Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vertonte Wehmut, aber so schön
Auftritt des Indie-Melancholikers William Fitzsimmons beim Kulturufer wird ein Highlight
- Der gestandene Mann im Karohemd, der mit Wehmut in der Stimme, Hornbrille auf der Nase und einem Rauschebart im Gesicht Songs über verflossene Lieben singt und dazu die Akustikgitarre zupft: Das ist inzwischen ein dutzendfach kopiertes Klischee, das sich dem gleichen Spott ausgesetzt sieht wie der Hipster, den man bei derlei Konzerten oft im Publikum stehen sieht.
William Fitzsimmons ist allerdings keine Kopie, sondern ein Original. Seit über zehn Jahren huldigt er dem melancholischen Songwriting und macht dabei aus seinem Herzen keine Mördergrube.
In seinen Songs spürt er dem Trennungsschmerz nach, ob es dabei um die Scheidung seiner Eltern geht FRIEDRICHSHAFEN oder um die Trennung von seiner eigenen Frau. Am Sonntag, 31. Juli, steht er beim Friedrichshafener Kulturufer auf der Bühne. Beginn ist um 20 Uhr im Großen Zelt.
Unbekannt, aber gehört
Wem der Name William Fitzsimmons nichts sagt, der hat möglicherweise trotzdem schon die Musik des amerikanischen Songwriters gehört. Denn seine Lieder „Please Don’t Go“und „Passion Play“tauchten in der Krankenhaus-Serie „Grey’s Anatomy“auf, und das ist nicht die einzige Serie, die sich der betrübten Klänge bedient.
2005 und 2006 veröffentlichte der in Pittsburgh, Pennsylvania, aufgewachsene Musiker seine ersten Alben noch in Eigenregie. Fitzsimmons ist Multiinstrumentalist, spielt Piano und Posaune, Gitarre, Banjo, Ukulele sowie Mandoline und Melodica. Mit Musik kam er schon früh in Berührung, denn seine Eltern sind beide blind und darum spielten Instrumente im Haus der Familie Fitzsimmons eine enorm wichtige Rolle. Klassik prägte den jungen Musiker dabei ebenso wie Folk.
Heute wird Fitzsimmons wegen seiner leisen, unaufdringlichen Musik mit Sam Bean (Iron and Wine) und Sufjan Stevens verglichen. Ähnlich wie bei diesen beiden Künstlern sind die Songs zwar traurig, aber auch tröstlich.
Harmonisch gewachsen
Der 1978 geborene Musiker ist ein reflektierter Mensch. In einem Interview mit dem Konstanzer OnlineMusikmagazin laut.de sagte er, es sei ein seltsames Gefühl, mit persönlichen Songs Geld zu verdienen.
Die 2009er-Platte „The Sparrow and the Crow“bezeichnete er als Brief an seine Ex-Frau. Mit dem 2011er Album „Gold in the Shadow“schlug der inzwischen in Springfield, Illinois, lebende Kreativkopf hoffnungsvollere Töne an. Die neuesten Veröffentlichungen sind zwei EPs, die sich thematisch wiederum um die Familie drehen.
Nebenbei schafft der studierte Psychologe es, einen Graben zuzuschütten: nämlich den zwischen handgemachter Musik und elektronischen Klängen. Wie sich in die bedächtig gezupften Akustikgitarren flächige Sounds aus dem Sampler mischen, das wirkt harmonisch gewachsen und zu keiner Sekunde aufgesetzt. In der intimen Atmosphäre einer Zeltbühne beim Kulturufer dürften seine traurigen Songs ihre volle Wirkung entfalten.