Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Forderungen aus der Montfortstraße
Händler haben einen Antrag zur Verlegung des „Städtlesmarkts“eingereicht.
TETTNANG - Am Montag beginnen die Baumaßnahmen in der Karlstraße. Dass das auch Konsequenzen für die Montfortstraße haben wird, ist den dortigen Händlern, Gastronomen und Dienstleistern bewusst. Um dennoch als Einkaufsstraße auch während der Bauarbeiten attraktiv zu sein, haben sie vor Ostern einen Antrag bei der Stadt eingereicht. Die Forderungen: Der Städtlesmarkt an den Samstagen soll verlegt werden und eine zusätzliche Beschilderung soll an den Spielstraßen-Schildern angebracht werden.
Anfang April haben sie Infos zur Baumaßnahme und zum Baustellenmarketing bekommen, erinnern sich Beate Meier, Irmgard Goltz und Janet Lührs. „Es drehte sich alles um die Karlstraße, was wir auch verstehen, weil es um die Baustelle geht“, sagt Meier, Inhaberin von „Beates Taschengalerie“. „Doch hinterher haben wir uns angeschaut und gefragt: Was ist eigentlich mit der Montfortstraße? Was ist an den Samstagen, wenn Städtlesmarkt ist? Da ist ja dann die gesamte Stadt gesperrt und nicht befahrbar.“Sie wurden hellhörig und seitdem steht die Frage im Raum: Warum kann man das während der Bauphase nicht anders gestalten?
Wenige Tage danach haben sich die Händler aus der Montfortstraße getroffen. Jene, die da waren, seien damit einverstanden gewesen, dass die Forderung eingereicht werde. „Wir haben einen Antrag bei der Stadt gestellt, den Städtlesmarkt während der Bauphase der Karlstraße auf den Montfortplatz zu verlegen. Gleichzeitig haben wir in diesem Schreiben beantragt, dass an der Spielstraßen-Beschilderung eine weitere Beschilderung mit Schrittgeschwindigkeit fahren angebracht wird“, erklärt Meier.
„In der Zeit des Umbaus der Karlstraße ist die Montfortstraße die einzige Zugangsstraße zur Innenstadt“, so Irmgard Goltz, Inhaberin des Schuhhaus Wenzler. Es sei sinnvoll den Markt, wie den Dienstagsmarkt, auf dem Montfortplatz stattfinden zu lassen. „Es wirkt von außen sehr abschreckend, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, ins Zentrum zu kommen.“Nach der Eröffnung der Karlstraße könne der Städtlesmarkt wieder zurückverlegt werden. Es geht ihnen um Erreichbarkeit, um Parkplätze: „Wir brauchen die Parkplätze: Die Leute gehen nur schnell zum Metzger, da parken die nicht außerhalb und sagen ,Ich laufe jetzt schnell mal in die Stadt’. Die Kunden wollen reinfahren, parken, holen, weiterfahren“, sagt Janet Lührs, Inhaberin von Piccolina. „Die Kunden müssen uns erreichen.“
Zudem gebe die Verlegung die Möglichkeit, den Städtlesmarkt neu aufleben zu lassen, ergänzt Beate Meier. „Der Markt bringt Familien in die Stadt, könnte den Einkaufscharakter von Tettnang wecken.“Zudem soll aber auch deutlich gemacht werden, dass die Stadt nicht voll gesperrt ist, dass sollen auch die zusätzlichen Beschilderungen klarstellen: Das ist eine Spielstraße, zwar verkehrsberuhigt, aber befahrbar.
Gefühl: werden allein gelassen
Doch hinter den Forderungen der Händler steckt mehr: „Dieser Antrag war für uns wichtig, weil man uns jedes Mal in der Luft hängen lässt“, sagt Meier. Händler und Gastronomen fühlen sich allein gelassen. „Wir wollen gehört werden“, ergänzt Janet Lührs. Bei dem Antrag schwingt Enttäuschung mit – und Angst. Angst vor leeren Versprechungen. Angst, dass die Montfortstraße weiter abgehängt wird: In den vergangenen Jahren sei, so Goltz, die Montfortstraße von einer Haupteinkaufsstraße zur Nebenstraße mutiert – aufgrund von Belastungen, die von ihr erwartet werden. „Sie wird gesperrt, wann immer es in den Sinn kommt. Musikfeste, Märkte, Zeltaufbauten.“Meier spricht sogar von Einbußen, wenn oben am Bärenplatz die Platzkonzerte sind.
Doch neben Sperrungen ist auch das Erscheinungsbild Grund dieser Sorge: Die Straße sei in Mitleidenschaft gezogen, das Kopfsteinpflaster heruntergekommen. „Es gibt keine Unterstützung, es gibt kein Konzept“, sagt Lührs. Jeder Händler versucht vor seiner Tür mit Kleinigkeiten etwas zu verschönern. „Aber von der Stadt kommt da kein Anstoß.“
Mit dem Antrag wollten sie nun etwas anstoßen. „Wir sitzen alle in einem Boot. Wir wollen an einem Strang ziehen und das Beste für die gesamte Stadt erreichen“, betont Meier und fügt hinzu: „Und uns als Montfortstraße auch einmal ein bisschen hervorheben und sagen: Halt, wir sind auch noch da.“ Seit 14 Tagen liegt der Antrag bei der Stadt und ist am Donnerstag Thema im Verwaltungsausschuss. Auf Anfrage teilt Judith Maier, Pressesprecherin der Stadt, mit, dass eine Verlegung „technisch“möglich sei, finde auf dem Montfortplatz ja auch immer der Dienstagsmarkt statt. In der Zeit der Baumaßnahme fungiert der Platz vor dem Rathaus als Parkplatz, wird aber „mit einem Parkverbot für Dienstag bis 13 Uhr gesperrt beziehungsweise frei gehalten“. Das Pro und Contra – wie Parken, Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit, Verkehr, Fußgänger, Radfahrer – werde am Donnerstag diskutiert.