Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fischer sammeln 25 000 Unterschriften
Dreijährige Aktion für mehr Nährstoffe im Bodensee abgeschlossen
WASSERBURG - Die Berufsfischerverbände des Bodenseeraums schließen am heutigen Samstag eine Unterschriftenaktion ab. Hierbei ging es um schwindende Fangerträge. Die Berufsfischer meinen, es seien zu wenig Nährstoffe für die Fischnahrung im See.
Die Aktion hatte das Ziel, für eine Erhöhung des Phosphatwertes zu werben. Nach eigenen Angaben konnten die Fischer rund 25 000 Unterschriften zur Unterstützung ihres Standpunktes sammeln. Sie werden in Güttingen (Thurgau) an politische Vertreter der Bodenseeanrainer übergeben.
„Wir hoffen, dass die Unterschriften dazu beitragen, eine Lösung zu finden“, sagt Roland Stohr, Vorstand der Fischereigenossenschaft der bayerischen Bodenseefischer. Die Aktion war vor drei Jahren angestoßen worden und fand rund um den See statt. Die Berufsfischer leiden wirtschaftlich darunter, dass ihnen immer weniger Speisefische ins Netz gehen. 2015 waren es nur noch 261 Tonnen – so wenig wie zuletzt 1917, wie sie klagen. Für 2016 liegen noch keine offiziellen Zahlen vor. Aus Reihen der Fischer ist aber zu hören, dass die Erträge leicht gestiegen seien. Ihrer Meinung nach stecken dahinter Hochwasserereignisse des vergangenen Frühsommers. So sei wieder mehr Phosphat in den Bodensee geschwemmt worden. Dies habe für die Fische mehr Futter bedeutet.
Generell liegt der Phosphat-Gehalt im Bodensee bei sechs Milligramm pro Kubikmeter Wasser. Nachdem der See vor einigen Jahrzehnten durch zu viele Nährstoffe umzukippen drohte, war das Klärwerknetz ausgebaut worden. Zudem wurden die Vorschriften zur Gülleausbringung in der Seenachbarschaft verschärft. Der Phosphat-Gehalt sank – und damit auch das Algenund Wasserpflanzenvorkommen. Sie bedrohen den Sauerstoffgehalt des Wassers.
Von der Wasserqualität her entspricht der Bodensee inzwischen einem Alpengewässer. Von politischer Seite will daran niemand etwas ändern. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk betont immer wieder, es könne nicht sein, dass wegen der Fischer wieder mehr Phosphat in den Bodensee gelassen werde.
Prinzipiell geht es den Berufsfischer um eine eher moderate Erhöhung. Sie würden zehn bis 15 Milligramm Phosphat pro Kubikmeter Wasser anstreben, berichtet Stohr. Ein solcher Wert liegt in etwa auf der Ebene des Chiemsees in Oberbayern. Dieser ist als Voralpengewässer zertifiziert und darf deshalb mehr Phosphat als der Bodensee enthalten. Besonders stark betroffen vom Nährstoffmangel sind laut Angaben von Norbert Knöpfler Kretzer, Saiblinge und Felchen. Der Langenargener ist Vorstand des Württembergischen Fischereivereins. Wie er berichtet gebe es aber gleichzeitig bei Hechten und Welsen eine positive Entwicklung. Wirtschaftlich gesehen sind diese Fische aber nicht so interessant wie die oben erwähnten.
Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium versucht indes den Berufsfischern ein Ausweichen auf Aquakulturen schmackhaft zu machen. Knöpfler hält nichts davon. Er sieht davon durch eine Konkurrenzsituation die traditionelle Bodenseefischerei bedroht. Wobei bei diesem Thema noch viele Fragen offen sind. Bereits rechtlich gesehen gibt es Hindernisse. So sind Aquakulturen bisher nach einem Übereinkommen der Anrainer im Bodensee nicht erlaubt.