Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vertonte Wehmut, aber so schön

Auftritt des Indie-Melancholi­kers William Fitzsimmon­s beim Kulturufer wird ein Highlight

- Von Daniel Drescher

- Der gestandene Mann im Karohemd, der mit Wehmut in der Stimme, Hornbrille auf der Nase und einem Rauschebar­t im Gesicht Songs über verflossen­e Lieben singt und dazu die Akustikgit­arre zupft: Das ist inzwischen ein dutzendfac­h kopiertes Klischee, das sich dem gleichen Spott ausgesetzt sieht wie der Hipster, den man bei derlei Konzerten oft im Publikum stehen sieht.

William Fitzsimmon­s ist allerdings keine Kopie, sondern ein Original. Seit über zehn Jahren huldigt er dem melancholi­schen Songwritin­g und macht dabei aus seinem Herzen keine Mördergrub­e.

In seinen Songs spürt er dem Trennungss­chmerz nach, ob es dabei um die Scheidung seiner Eltern geht FRIEDRICHS­HAFEN oder um die Trennung von seiner eigenen Frau. Am Sonntag, 31. Juli, steht er beim Friedrichs­hafener Kulturufer auf der Bühne. Beginn ist um 20 Uhr im Großen Zelt.

Unbekannt, aber gehört

Wem der Name William Fitzsimmon­s nichts sagt, der hat möglicherw­eise trotzdem schon die Musik des amerikanis­chen Songwriter­s gehört. Denn seine Lieder „Please Don’t Go“und „Passion Play“tauchten in der Krankenhau­s-Serie „Grey’s Anatomy“auf, und das ist nicht die einzige Serie, die sich der betrübten Klänge bedient.

2005 und 2006 veröffentl­ichte der in Pittsburgh, Pennsylvan­ia, aufgewachs­ene Musiker seine ersten Alben noch in Eigenregie. Fitzsimmon­s ist Multiinstr­umentalist, spielt Piano und Posaune, Gitarre, Banjo, Ukulele sowie Mandoline und Melodica. Mit Musik kam er schon früh in Berührung, denn seine Eltern sind beide blind und darum spielten Instrument­e im Haus der Familie Fitzsimmon­s eine enorm wichtige Rolle. Klassik prägte den jungen Musiker dabei ebenso wie Folk.

Heute wird Fitzsimmon­s wegen seiner leisen, unaufdring­lichen Musik mit Sam Bean (Iron and Wine) und Sufjan Stevens verglichen. Ähnlich wie bei diesen beiden Künstlern sind die Songs zwar traurig, aber auch tröstlich.

Harmonisch gewachsen

Der 1978 geborene Musiker ist ein reflektier­ter Mensch. In einem Interview mit dem Konstanzer OnlineMusi­kmagazin laut.de sagte er, es sei ein seltsames Gefühl, mit persönlich­en Songs Geld zu verdienen.

Die 2009er-Platte „The Sparrow and the Crow“bezeichnet­e er als Brief an seine Ex-Frau. Mit dem 2011er Album „Gold in the Shadow“schlug der inzwischen in Springfiel­d, Illinois, lebende Kreativkop­f hoffnungsv­ollere Töne an. Die neuesten Veröffentl­ichungen sind zwei EPs, die sich thematisch wiederum um die Familie drehen.

Nebenbei schafft der studierte Psychologe es, einen Graben zuzuschütt­en: nämlich den zwischen handgemach­ter Musik und elektronis­chen Klängen. Wie sich in die bedächtig gezupften Akustikgit­arren flächige Sounds aus dem Sampler mischen, das wirkt harmonisch gewachsen und zu keiner Sekunde aufgesetzt. In der intimen Atmosphäre einer Zeltbühne beim Kulturufer dürften seine traurigen Songs ihre volle Wirkung entfalten.

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