Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Naturdenkmal stirbt endgültig
Sturmgeschädigte Kastanie in Raderach muss aus Sicherheitsgründen gefällt werden
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Naturdenkmal in Friedrichshafen ist am Mittwoch gefallen: Die Kastanie direkt vor dem Gasthof „Krone“in Raderach ist nicht mehr zu retten gewesen. Der Sturm am Freitagabend des 18. August hat dem eh schon angeschlagenen Baum den Rest gegeben.
Wohlwissend, dass mehr oder weniger große Entrüstungsstürme zu erwarten sind, wenn in der Stadt große Bäume gefällt werden sollen, gehe die Stadt mit dem Thema „sehr sensibel um“, erklärt Stadtsprecherin Andrea Kreuzer. Bevor es zu der Entscheidung kam, die Kastanie zu fällen, „gab es eine Absprache zwischen Stadtbauamt und der Abteilung Umwelt des BSU als Untere Naturschutzbehörde“. Dabei wurde deutlich, dass es keine Möglichkeit gebe, die Kastanie zu retten. Ein Vororttermin habe irreparable Baumschäden gezeigt: Ein Stammteil der Kastanie wurde abgeknickt beziehungsweise abgedreht. Der betroffene Baumteil ist auf mehrere Meter gesplittert. Kreuzer: „Die Schäden sind so gravierend, dass der Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden muss.“Die Sicherheit der Menschen stehe in diesem Fall eben an vorderster Stelle, sagt die Sprecherin der Stadt.
Am Mittwoch rückte in Raderach eine Spezialfirma mit Kettensägen anrücken. Aus Sicherheitsgründen und als Sofortmaßnahme hatte die Stadt den Kronenbereich der Kastanie bereits abgesperrt. Dicht daneben zeigte sich aber viel Geschäftigkeit: Rund um den Gasthof Krone waren Handwerker zugange. Deren Fahrzeuge standen im Einzugsbereich des sterbenden Baumes.
Die Stadt hat 45 Naturdenkmäler
Die Aesculuc hippocastanum hatte nach Stadtangaben schon mehrere Rettungsversuche hinter sich. Stahlseile, welche die ausladenden Äste des Baumriesen entlasten sollten, waren unübersehbar. Die Stadt Friedrichshafen hatte das Landratsamt über die bevorstehende Fällung informiert. Der Platz wird nicht verwaist bleiben: Als Ersatz für die Kastanie will die Stadt im Spätherbst eine Linde mit einem Stammumfang von 30 bis 35 Zentimeter pflanzen.
Die Kastanie über den Höhen Raderachs war wie gesagt ein Naturdenkmal. Insgesamt sind in Friedrichshafen elf sogenannte „Flächenhafte Naturdenkmale“(FND) ausgewiesen, mit einer Gesamtfläche von mehr als zehn Hektar. Bei den Lebensraumtypen handelt es sich um Kalkquellmoore, Orchideen-Sumpfwiesen und artenreiche Streuwiesen sowie Röhrichte.
Außerdem sind in der Stadt 45 Gehölze oder Bäume als „Einzelschöpfungen“(END) ausgewiesen. Dabei handelt es sich zum einen um alte Berg-Mammutbäume (Wellingtonien) und zum anderen um besonders markante, großkronige heimische Laubbäume, zum Beispiel Linden, Kastanien, Buchen und Stieleichen. Allein zehn Naturdenkmale stehen im Friedrichshafener Uferpark. Es sind Mammutbäume, Blutund Rotbuchen oder ahornblättrige Platanen.
Zuständig für den Erhalt sowie Neuanweisungen von Naturdenkmalen in Friedrichshafen und Immenstaad ist die Stadt Friedrichshafen. Konkret deren Untere Naturschutzbehörde.