewesen, hieß es am Donnerstag aus türkischen Regierungskreisen. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, der russische Staatsbürger stamme aus der Region Dagestan. Zwei Tage nach dem Terrorangriff kam es in Istanbul und Izmir zu zahlreichen Festnahmen.
Die türkische Regierung verdächtigt den IS, hinter dem Angriff vom Dienstag mit mindestens 47 Toten zu stecken. Die Regierung in Moskau bestätigte einen russischen Attentäter zunächst nicht. Die Staaten Usbekistan und Kirgistan sowie die russische Teilrepublik Dagestan sind ISTANBUL überwiegend muslimisch und gehörten einst zur Sowjetunion.
Ministerpräsident Binali Yildirim räumte ein, dass zwei der drei Selbstmordattentäter in das Flughafengebäude eindringen konnten. Yildirim sagte am Mittwochabend, die Angreifer hätten zunächst das Feuer auf das Sicherheitspersonal am Eingang eröffnet. Einer habe sich außerhalb des Gebäudes in die Luft gesprengt. Die anderen hätten die Panik ausgenutzt, um ins Terminal einzudringen.
19 Ausländer unter den Opfern
Innenminister Efkan Ala sagte am Donnerstag, 19 Ausländer seien unter den Opfern. Fast 240 Menschen wurden verletzt, darunter eine Deutsche. Nach Angaben des Istanbuler Gouverneursamts wurden am Donnerstag noch 94 Verletzte in Krankenhäusern behandelt.
Yildirim kündigte an, die Regierung werde „die Präsenz von unserem Sicherheitspersonal an den Eingängen in unseren Flughäfen steigern“. Bei Anti-Terror-Razzien in Istanbul wurden am Donnerstag 13 Verdächtige festgenommen. Darun- ter seien drei Ausländer, hieß es aus Regierungskreisen. In der westtürkischen Stadt Izmir habe die Polizei neun weitere Verdächtige festgenommen.
Es war bereits der vierte schwere Anschlag in Istanbul seit Jahresbeginn. Der IS hat sich noch zu keinem der ihm zugeschriebenen Angriffe in der Türkei bekannt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Selbstmordattentätern jegliche religiöse Rechtfertigung für die Bluttat ab. „Das sollen Muslime sein?“, fragte Erdogan am Mittwoch. „Sie haben ihren Platz in der Hölle vorbereitet.“
Die Türkische Gemeinde in Deutschland forderte mehr Solidarität: „Europa macht zu oft den Fehler, dass es Terrorismus als zweitrangig betrachtet, wenn er nicht direkt vor der eigenen Tür geschieht“, sagte der Vorsitzende des Verbands, Gökay Sofuoglu, der „Rheinischen Post“.