Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Grenzwertig
Die Mauer zwischen den USA und Mexiko ist eine Herzensangelegenheit von Donald Trump. Deswegen hat der US-Chef alle 200 Vorschläge von amerikanischen Firmen samt Betonmischungen in einer Mauerschau persönlich geprüft. Vier davon hat er in die engere Auswahl genommen. Die mit Erdbeergeschmack soll nach Angaben des Weißen Hauses Trumps Lieblingsbetonmischung sein.
Im nächsten Schritt sollen ausländische Angebote für Mauern eingeholt werden. Oben auf der Liste stehen Angebote aus Deutschland und China, die Erfahrung mit dem Mauerbau haben. In Deutschland macht man sich Hoffnungen, dass Heidelbeer-Zement den Zuschlag erhält. Allerdings ist ein Streit entbrannt, ob man die Mauer mit einem Todesstreifen ausstatten soll. Einerseits könnte man so die deutsche Rüstungsindustrie stützen, andererseits fehlt es hierzulande an entsprechenden Fachkräften, deren Ausbildung seit 1989 stark vernachlässigt worden ist.
China will Trump die Mauer Nummer 27 süß-sauer zum Mitnehmen schmackhaft machen. Besonders scharfe Dschingis-Khan-Platten sollen das Modell unüberwindlich machen. Dabei scheinen die Chinesen nicht bedacht zu haben, dass die Mexikaner dank regelmäßiger ChiliImpfungen immun gegen scharf sind.
Gespannt darf man sein, wie der Vorschlag aus Israel aussehen wird. Völkerrechtlich kommen die israelischen Sperranlagen Trumps Wunsch wohl am nächsten. Nachdem dessen Geschmacksvorlieben durchgesickert sind, planen nun auch die Römer, sich mit einem Grenzwall zu bewerben – mit dem Erdbeer-Limes. (mws)