Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gottschalk und die Kinder
„Little Big Stars“auf Sat.1 – Der Altmeister kann das Showmastern nicht lassen
(dpa) - Odysseus und Thomas Gottschalk haben gemeinsam, dass der Begriff „Irrfahrt“auf beide gleichermaßen anwendbar ist. Der griechische Held in der Ägäis, der deutsche TV-Entertainer quer durch die Senderlandschaft. Dem Sender RTL ist er aktuell noch verbunden, beim Ersten endete seine kurze Karriere abrupt im Juni 2012, und beim ZDF zog er Ende 2011 nach der letzten Ausgabe des Klassikers „Wetten, dass..?“seinen Schlussstrich. Das ist die Kurzübersicht über die vergangenen sechs Jahre. Nun kommt am Sonntagabend mit „Little Big Stars“bei Sat.1 abermals eine neue Show mit Gottschalk ins Fernsehen. Und auch für die Show „Mensch Gottschalk“bei RTL gab es erneut grünes Licht. Die Show war im vergangenen Jahr bei den Zuschauern durchgefallen, bekommt aber dennoch am 28. Mai eine zweite Chance.
Ab Sonntag, 20.15 Uhr, steht der Franke in drei Folgen der Abendshow „Little Big Stars“richtig schön im Rampenlicht. Die Seele des Entertainers, der die große Bühne und den Applaus braucht wie das täglich Brot, muss mal wieder gestreichelt werden. Sein Start steht jedoch nicht unter einem besonders guten Stern, denn ausgerechnet an dem Abend muss er gegen den ARD-„Tatort: Wehrlos“aus Wien antreten und gegen den neuen ZDF-Dreiteiler „Honigfrauen“.
Der Inhalt der Show, die aus den USA stammt (Originaltitel: „Little Big Shots“), ist einfach zu verstehen. Kinder zwischen drei und 14 Jahren besuchen Thomas Gottschalk und demonstrieren ungewöhnliche Talente. Wettbewerb untereinander und Belohnungen gibt es nicht. Die Fähigkeiten der Kleinen stoßen beim großen Meister auf Bewunderung: „Es war mir nie vergönnt, mich zum Beispiel an ein fremdes Klavier zu setzen und draufloszuspielen. Das hat mir meine Mutter nicht ins Stammbuch geschrieben“, sagte Gottschalk Anfang April bei der Präsentation der Sendung in Berlin.
Mit Kindern Shows zu machen, ist mit einer Portion Unberechenbarkeit verknüpft. Aber: „Im TV ist alles gescripted“, sagte Gottschalk. „Hinter diesem Format steckt eine Ehrlichkeit, die ich sonst im TV vermisse. “Die Kinder hätten ihm nicht das Gefühl vermittelt: „Was will der alte Mann von mir?“Er sei erfreut gewesen, dass trotz aller Technisierung der Spieltrieb vorhanden sei. Manchmal wird es auch lustig. „Ich möchte auch Enten-Trainer werden wie du“, sagt ein Knirps. „Enten-Trainer?“„Ja, Entertainer.“
Aber wie lange will sich der Zampano der deutschen Show noch das Fernsehen von heute antun? Die Frage beantwortete er wie immer nicht präzise. „Ich komme aus einer Zeit, in der es keine Alternative zum TV gab“, sagte Gottschalk. „Heute hat jeder einen Laptop auf dem Schoß, es gibt keine ungeteilte Aufmerksamkeit. Aber etwas Neues auszuprobieren, ist ein statthafter Versuch.“Wenn die Quote nicht stimmt, gibt es frei Haus schon die Ausrede im voraus: „Du musst nur das Beste daraus machen und versuchen, es hinterher schönzureden.“
Nach dem Scheitern der ARDVorabendshow „Gottschalk live“(2012), dem unglücklichen Engagement beim RTL-„Supertalent“in der Jury mit Dieter Bohlen (auch 2012) und dem Aus der RTL-Show „Back to School – Gottschalks großes Klassentreffen“(2015) könnte „Little Big Stars“dennoch einer der letzten großen Würfe des Altmeisters sein. Fest steht jedenfalls , dass es bei RTL parallel weiterläuft mit der Show „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“. Wie es beim gleichen Sender nach dem als Finale angekündigten „Mensch Gottschalk“am 28. Mai weitergeht, ist noch unklar. Beim ersten Versuch im vergangenen Jahr hatte die Show sehr schlechte Quoten.