Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gerhard Hümmlers Flotte ankert in Eriskirch
Seebär präsentiert interessierten Landratten ab 1. Juli historische Schiffsmodelle im Bürgerhaus „Alte Schule“
- Der Kressbronner Gerhard Hümmler zeigt ab heute, 1. Juli, im Bürgerhaus „Alte Schule“in Eriskirch historische, selbst hergestellte Schiffsmodelle. Bei der Vernissage, die um 20 Uhr beginnt, erzählt der Künstler nicht nur Wissenswertes über das SchiffsmodellHandwerk, sondern hat für seine Besucher auch die eine oder andere Anekdote aus einem bewegten Leben nicht nur auf hoher See parat. Präsentiert wird die Ausstellung von den Kulturfreunden Eriskirch.
Wenn Gerhard Hümmler über seine große Leidenschaft erzählt, gerät er ins Schwärmen, denn den sympahtischen Seebären zieht es mit Leidenschaft hinaus auf die große See. „Das Segeln mit all seinen Facetten übt eine Faszination auf mich aus. Die Weiten, das Spiel mit Wind und Wellen lassen mich mit dem Schiff und dem Gedanken nach unendlicher Freiheit eins werden“, erzählt er. Mit dem Bau von Schiffsmodellen begann der 77-jährige gebürtige Sauerländer während seiner Dienstzeit in der Bundeswehr. In den vergangenen 50 Jahren hat der gelernte Maurer und Bautechniker mit viel Hingabe und Liebe inzwischen eine stattliche Flotte von mehr als 20 historischen Schiffen der vergangenen Jahrhunderte gebaut.
Nachdem er anfangs mit Modellbausätzen begann, fand er seine Herausforderung in der Perfektion, eigene Nachbauten in allen Einzelheiten selbst zu fertigen. „Ich wollte keine Fertigteile mehr verwenden und suchte nach Plänen, Zeichnungen oder auch Fotoaufnahmen, die mir erlaubten, die Schiffe detailgetreu aufzubauen.“So entstand unter an- KRESSBRONN derem 1993 nach rund 2800 Arbeitsstunden und fünf Jahren der holländische Ostindienfahrer „Prins Willem“aus dem Jahr 1651. „Als Perfektionist habe ich in mühevoller Handarbeit alle Leisten und Planken gesägt, alles Schnitzwerk geschnitzt und gefräst, Beschlagteile aus Metall hergestellt, Kanonen und Anker gegossen, aber auch das Tauwerk der aufwändigen Takelage akribisch angegangen und die Segel von Hand genäht und angeschlagen“, berichtet der Experte, der am heutigen Freitag seinen Besuchern gerne detaillierte Informationen über sein Schaffen sowie über seine Reisen auf hoher See, wie beispielsweise als Trainee auf dem russischen Segelschulschiff „Kruzensthern“, mit der er den Atlantik überquerte, gibt.
Neben der Seefahrt und den Schiffsmodellen präsentiert Hümmler selbst gebaute Buddelflaschen, eine handgefertigte Zither oder auch seine selbst gebaute Drehorgel, die er mit alten Postkartenmotiven vom Bodensee liebevoll bemalt hat. Erlebnisse seiner Wanderungen auf Jacobswegen, die er in mehreren Büchern authentisch niedergeschrieben hat oder faszinierende Fotos an Bord der Großsegler „Kruzensthern“, der norwegischen „Christian Radig“oder der „Statsraad Lehmkuhl“, zeugen von der Vielfalt der Schaffenskraft eines Mannes, in dessen Herzen die Liebe zur See ebenso einen festen Platz hat wie die Liebe zu seiner Frau Eugenia, die ihm während seiner Reisen stets den Rücken freigehalten hat: „Wenn du mit so einem rührigen Mann das Leben teilst, musst du ihn machen lassen“, sagt seine bessere Hälfte, während sie die letzten Handgriffe für die bevorstehende Ausstellung erledigt.