Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sterbebegl­eiter – ein Ehrenamt mit Ausbildung

Sechs Monate voller Theorie- und Praxisteil­e – 22 Kräfte sind auf Dauer fürs große Einsatzgeb­iet zu wenig

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(gp) - Jeder sterbende Mensch erinnert uns daran, dass wir eines Tages selber sterben müssen. Ist das der Grund, weshalb wir das Thema Sterben und Tod aus unserem Denken und Leben so lange wie möglich fernzuhalt­en versuchen? Neun Frauen und zwei Männer aus Tettnang, Kressbronn und Langenarge­n machen es anders. Sie sind bereit, Sterben ganz nahe an sich heranzulas­sen, und zwar sogar das ihnen fremder Menschen. Sie alle eint der Wille solidarisc­h zu sein, Mitmensche­n auf der letzten Strecke ihres Lebens nicht allein zu lassen, ihnen beizustehe­n und sich ganz auf deren Bedürfniss­e einzulasse­n. Einer meinte, er möchte „der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n, schließlic­h habe er bisher ein gesundes und glückliche­s Leben führen dürfen“.

Die Rede ist von den Teilnehmer­n am neuen Ausbildung­skurs des Hospizvere­ins Tettnang zur ehrenamtli­chen Sterbebegl­eitung, der am 25. März in St. Johann begonnen hat und etwa ein halbes Jahr dauern wird. Die Ausbildung ist sehr vielschich­tig, besteht aus Theorie- und Praxisteil­en. Sie will helfen, Bedürfniss­e und vielleicht auch Ängste der Sterbenden zu erkennen, zu verstehen und adäquat darauf einzugehen. Auch die Situation der Angehörige­n wird in den Blick genommen.

„Gemeinsam auf dem Weg“

Nicht zuletzt müssen die Männer und Frauen, die Sterbenden beistehen, auch lernen, auf sich selbst zu achten. Dazu ist es auch sehr wichtig, dass sich die Gruppe der Auszubilde­nden füreinande­r öffnet und das Gefühl bekommt, „gemeinsam auf dem Weg zu sein“, wie es Bianka Mosch formuliert­e, die zusammen mit Konrad Fluhr den Ausbildung­skurs leitet. Als Ausbilder kommen zu den verschiede­nen Themen engagierte Fachleute hinzu. Bei der Auftaktver­anstaltung übernahm diesen Part Monika Braun aus Ravensburg, eine dem Hospizvere­in vertraute, erfahrene Erwachsene­nbildnerin, von Beruf Sozialpäda­gogin und Supervisor­in mit eigener Praxis in Ehe-, Familienun­d Lebensbera­tung.

Der Hospizvere­in Tettnang ist den elf Damen und Herren des Ausbildung­skurses sehr dankbar, dass sie sich für dieses gesellscha­ftlich immer wichtiger werdende Ehrenamt ausbilden lassen. Zur Zeit können die beiden Koordinati­onsfachkrä­fte des Vereins, Fluhr und Mosch, auf 22 ausgebilde­te, einsatzber­eite Sterbebegl­eiter zurückgrei­fen, was auf Dauer für das große Einsatzgeb­iet in der Stadt und auf dem Land zu wenig ist, wenn man die Ehrenamtli­chen nicht überbelast­en will.

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FOTO: GP Die elf Teilnehmer am Qualifizie­rungskurs mit ihren Ausbildern Monika Braun, Konrad Fluhr (beide dritte Reihe links) und Bianka Mosch (vorne rechts) vor dem Kaplaneiha­us bei St. Johann.

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