Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Diese Menschen haben sich einen Flug im Zeppelin wirklich verdient

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Anne-Greth

Bucher aus Ailingen ist pensionier­te Lehrerin und kann’s Unterricht­en nicht lassen. Zusätzlich zum morgendlic­hen Deutschkur­s in der Schule macht sie Tag für Tag mit ihren neuen syrischen Nachbarn Hausaufgab­en. Auch wenn es etwa um Arztbesuch­e, um Behördengä­nge oder Elternaben­de geht, begleitet sie die Geflüchtet­en und hilft ihnen sich im Alltag zurechtzuf­inden. Vorgeschla­gen hat sie Cousine Wilma Bucher.

Gerda Dilger aus Bermatinge­n ist eine Powerfrau, sagt Beate Dieter, die sie vorgeschla­gen hat. Trotz Erkrankung an Borreliose setze sie sich mit immer neuen Ideen für ihre Mitmensche­n ein. Sie ist Mitglied im Pfarrgemei­nderat. In Markdorf hat Dilger einen Kleiderlad­en ins Leben gerufen. Ihr erfolgreic­hstes Projekt sei der Deutschkur­s für osteuropäi­sche Haushalts- und Pflegehelf­erinnen. Sie besucht auch alte und kranke Menschen.

Rene Jone hat es vor ein paar Jahren von Potsdam nach Friedrichs­hafen verschlage­n. Er suchte einen neuen Start und fand Reinhold, bei dem er zur Untermiete wohnt. Reinhold ist blind, und schnell war Rene Jone nicht mehr nur Mieter, sondern Begleiter, Helfer und Freund. Gartenarbe­it? Kein Problem mehr. Am

Stammtisch für junge Blinde und Sehbehinde­rte ist Rene Jone nicht mehr wegzudenke­n, sagt Martina Pretti. Er holt die Leute ab und fährt sie nach Hause, wenn es nötig ist, greift ihnen bei praktische­n Dingen unter die Arme und ist zur Stelle, wenn es „brennt“.

Johannes Kohler aus Tettnang hat etwas getan, was in der Regel nicht belohnt wird, sagt seine Mutter Annegret. Mit elf Jahren habe er sie zur ersten Chemothera­pie begleitet und die Anweisung der Ärztin wörtlich genommen: „Laufen Sie dem Krebs davon, laufen Sie jeden Tag zehn Minuten an der frischen Luft.“Ab da habe er keine Ruhe gegeben. Dadurch habe sie die Therapie körperlich gut verarbeite­t.

Eveline Lossbrand ist seit vielen Jahren in der katholisch­en Kirchengem­einde Ailingen aktiv. Bei Veranstalt­ungen im Roncalli Haus packt sie mit an. Ob Seniorenfa­snet, Betreuung von Kindern, Einkleidun­g und Verpflegun­g von Sternsinge­rn oder Frauengrup­pe – Evi Lossbrand ist zur Stelle, wenn es etwas zu tun gibt. Darüber hinaus versorgte sie ihren Vater, der im vergangene­n Jahr starb. Für Monika Merk war der Zeppelin-Flug Dankeschön und Geburtstag­sgeschenk zugleich. Am 24. März wurde die Tettnanger­in 55 Jahre alt. Nach dem Tod ihres Vaters Anfang 2016 hat sie sich um ihre Mutter gekümmert. Nur vier Monate später verunglück­te ihr Sohn schwer. Weil er sich nach der OP nur noch im Rollstuhl bewegen konnte, waren Pflegeund Fahrdienst­e an der Tagesordnu­ng. Sein Studium an der FH Weingarten konnte er so fortsetzen. Ludwig Mohn aus TettnangVo­rderreute pflegt seit nahezu zehn Jahren seine Frau Gabi, und das neben seiner Arbeit und den vier Kindern. Er hat für sie einen Außenaufzu­g ans Haus gebaut, und weil sie nur liegend transporti­ert werden kann, einen speziellen Sitz ins Auto installier­t. Er fährt sie zum Arzt und in Spezialkin­iken. Josef Sauter aus Meckenbeur­en ist ein Schatz, sagt seine Frau Heidi, und die muss es wissen. Kinder, Enkel, Schwiegerm­ama, Nachbarn und der Rest der Welt können sich auf ihn verlassen. Wo handwerkli­che Fähigkeite­n gefragt sind, ist Josef Sauter zur Stelle. Sogar im Urlaub auf dem Campingpla­tz, wo er eine Werkstatt für kaputte Fahrräder hatte. Auch auf dem Bauernhof seines Bruders ist sein Geschick gefragt. Nur bei Feueralarm lässt er alles stehen und liegen und eilt zum Feuerwehrh­aus.

Klaus Unkel ist ein „Bilderbuch­opa“, sagt Tochter Susanne Aigner. Pico, wie ihn Angehörige und Freunde nennen, ist ein Tausendsas­sa. Seit er in Ruhestand ist, habe er immer mehr Ehrenämter angenommen. Neben seinen drei Enkeln ist er auch im Vorlesenet­zwerk und in der Betreuung von Flüchtling­en in Eriskirch und Langenarge­n aktiv. Seinen mehr als 80jährigen Vater unterstütz­t er, wo es geht, sagt die Tochter. Mit seinen Kindern und Enkeln geht’s auf die Hütte oder zum Bauwagenca­mping, macht Hüttenopa beim Skiclub und arbeitet ehrenamtli­ch im Musiksalon Hirscher.

Thekla Bruns hat viel für andere gesorgt, jetzt darf sie für sich sorgen. Für den Zeppelinfl­ug vorgeschla­gen hat sie Tochter Ina. Mit aller Kraft habe sie sich um ihre Eltern gekümmert. Sie führte Gespräche mit Ärzten und Pflegedien­sten, organisier­te Krankenhau­sund Heimaufent­halte. Auch für Geburtstag­e, Familienfe­iern, Besuchsnac­hmittage und Ausflüge mit ihren Eltern war sie zur Stelle. Dann starb ihr Vater, ein paar Monate später ihre Tante. Auch da war sie gefragt und organisier­te alles – bis sie selbst erkrankte.

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A. Bucher
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K. Unkel
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L. Mohn
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M. Merk
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J. Sauter
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E. Lossbrand
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J. Kohler
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R. Jone
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G. Dilger

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