Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Traxon schaltet künftig auch in China
ZF arbeitet mit Lkw-Hersteller Foton zusammen – Auftrag kann MAN-Wegfall „nicht komplett kompensieren"
- Gute Nachrichten von der ZF-Getriebesparte: Der weltgrößte Lkw-Hersteller Foton wird künftig das in Friedrichshafen gefertigte Getriebe Traxon einbauen. Ein gleichwertiger Ersatz für die von 2017 an in Teilen wegfallenden Aufträge von MAN ist der Deal aber nicht.
Foton ist nicht der einzige neue Traxon-Kunde. Denn neben MAN und Iveco werden die Automatikgetriebe künftig auch in Lastwagen der türkischen Ford-Tochter Otosan und in Liebherr-Mobilkranen zu finden sein. Dies wurde am Mittwoch am Rande einer ZF-Presseveranstaltung in Aldenhoven bei Aachen bekannt. Die Aufträge unterstreichen nach Einschätzung von Fredrik Staedtler, Leiter der ZF-Nutzfahrzeugdivision, „dass unser modulares System in allen Punkten erfüllt, wofür wir es entwickelt haben“. Traxon decke international und über mehrere Fahrzeugtypen hinweg den Bedarf der Hersteller ab, heißt es in einer Pressemitteilung von ZF.
Das Nutzfahrzeuggetriebe Traxon, das in seiner Grundvariante 12 oder 16 Gänge bietet, kann mit verschiedenen Modulen kombiniert ALDENHOVEN und damit den jeweiligen Erfordernissen angepasst werden. So bietet ZF zum Beispiel ein Modul für Hybridantriebe und eine integrierte Getriebebremse an.
Die neuen Aufträge sind zwar gute Nachrichten für den Produktionsstandort Friedrichshafen, sie werden die Folgen der teils wegbrechenden MAN-Aufträge aber nicht komplett ausgleichen. Bekanntlich hatte der VW-Konzern entschieden, dass seine beiden Töchter Scania und MAN bei der Getriebeeigenfertigung künftig zusammenarbeiten. Ab 2017 werden erste Folgen dieser Entscheidung am See spürbar werden. Man schätzt, dass mittelfristig mindestens ein Viertel der rund 180 000 bisher in Friedrichshafen gebauten Getriebe wegfallen. Bis zu 1200 Jobs könnten davon betroffen sein. MAN bleibt allerdings weiterhin ZF- Kunde, bei Bussen, bei Lkw mit Handschaltern, bei kleinen und mittleren Lastwagen und wohl auch bei großen Trucks mit Spezialanforderungen.
Zunächst geringe Stückzahl
Weil der chinesische Hersteller Foton zumindest zunächst nur mit geringer Stückzahl einsteigt, wird der neue Kunde den teilweisen Wegfall von MAN „nicht komplett kompensieren“, sagte ein ZF-Sprecher auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Sollte die Zusammenarbeit ausgebaut werden, ist es zudem denkbar, dass ZF die Traxon-Produktion für den chinesischen Markt nach Fernost verlegen wird. Dies werde in solchen Fällen oft von Kunden vorgegeben, die die Zusammenarbeit mit lokalen Zulie
ferern und die Nähe zu den ei- genen Fabriken bevorzugen und Währungsrisiken mindern wollen. Aber selbst dann würde der Standort Friedrichshafen nach Angaben des ZF-Sprechers von Geschäften mit Foton profitieren. Zum einen, weil alle neuen Anwendungsvarianten immer zuerst im Nutzfahrzeug-Leitwerk am See produziert werden. Zum anderen, weil auch bei Produktion im Ausland in der Regel wichtige Teile in Friedrichshafen gefertigt werden. Über die Folgen der MANEntscheidung wird auch bei den derzeit laufenden Verhandlungen zwischen Konzern und Betriebsrat zur Standortsicherung gesprochen. Klar ist, dass sich ZF auch nach dem Deal mit Foton weiter um neue Traxon-Kunden bemühen muss. Eine weitere Chance für Friedrichshafen könnte die neue Baureihe PowerLine sein, die auch bei der Presseveranstaltung in Aldenhoven vorgestellt worden ist. Dahinter verbergen sich automatische Getriebe für mittelschwere Lkw, Pick-ups und Busse, die auf der Idee des ZF-Verkaufsschlagers 8HP fußen, einem Automatgetriebe für Pkw. Noch ist nicht entschieden, wo das Produkt gefertigt wird. Es gibt auch noch keinen Kunden dafür.