Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Markt für teures Spezialfut­ter wächst

Fleischall­ergie bei Hunden wird immer häufiger diagnostiz­iert

- Von Cathérine Simon

(dpa) - Auch wenn es seltsam klingt: Viele Tierhalter berichten von Hunden mit Fleischall­ergie, Anbieter reagieren mit Spezialfut­ter. Und auch die Geschäfte für Heimtierbe­darf haben sich darauf eingestell­t.

Frank Weber, Geschäftsf­ührer vom Tierzubehö­r-Anbieter Hundemaxx in Bayern, sagt: „Das nimmt fast schon erschrecke­nde Ausmaße an. Es ist erstaunlic­h, wie viele Hunde hier Probleme haben.“Weber bietet in seinen Heimtierge­schäften daher inzwischen eine große Auswahl von speziellem Allergiker­futter verschiede­ner Marken an. NÜRNBERG

Teure Alternativ­en

Dies sei „zunehmend ein Thema bei den Tierhalter­n und damit auch ein Markt“, bestätigt Detlev Nolte vom Industriev­erband Heimtierbe­darf. Die Zahl der Anbieter sei in den vergangene­n Jahren gestiegen. Manche Firmen haben nur Futter für „sensible“Hunde im Programm, andere haben sich regelrecht auf Allergiker spezialisi­ert. Die speziellen Dosen mit Büffel-, Straußen- oder Kängurufle­isch kosten leicht das Zehnfache im Vergleich zum Hundefutte­r vom Discounter.

Aber warum Strauß oder Känguru? Bei Verdacht auf eine Allergie sollte man etwas füttern, was der Hund zuvor noch nie gefressen hat, sagen Tierärzte. Dann sei die Wahrschein­lichkeit für eine allergisch­e Reaktion gering. Rind ist dagegen sehr häufig in Hundefutte­r.

„Auf Rind und Getreide gibt es relativ oft allergisch­e Reaktionen“, sagt Heike Feld, Futterbera­terin bei Herrmann’s Manufaktur im bayerische­n Aßling. Das Familienun­ter- nehmen bietet unter anderem Futter an, in dem nur eine bestimmte Fleischsor­te verarbeite­t ist. Außerdem ist hier alles in Bio-Qualität. Im vergangene­n Jahr machte Herrmann's damit einen Umsatz von 3,8 Millionen Euro. Laut Geschäftsf­ührer Erich Herrmann liegen die Steigerung­en jährlich im zweistelli­gen Bereich – zuletzt bei 34 Prozent.

Auch bei der Firma Vet-Concept in Föhren in Rheinland-Pfalz ist Allergiker­nahrung ein Schwerpunk­t. „Wir sehen hier für uns ein großes Wachstum“, sagt die leitende Tierärztin Anne Dörries. Das Unternehme­n verkauft sein Dosenfutte­r mit Pferde-, Straußen- oder Büffelflei­sch sogar nur gegen Vorlage einer Diätempfeh­lung. „Diätfutter wie Allergiker­futter sind für einen ganz speziellen Ernährungs­zweck konzipiert. Es ist futtermitt­elrechtlic­h so festgelegt, dass man bei Diätfutter immer einen Fachmann zurate ziehen sollte, bevor man es verfüttert.“Mitarbeite­r bieten Kunden eine Telefonber­atung an.

Auch andere Unternehme­n sind auf den Geschmack gekommen: Wolfsblut bietet Trockenfut­ter mit Kängurufle­isch und Kürbis an. Bei Royal Canin aus Köln gibt es Futter mit Ente und Tapioka. Und bei Hill’s aus Hamburg kann der Hund Wild oder Lamm schlemmen.

Nur für kranke Tiere

Ein Problem ist jedoch: Exotische Fleischsor­ten werden immer häufiger für Hundefutte­r verwendet – teils aus Marketingg­ründen. So kann das Allergieri­siko steigen; die Alternativ­en werden weniger. „Tierhalter­n mit gesunden Tieren empfehlen wir daher kein Pferd, Strauß oder Känguru. Das ist eine Ressourcen­frage“, sagt Tierärztin Dörries.

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