Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der DFB, Referee Kassai und das schlechte Omen
(SID) - Als die Kunde vom Schiedsrichter am Donnerstagvormittag im Lager der deutschen Fußballer in Évian ankam, wurden böse Erinnerungen wach. Dass ausgerechnet Viktor Kassai morgen (21 Uhr/ ARD) in Bordeaux das Viertelfinale gegen Italien leitet, haben die DFBStars sicher nicht mit allzu großer Freude vernommen. Schließlich pfiff der Ungar bisher nur ein deutsches Endrunden-Spiel – am Ende stand ein 0:1 im WM-Halbfinale 2010 gegen den späteren Titelträger Spanien.
Vom aktuellen EM-Kader standen acht Spieler an jenem 7. Juli vor sechs Jahren im Moses-Mabhida-Stadion in Durban auf dem Platz. Neben Neuer schlichen Jérôme Boateng, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Lukas Podolski, Toni Kroos und Mario Gomez mit hängenden Köpfen in die Kabine.
Wer die Sache mit dem schlechten Omen auf die Spitze treiben möchte, findet noch zwei weitere Indizien, die den Reisekaufmann als schlechte Wahl der Europäischen Fußball-Union (UEFA) identifizieren: Kassai leitete in Frankreich bereits ein Spiel der Italiener – das 1:0 in der Vorrunde gegen Schweden. Und als es für den DFB perfekt lief, beim WM-Triumph vor zwei Jahren fehlte Kassai gänzlich: Er war vom Weltverband FIFA nicht nominiert worden. PARIS
Nach dem „Torklau von Donezk“vor vier Jahren fiel er in Ungnade
Kassais Abwesenheit in Brasilien hatte einen guten Grund: Bei der EM 2012 war dem Ungarn ein fataler Doppelfehler unterlaufen. Im Vorrundenspiel zwischen der Ukraine und England (0:1) verweigerte Kassai einem Tor der Co-Gastgeber die Anerkennung, obwohl Englands Verteidiger John Terry den Ball deutlich hinter der Torlinie klärte. Dass der Szene eine Abseitsstellung der Ukrainer vorangegangen war, machte die Sache nicht besser. Der „Torklau von Donezk“sorgte für Schlagzeilen. Kassai, der seit 2003 auf der FIFA-Liste steht, fiel in Ungnade. Das änderte sich erst vor drei Wochen, als der Unparteiische mit der Leitung des EM-Eröffnungsspiels Frankreich gegen Rumänien (2:1) betraut wurde. Nutzen konnte er die Chance nicht: Kassai übersah vor dem 1:0 der Franzosen ein Foulspiel des Torschützen Olivier Giroud.