Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Meister des Steuer-Dribblings
Cristiano Ronaldo soll 15 Millionen Euro hinterzogen haben
- Auf dem Rasen könnte es derzeit kaum besser laufen für Weltfußballer Cristiano Ronaldo: 2016 Europameister mit Portugal, Weltfußballer und frisch gebackener spanischer Meister mit Real Madrid. Der portugiesische Stürmer ist Rekordtorschütze der Champions League, steht mit Madrid im Finale gegen Juventus Turin und hat gute Chancen, die Saison auch noch mit dem Titel in der Königsklasse zu krönen.
Auf anderem Terrain läuft es derweil weniger rund für den Superstar, der seit 2009 beim spanischen Rekordmeister unter Vertrag ist. Spaniens Finanzamt glaubt offenbar, dass Ronaldo auch in Sachen Steuerhinterziehung ein Champion ist. Nach spanischen Medienberichten schickte der Fiskus jetzt das Ergebnis monatelanger Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft in Madrid. Demzufolge soll der vierfache Weltfußballer zwischen 2011 und 2014 bis zu 15 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben.
Nun muss die Justiz darüber entscheiden, ob Ronaldos Steuer-Dribbling als Betrug zu werten sind und ihm der Prozess gemacht wird. Anscheinend versuchte Ronaldo bereits, das Finanzamt mit einer Steuernachzahlung von 5,6 Millionen Euro zu besänftigen. Zudem teilten seine Anwälte der spanischen Digitalzeitung „El Confidencial“mit, dass MADRID „keine Betrugsabsicht“vorgelegen habe. Vielmehr gebe es „Unstimmigkeiten“mit dem Finanzamt über die steuerliche Bewertung von Einnahmen aus Bild- und Werberechten. Dabei spielt offenbar auch ein Streit um die Auslegung des inzwischen abgeschafften „Beckham-Gesetzes“eine Rolle, das früher ausländischen Fußballstars einen dicken Steuerrabatt einräumte.
Den Angaben zufolge geht es um rund 150 Millionen Euro, welche der heute 32-Jährige über ein Firmennetz in Finanzoasen kassiert haben soll – eine Information, die Ende 2016 von der Enthüllungsplattform „Football Leaks“den Medien zugespielt und später im Kern von Spaniens Regierung bestätigt wurde. Ronaldo gilt als bestbezahlter Kicker der Welt. Nach einer Schätzung des Wirtschaftsmagazin „Forbes“kassiert er pro Jahr rund 65 Millionen Euro aus Gehältern und Werberechten.
Mit seinen Steuerproblemen befindet sich Ronaldo in guter Gesellschaft: Gerade erst bestätigte der Oberste Gerichtshof Spaniens die Verurteilung von Leo Messi zu 21 Monaten Gefängnis, die vermutlich zur Bewährung ausgesetzt werden. Auch bei dem Barça-Stürmer ging es um die Umleitung von Werbeeinnahmen in Finanzparadiese. Allerdings waren die Summen deutlich geringer als bei Ronaldo: Es ging um zehn unversteuerte Millionen.