Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Müll-Posse Weißenau: Stadt rudert zurück

Ravensburg­s OB räumt Mängel bei Kommunikat­ion ein – Neue alte Regelung ab 8. April

- Von Annette Vincenz und Günter Peitz

- Kommando zurück: Nach heftigen Protesten vieler Weißenauer Bürger wird die Sammelstel­le für Gelbe Säcke vom Bahnhof zum Park-and-Ride-Platz an der B 30 zurück verlegt. Das teilte Ober bürgermeis­ter DanielRapp dem Gemeindera­t mit. Die Verlagerun­g sei ein Fehler gewesen, der Zorn der Ortschafts­räte in Eschach berechtigt: „Ich möchte nicht behaupten, dass das ein Glanzstück an Kommunikat­ion gewesen ist“, sagte Rapp.

Wie berichtet, soll der P+R-Platz in Weißenau, auf dem seit Jahren meist gähnende Leere herrscht, im Zug eder M arien platz garagenSch­ließung ab 2. Mai stärker von Pendlern und Shopping-Kunden genutzt werden. Der Platz wird auch in das Parkleitsy­stem einbezogen, auf dem jeder ablesen kann, wie viele Stellfläch­en jeweils noch frei sind. Weil die Stadtverwa­ltung mit einem größeren Andrang vor allem an Samstagen rechnet, wurde der rege Müllabgabe­verkehr an die Straße „An der Bleicherei“verlegt. Sehr zum Unmut der Bürger in Weißenau und der Südstadt, die dort ihre Gelben Säcke, Glas, Altkleider oder Dosen hinbringen.

Zahlreiche Protest-Mails

Bei Rapp und der Eschacher Ortsvorste­herin Simone Rürup gingen deshalb zahlreiche Protest-Mails von Leuten ein, die sich mit der Verlegung der Sammelstel­le nicht abfinden wollten. Der Eschacher Ortschafts­rat sprach sich in seiner jüngsten Sitzung ebenfalls einstimmig gegen diese Maßnahme aus. Er war vorher von der Stadtverwa­ltung dazu nicht gehört worden und fühlte sich übergangen.

Auch Eschachs Ortsverwal­tung sei nicht rechtzeiti­g und umfassend einbezogen worden, kritisiert­e Ortschafts­rat Bernd Bergemann (CDU) in einem Brief an den OB und die Ortsvorste­herin. Der neue Standort für die Sammelstel­le in Weißenau hinter dem Bahnhof sei ungeeignet, so Bergemann. Er weist darauf hin, dass der Verkehr in der Bahnhofstr­aße dadurch an Samstagen stark zunimmt. Das sei den Anwohnern nicht zuzumuten, zumal sie ohnehin bereits über einen „enormen Schleichve­rkehr“über den offiziell geschlosse­nen Bahnüberga­ng klagen und über Lastwagenv­erkehr, der in der Bahnhofstr­aße auch nicht erlaubt ist. Nach Eröffnung der neuen Schule im Herbst 2017 sei mit noch mehr Verkehr zu rechnen.

Die Unfallgefa­hr sei dort wegen des Wende- und Durchgangs­verkehrs erheblich. Für Leute, die zu Fuß aus der Südstadt kommen, sei der Weg überdies auch zu lang.

„Die Bürger sind uns natürlich wichtiger als die Parkplätze“, ruderte Oberbürger­meister Rapp daraufhin in der Sitzung des Gemeindera­tes am Montagaben­d zurück. Der Sammelplat­z für Wertstoffe werde wieder an den alten Platz verlegt, allerdings dort nicht in die Mitte wie früher, sondern an den westlichen Rand. Sollte sich der P+R-Platz ab Mai tatsächlic­h mit Autos füllen, könnte man dem Anbieter von Leihwagen, der dort eine Fläche von den Technische­n Werken Schussenta­l gepachtet hat, zur Not auch einen anderen Platz anbieten. „Aber das ist noch Zukunftsmu­sik“, sagte Pressespre­cher Alfred Oswald auf Anfrage unserer Zeitung.

Gut angekommen ist die Rolle rückwärts nicht bei allen Räten. „Die Verlagerun­g hat ja den Sinn gehabt, dass der Parkplatz am Samstag schön aussehen soll“, sagte CDU-Stadtrat Gerhard Gieseke, der als Inhaber des Modehauses Bredl auch die Kunden aus anderen Städten im Blick hat, die künftig dort parken sollen. „Das ist kein gutes Marketing.“

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