Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Anklageerhebung verzögert sich erneut
Der tatverdächtige Vater des 25-jährigen Opfers aus Wilhelmsdorf sitzt im vorzeitigen Strafvollzug
WILHELMSDORF (ric) - Im Fall der im Januar 2016 im Schweizer Kanton Thurgau getöteten 25-jährigen Wilhelmsdorferin ist noch immer keine Anklage erhoben worden. Wie die Staatsanwaltschaft Thurgau auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilt, wird mit einer Anklageerhebung beim Bezirksgericht Frauenfeld wegen eventualvorsätzlicher Tötung bis Ende dieses Jahres gerechnet. Die beschuldigte Person, also der Vater des Opfers, befindet sich nach wie vor im vorzeitigen Strafvollzug, so der Staatsanwaltschaftssprecher Stefan Haffter.
Die Anklageerhebung zieht sich weiter hin. Zuerst war man von einer Anklage zum Jahresende 2016 ausgegangen, dann hieß es, es werde voraussichtlich Anklage im ersten Quartal 2017 erhoben, jetzt hat sich die Sache erneut verzögert. Der Begriff „eventualvorsätzliche Tötung“ist ein Begriff aus dem Schweizer Strafrecht, der eine Art Zwischenkategorie zwischen Mord und Totschlag in Deutschland bedeuten würde.
Das Verbrechen hat sich am 2. Januar 2016 ereignet. Die Polizei hatte nach einem Notruf die Wohnungstür eines damals 37 Jahre alten Mannes, der Ex-Freund der Wilhelmsdorferin, in Wagenhausen (Kanton Thurgau) geöffnet. „Die Beamten fanden eine am Boden liegende Frau und die beiden Männer vor“, hieß es damals von der Schweizer Staatsanwaltschaft. Schnell habe sich dann der Verdacht auf eine vorsätzliche Tötung erhärtet. Die Ermittler hatten es mit einem „außergewöhnlichen Todesfall“zu tun. Zunächst konnte auch ein sexueller Missbrauch nicht ausgeschlossen werden. Dieser Verdacht hat sich aber im Laufe der Ermittlungen nicht erhärtet. Der 37-Jährige wurde bereits im Februar vergangenen Jahres aus der Untersuchungshaft entlassen.
Der tatverdächtige Vater, der Freund und das Opfer hatten sich in Wagenhausen zum Silvesterfeiern getroffen. Die kleinwüchsige Frau hat bis zuletzt in einem Seniorenwohnheim der Zieglerschen in Wilhelmsdorf gearbeitet und wurde von Kollegen und Bewohnern wegen ihrer Fröhlichkeit als „Sonnenschein“beschrieben. Noch immer rätselt die Gemeinde, was am Tattag vor sich gegangen ist.
Laut Berichten der Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“bewegten sich das Opfer, ihr Ex-Freund und der Vater, der aus Leutkirch im Landkreis Ravensburg stammt, in der Mittelalter-Szene. Man traf sie wohl regelmäßig auf Mittelalter-Märkten, außerdem habe sich der Schweizer oft mittelalterliche Gewänder angezogen. Laut „Blick“verkehrten die Männer auf Märkten, Ritterturnieren und Konzerten und verkauften an Ständen Kleider und Felle. Ihren Vater hat die 25-Jährige erst zwei Jahre vor ihrem Tod zum ersten Mal getroffen.