Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Raus aus der Raumnot

Tettnanger Tafelladen zieht im Sommer in die Kalchenstr­aße – Bisherige Räumlichke­iten sind zu eng geworden

- Von Anja Reichert

- Im vergangene­n Jahr hat der Tettnanger Tafelladen sein 10-Jähriges gefeiert. In diesem Jahr wagt der Laden einen Neuanfang in anderen Räumlichke­iten. Den Umzug in die Kalchenstr­aße hält das Vorstandst­eam für notwendig: Denn die räumliche Enge neben dem Rathaus hat die Tafel in den vergangene­n Jahren an Grenzen gebracht.

Zu eng und zu klein seien die bisherigen Räumlichke­iten neben dem Rathaus geworden, ist sich das Vorstandst­eam um Andrea Zwießler, Michael Hagelstein, Jürgen Schuler und Klaus Nuber einig. Seit dem Beginn ist die Tafel in der ehemaligen Zulassungs­stelle untergebra­cht – zuletzt in knapp zweieinhal­b Räumen. Nach mehr als zehn Jahren soll mit der Raumnot Schluss sein. Bis Anfang Juli will der Tafelladen umgezogen sein. Die neuen Räumlichke­iten: rund 300 Quadratmet­er in der Kalchenstr­aße 9.

Rückblick: Im Februar wurde der Mietvertra­g unterschri­eben. Nach einer Suche, die – trotz Unterstütz­ung der Stadtverwa­ltung – mehr als drei Jahre dauerte. „Für uns war klar, dass die Räumlichke­iten der Tafel in Tettnang bleiben sollen“, so Klaus Nuber. Doch schnell ist das Team an Grenzen gestoßen: „Bald hat sich herausgest­ellt, dass wir als Perspektiv­e etwas brauchen, was finanzierb­ar ist“, sagt Jürgen Schuler. „Da ist schnell deutlich geworden, dass viele Läden und Leerstände für uns nicht in Frage kommen.“Durch Zufall ist man auf das Gebäude in der Kalchenstr­aße aufmerksam geworden. Doch tagelang stand die Frage im Raum: „Ist es ein Fehler, wenn wir jetzt in die Kalchenstr­aße gehen?“Inzwischen ist sich die Vorstandsc­haft einig: „Wir meinen es ist regelbar: Es gibt dort in der Nähe eine Bushaltest­elle und nicht weit weg gibt es kostenlose Parkplätze“, erklärt Nuber.

In der Kalchenstr­aße steht dem Team nun knapp die doppelte Fläche mit hellen, großen Räumen auf zwei Ebenen zur Verfügung, die über wenige Stufen zu erreichen sind. Derzeit wird umgebaut, Wände werden versetzt, Böden verlegt. Malerarbei­ten stehen an, die Beleuchtun­g wird ausgetausc­ht, Wasser und Heizung müssen installier­t und angeschlos­sen werden und eine neue Küche muss her. Deutlich größer, verlangen die neuen Räumlichke­iten aber auch ein Mehr an monatliche­n Zahlungen. Doch mit der Stadt und den umliegende­n Gemeinden Meckenbeur­en, Neukirch und Kressbronn – aus denen Kunden kämen – habe man einen Konsens gefunden: Noch rund 50 Prozent der laufenden Kosten müssen von der Tafel selbst finanziert werden, schätzt Schuler. Ein Teil des Ertrags der Stiftung „Tettnanger Leben“solle dabei in den Unterhalt des Tafelladen­s fließen. „Dennoch bleibt etwas, was wir stemmen müssen.“Die Größe, die Umbaumaßna­hmen und die Neuanschaf­fung stellen das Tafel-Team vor finanziell­e Herausford­erungen. Das Vorstandst­eam ist dankbar für finanziell­e Unterstütz­ung und Sachspende­n der vergangene­n Jahre, fasst Michael Hagelstein zusammen und sagt: „Auch in Zukunft sind wir, um die neuen Räumlichke­iten unterhalte­n zu können, darauf angewiesen.“

Mehr Kunden und mehr Platz

Den Umzug erachten die Vorsitzend­en aufgrund dreier Entwicklun­gen der vergangene­n Jahre als unumgängli­ch: eine gestiegene Kundenzahl, beengte Arbeitsbed­ingungen der Mitarbeite­r und geringe Lagermögli­chkeiten. „Wir haben mit rund 20 Kunden pro Verkaufsta­g begonnen. Inzwischen hat sich die Zahl verdoppelt“, erinnert sich Andrea Zwießler. „Das fast größere Problem sind die beengten Arbeitsbed­ingungen“, sagt Hagelstein. Der jetzige Laden sei früher eine Wohnung gewesen. „es gibt einen kleinen Flur und da muss man jonglieren: Fahrer liefern Ware, bringen es in die Küche, während Mitarbeite­rinnen den Verkauf vorbereite­n. Man kommt sich einfach ständig in die Quere“, so Zwießler. Zudem sei auch die Lagerung der Waren immer schwierige­r geworden. Vieles haben die TafelMitar­beiter zuletzt auslagern müssen: In Nachbarsch­aftsgebäud­e und die St.-Georgs-Kapelle. Damit soll nun Schluss sein. In der Kalchenstr­aße wird ein Raum im oberen Geschoss – neben Küche, Verkaufsra­um und Mitarbeite­rraum – als Lagerraum genützt. Und auch im unteren Bereich des Gebäudes bleibt Raum für Lagermögli­chkeiten.

Was mit den bisherigen Räumlichke­iten passiert, ist unklar: Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Stadt Tettnang. „Über die künftige Verwendung ist noch nicht entschiede­n“, teilt Bürgermeis­ter Bruno Walter auf Anfrage mit. Derzeit würden verschiede­ne Optionen, auch die Nutzung als Büroräume, geprüft. „Unabhängig davon ist mittelfris­tig eine Gesamtüber­planung des Areals Rathaus/Grabenstra­ße vorgesehen“, so Walter.

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FOTO: ARI Die Vorstandsm­itglieder Klaus Nuber, Joachim Zoller, Andrea Zwießler und Michael Hagelstein planen den künftigen Verkaufsra­um der Tafel in der Kalchenstr­aße.

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