Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Markt für teures Spezialfutter wächst
Fleischallergie bei Hunden wird immer häufiger diagnostiziert
(dpa) - Auch wenn es seltsam klingt: Viele Tierhalter berichten von Hunden mit Fleischallergie, Anbieter reagieren mit Spezialfutter. Und auch die Geschäfte für Heimtierbedarf haben sich darauf eingestellt.
Frank Weber, Geschäftsführer vom Tierzubehör-Anbieter Hundemaxx in Bayern, sagt: „Das nimmt fast schon erschreckende Ausmaße an. Es ist erstaunlich, wie viele Hunde hier Probleme haben.“Weber bietet in seinen Heimtiergeschäften daher inzwischen eine große Auswahl von speziellem Allergikerfutter verschiedener Marken an. NÜRNBERG
Teure Alternativen
Dies sei „zunehmend ein Thema bei den Tierhaltern und damit auch ein Markt“, bestätigt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. Die Zahl der Anbieter sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Manche Firmen haben nur Futter für „sensible“Hunde im Programm, andere haben sich regelrecht auf Allergiker spezialisiert. Die speziellen Dosen mit Büffel-, Straußen- oder Kängurufleisch kosten leicht das Zehnfache im Vergleich zum Hundefutter vom Discounter.
Aber warum Strauß oder Känguru? Bei Verdacht auf eine Allergie sollte man etwas füttern, was der Hund zuvor noch nie gefressen hat, sagen Tierärzte. Dann sei die Wahrscheinlichkeit für eine allergische Reaktion gering. Rind ist dagegen sehr häufig in Hundefutter.
„Auf Rind und Getreide gibt es relativ oft allergische Reaktionen“, sagt Heike Feld, Futterberaterin bei Herrmann’s Manufaktur im bayerischen Aßling. Das Familienunter- nehmen bietet unter anderem Futter an, in dem nur eine bestimmte Fleischsorte verarbeitet ist. Außerdem ist hier alles in Bio-Qualität. Im vergangenen Jahr machte Herrmann's damit einen Umsatz von 3,8 Millionen Euro. Laut Geschäftsführer Erich Herrmann liegen die Steigerungen jährlich im zweistelligen Bereich – zuletzt bei 34 Prozent.
Auch bei der Firma Vet-Concept in Föhren in Rheinland-Pfalz ist Allergikernahrung ein Schwerpunkt. „Wir sehen hier für uns ein großes Wachstum“, sagt die leitende Tierärztin Anne Dörries. Das Unternehmen verkauft sein Dosenfutter mit Pferde-, Straußen- oder Büffelfleisch sogar nur gegen Vorlage einer Diätempfehlung. „Diätfutter wie Allergikerfutter sind für einen ganz speziellen Ernährungszweck konzipiert. Es ist futtermittelrechtlich so festgelegt, dass man bei Diätfutter immer einen Fachmann zurate ziehen sollte, bevor man es verfüttert.“Mitarbeiter bieten Kunden eine Telefonberatung an.
Auch andere Unternehmen sind auf den Geschmack gekommen: Wolfsblut bietet Trockenfutter mit Kängurufleisch und Kürbis an. Bei Royal Canin aus Köln gibt es Futter mit Ente und Tapioka. Und bei Hill’s aus Hamburg kann der Hund Wild oder Lamm schlemmen.
Nur für kranke Tiere
Ein Problem ist jedoch: Exotische Fleischsorten werden immer häufiger für Hundefutter verwendet – teils aus Marketinggründen. So kann das Allergierisiko steigen; die Alternativen werden weniger. „Tierhaltern mit gesunden Tieren empfehlen wir daher kein Pferd, Strauß oder Känguru. Das ist eine Ressourcenfrage“, sagt Tierärztin Dörries.